Die Einflüsse auf den menschlichen Organismus durch Hochspannungsleitungen

Eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Marcel Oberweis an den Herrn Minister für Gesundheit und den Herrn Minister für Nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen

Herr Präsident,

Gemäß Artikel 80 der Geschäftsordnung der Abgeordnetenkammer, bitte ich Sie, die parlamentarische Anfrage, betreffend die Einflüsse auf den menschlichen Organismus durch die Hochspannungsleitungen, an den Herrn Minister für Gesundheit und den Herrn Minister für Nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen weiterzuleiten.

Der elektrische Strom wird hauptsächlich in Kraftwerken hoher Leistung erzeugt und mittels Drehstrom-Hochspannungsleitungen zum Endverbraucher transportiert. Durch die Energieübertragung wird ein elektromagnetisches Feld mit der Frequenz von 50 Hz erzeugt. Des Weiteren kommt es zu Funkentladungen und zur Abstrahlung im Hochfrequenzbereich. In der technisch-wissenschaftlichen Literatur wird auf die negativen Einflüsse seitens der Hochspannungsleitungen aufmerksam gemacht, vor allem auf die Gesundheit. In der medizinischen Gemeinschaft gibt es jedoch eine kontroverse Diskussion zu diesen Einflüssen, wird doch vielfach auf das Eintreten von Leukämie bei Kindern berichtet.

Um den Einfluss der Hochspannungsleitungen zu untersuchen, wurde eine Feldstudie von Epidemiologen des Kinderkrebszentrums der englischen Universität Oxford durchgeführt. Es wurden die medizinischen Daten von 28.968 Kindern aus England und Wales analysiert, welche im Alter von unter 15 Jahren mit Krebs diagnostiziert wurden. Das Ziel der Feldstudie war das Aufsuchen des relativen Risikos, an Krebs zu erkranken durch das Wohnen in der Nähe einer Hochspannungsleitung. Die Resultate wurden im „British Journal of Cancer“ im September 2010 publiziert. Im folgenden Auszüge aus der Studie: „Die Gesamtauswertung ergab ein relatives Risiko zwischen 1,14 für Leukämie, 0,8 für Tumoren des zentralen Nervensystems und 1,3 für die restlichen Tumorerkrankungen. Dies scheint zu bedeuten, dass die Wahrscheinlichkeit im Umfeld von Hochspannungsleitungen an Leukämie zu erkranken 1,14 Mal höher ist als ohne Hochspannungsleitung.“ „Im Gefahrenbereich von 100 m unter einer Hochspannungsleitung verdoppelt sich das Risiko an Leukämie zu erkranken bei unter 15-jährigen. 500 Kinder erkranken jährlich in Großbritannien an Blutkrebs, 20 – 30 % gehen schätzungsweise auf das Konto von starkem Elektrosmog.“

Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt an, dass sich die elektrische und die magnetische Feldstärken in einem Abstand von 60-80 m von Hochspannungsleitungen soweit verringert haben, dass sie zum Teil sogar um Größenordnungen unterhalb der Grenzwerte von IPRA liegen. Das Umweltinstitut München empfiehlt dagegen einen Abstand von 80 bis 120 m bei 220 kV.

In diesem Zusammenhang möchte ich an den Herrn Minister für Gesundheit und den Herrn Minister für Nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen folgenden Fragen stellen:

  • Haben die Ministerien Kenntnis der Resultate dieser Feldstudie, durchgeführt vom Kinderkrebszentrum der englischen Universität Oxford?
  • Welche Empfehlungen hinsichtlich der exakten Abstände von Hochspannungsleitungen unterschiedlicher Spannung sind nunmehr bindend, aktuell liegen unterschiedliche Weisungen bezüglich der Abstände vor?
  • Welche Auswirkungen werden die verordneten Abstände auf die sich in der Ausarbeitung befindlichen kommunalen allgemeinen Bebauungspläne (PAG) haben?
Es zeichnet hochachtungsvoll,

Marcel Oberweis

Abgeordneter
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