Für einen besseren Umgang mit unserer heterogenen Schülerschaft

Für viele Kinder beginnt demnächst der Ernst des Lebens: Sie beginnen ihre Schullaufbahn, die ihnen die besten Chancen für ihr späteres Leben geben soll, eine Aufgabe von Staat und Politik. Wie sich das System verbessern lässt, darüber lässt sich vortrefflich diskutieren.

Das Bildungswesen muss sich laufend anpassen und entwickeln – es gibt viel zu tun. In der Grundschule muss man zunächst die diesjährigen Orientierungsresultate des vierten Zyklus zur Kenntnis nehmen: Der Anteil der Schüler für den klassischen und technischen Sekundarunterricht ist gesunken und es wurden mehr Schüler in den Modularunterricht geschickt. Dabei ist das im Sekundarunterricht verlangte Niveau ja nicht schwerer geworden. Wir haben hier ein Problem, das riskiert, sich noch zu verstärken. Wir brauchen unbedingt einen besseren Umgang mit unserer stark heterogenen Schülerschaft. Da es schwierig für einen Lehrer ist, auf all die unterschiedlichen Schüler eingehen zu können, müssen wir Rahmenbedingungen setzen, damit schwächere Schüler unterstützt werden, ohne die starken Schüler zu vernachlässigen. Auch diese müssen gezielt gefördert und gefordert werden, ansonsten riskieren sie das Lernen zu “Verlernen” und schlecht auf die spätere Ausbildung im Lyzeum vorbereitet zu sein.

Insofern müssen wir noch gezielter differenzieren, eventuell mehr Gruppen von Schülern bilden. Die verschiedenen Grundschulen benötigen je nach Schülerschaft ein eigenes Profil. Gezielte Projekte innerhalb des “Plan de Réussite Scolaire” sollten u.a. den Umgang mit der Heterogenität definieren, die notwendigen Mittel für solche Projekte müssen frei gemacht werden.

Diese Organisation braucht eine gestärkte Schulleitung. Die Rolle des Schulpräsidenten innerhalb des Schulkomitees wächst sich zunehmend zu einem Vollzeitjob aus. Die Schulleitung gehört aber nicht in die Hand eines Einzelnen, sei es des Schulpräsidenten oder des Schuldirektors. Sie soll im Team geschehen, d.h. andere Lehrer müssen sie in ihrer Aufgabe unterstützen. Auch die Eltern gehören einbezogen, sei es in einem “Schulkomitee” oder in einem “conseil d’éducation” wie in den Lyzeen. Im Sekundarunterricht müssen wir die Diskussionen über die große Baustelle “Reform” umgehend wieder beginnen.

Wir müssen uns vor allem auch mit der Bedeutung der Sprachen auseinandersetzen: Welche Berufe brauchen wir, wieviele Sprachen, mit welchem Niveau und welche Sprachen erfordern sie? Für manche Berufe, wie für Ingenieure beispielsweise müsste das Englische mehr betont werden. Wir importieren derzeit viele Arbeitnehmer auf Stellen, die wir auch in Luxemburg besetzen könnten, wenn unsere Schüler in der Schule nicht an den für die drei Sprachen erforderten Kenntnissen scheitern würden. Auch bei der Schülerbetreuung ist noch einiges zu tun: Landesweit sollte für die Schüler des unteren Zyklus eine Ganztagsbetreuung angeboten werden, die freiwillig genutzt werden kann, wenn niemand zuhause ist.

Dringend muss auch bei der Reform der Berufsausbildung nachgebessert werden. Bis jetzt wurden schnell die nötigen Anpassungen gemacht, um zu verhindern, dass die Schüler nach vier Jahren nicht ohne Diplom da stehen, aber wie wird das “zusätzliche” Jahr praktisch organisiert? Welche Anpassungen müssen durchgeführt werden, um die aktuellen Probleme zu lösen: Die Organisation der “Rattrapagemodule”, die hohen Durchfallquoten bei dem “projet intégré final”…Hier müssten Lösungen und Anpassungen noch vor dem Schulbeginn vorgestellt werden.

Quelle: Lëtzebuerger Journal, 4. September 2014