Die Vergrößerung der Wüsten und die ungebremsten Flüchtlingsströme

Die Vergrößerung der Wüsten und die ungebremsten Flüchtlingsströme

Prof. Dr.-Ing. Marcel Oberweis

Am 17. Juni hat die Weltgemeinschaft den Internationalen Tag der Wüstenbildung  & der Dürre mit dem Slogan „Land bedeutet Zukunft – machen wir es klimafest“ und am 20. Juni den Internationalen Weltflüchtlingstag unter dem Motto „Leben in Würde und Sicherheit neu aufbauen“ begangen.  Es sind dies zwei Tage, die zur Besinnung anregen sollen. Der erste Aktionstag wurde im Jahr 1994 eingeführt, um das weitere Ausbreiten der Wüsten zu unterbinden und der zweite Aktionstag wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen.

Die fortschreitende Wüstenbildung ist nicht nur ein Problem der Menschen in Lateinamerika, in Afrika und in Asien, mittlerweile werden auch die Menschen in den reichen Ländern von dieser Plage heimgesucht. In den Dürregebieten der Entwicklungsländer jedoch, wo sich die Lebensbedingungen der Bewohner seit mehreren Jahren verschlechtern, herrscht derzeit „Aufbruchstimmung“. Die Flüchtlingsströme, welche sich in Richtung der Europäischen Union in Bewegung setzen, liefern den Beweis.

Durch die Ausbreitung der Wüsten werden jährlich etwa Millionen ha durch die Erosion „verschlungen”. Durch die Versteppung und die anschließende Wüstenbildung beträgt der Verlust, laut den UN-Unterlagen, etwa 1,4 Prozent der weltweiten Agrarflächen. Das Tempo der Erosion hat sich um das Zwanzigfache während den vergangenen Jahren in Afrika beschleunigt.

Setzt sich dieser Trend fort, dann erhält bei der wachsenden Weltbevölkerung der einzelne Mensch eine immer geringere Fläche zur Ernährung. Die Klimaexperten warnen vor der Vergrößerung der Wüsten als eine schleichende Konsequenz des Klimawandels, hervorgerufen durch den stetig wachsenden Verbrauch von fossilen Energieträgern und der damit zusammenhängenden Treibhausgasemissionen.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass derzeit 250 Millionen Menschen betroffen sind und deren Überlebenschancen stark eingeschränkt werden. Sie werden gezwungen, die angestammte Heimat zu verlassen. Die Zahl der Flüchtlinge hat den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht, dies laut einer Verlautbarung der Vereinten Nationen anlässlich des Weltflüchtlingstags. Zum Jahreswechsel 2013/2014 waren 51,2 Millionen Männer, Frauen und Kinder vor Gewalt und Unterdrückung innerhalb und außerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht. Eine Steigerung um 6 Millionen Menschen gegenüber dem Vorjahr.

In diesem Zusammenhang sei auf die Problematik der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern hingewiesen. Wenn die kleinbäuerlichen Betriebe keine Unterstützung erhalten, dann können die benötigten Nahrungsmittel nicht produziert werde. Vielfach kommt hinzu, dass durch die falsche Bewirtschaftung die natürlichen Ressourcen nicht geschont werden. Der lokale Missmanagement der Böden durch die Kleinbauern d.h. die Rodung von etwa zwei ha Land und anschließend drei Jahre intensive Bewirtschaftung laugen den Boden aus. Die Düngung ist zusätzlich nicht optimal und die Schädlinge stellen ein weiteres Hindernis zur Verbesserung der desolaten Lage dar. Es fehlen die Lager, um die geernteten Agrarprodukte fachgerecht aufzuheben.

Hier bedarf es der Bildung, um die nötigen Kenntnisse bezüglich der Fruchtfolge, der Bewässerungssysteme, des optimalen Düngens und des erfolgreichen Saatgutes zu erhalten. Wenn wir den 700 Millionen Kleinbauern adäquate Arbeitsgeräte und verbesserte Infrastrukturen bereitstellen, damit  sie ihre Produkte auf den lokalen und regionalen Märkten anbieten können und über genügend Einkünfte verfügen, dann wird sich die Lage verbessern.

Ein wichtiger Punkt dieses Prozesses stellen die Frauen dar, spielen doch sie eine herausragende Rolle in der Nahrungsmittelproduktion. Wenn ihnen der nötige Zeitraum zur Bildung eingeräumt wird und dies kann über die modernen Kommunikationsmittel geschehen, dann dürfte die Landflucht aufgrund der Perspektivlosigkeit eingedämmt werden.

Die Demokratie globalisieren

„Alles hinter sich zu lassen, was einem lieb und teuer war, bedeutet, sich in einer unsicheren Zukunft wiederzufinden, in einer fremden Umgebung. Stellen sie sich vor, welchen Mut es erfordert, mit der Aussicht fertig zu werden, Monate, Jahre, womöglich ein ganzes Leben im Exil verbringen zu müssen.” so die Aussage des UN-Flüchtlingshochkommissars António Guterres.

Was uns heute bedroht, ist nicht nur die Bevölkerungsexplosion, sondern die Explosion des Egoismus. Die reichen 20 Prozent dieser Erde haben Angst, dass der bisher allein von ihnen verprasste Wohlstandskuchen mit den armen 80 Prozent geteilt werden müsste. Der unbändige und ungerechte Ressourcenverbrauch führt zu einem größeren wirtschaftlichen Ungleichgewicht und letztendlich einerseits zu Konflikten und andererseits zu einer Beschleunigung der Erderwärmung und des Klimawandels – es liegt eine positive Rückkopplung vor.

Gemäß meiner Meinung sollte der Wohlstand nur als ein Zustand gewertet werden, der die Reichen dieser Welt dazu verpflichtet, Verantwortung gegenüber den Nichtshabenden zu übernehmen. Die Epoche der Verantwortungslosigkeit muss ein Ende nehmen, denn der begrenzte Planet erlaubt keine Exzesse. Nur durch ein verstärktes Engagement für mehr Gerechtigkeit können wir auf diese beiden Internationalen Aktionstage verzichten. Es mag der Begriff „Ökonomie“ in die Diskussion eingebracht werden, weist dieser doch auf die Verteilung der Ressourcen für den Haushalt hin. Er stammt aus dem griechischen Begriff „oikonomia – oikos (Haushalt) und nemein (verteilen).

Die Menschenrechte deshalb weltweit verwirklichen, die ökonomische Globalisierung menschlich und ökologisch gestalten, den Frieden sichern, die Armut überwinden und die soziale Gerechtigkeit gewährleisten sowie die ausreichende Finanzierung einer wirksamen Entwicklungspolitik sichern, stellen die Eckpunkte dieses globalen Entwicklungsprojektes dar. Die wachsende Kluft zwischen den wenigen reichen und den unzähligen armen Menschen auf der Erde stellt die Hauptursache für die derzeitige aus dem Ruder laufende  Entwicklung dar. Sie ist nicht nur wirtschaftlicher Art, sondern vor allem von sozialer Realität geprägt.

Hat nicht diesbezüglich der FAO-Generalsekretär Jacques Diouf folgendes Statement geliefert: „Wir müssen anfangen, für die Zukunft vorzubauen – und zwar jetzt.”

Literaturhinweise:

http://www.unhcr.de/unhcr/events/weltfluechtlingstag.html

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2014/06/2014-06-19-oezugus-weltfluechtlingstag.html

http://www.togev.de/news-presse/alle-meldungen/news-detail/artikel/weltwuestentag-2014.html

http://www.garten-als-naturschutz.de/welttag-fuer-die-bekaempfung-der-wuestenbildung-und-duerre/