Jean-Claude Juncker hat als Vorsitzender der Euro-Gruppe die erwartete Leitzinserhöhung der EZB erneut als voreilig kritisiert.
Des Weiteren betonte er, dass durch derartige Erklärungen die Unabhängigkeit der Zentralbank jedoch keineswegs in Frage gestellt sei. Jean-Claude Juncker hat in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Euro-Gruppe diese Standpunkte vor einem Ausschuss des EU- Parlaments mit Nachdruck vertreten. Ausführlich und kritisch kommentierte er die für Donnerstag beabsichtigte Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Unter Kontrolle
So sei aus Sicht der Minister der Euro-Gruppe eine Zinserhöhung nicht zwingend geboten, erklärte Juncker. Er verwies außerdem auf die Tatsachen, dass Zweitrundeneffekte auf die Gehälter ausgeblieben seien, die Kerninflation derzeit bei 1,5% bis 1,7% verharre und die Auswirkungen gestiegener Erdölpreise und einiger Steuererhöhungen im Laufe der Zeit wieder zurückgeführt werden könnten. Die Teuerung sei unter Kontrolle.
Fragile Elemente
Einschränkend meinte Juncker, dass die EZB aus der Geldmengenentwicklung sicherlich Gründe zur Wachsamkeit ableiten könne. Doch sei es ebenso notwendig die Auswirkungen einer Zinserhöhung auf das Wachstum im Auge zu halten. Das Wachstum zeichne sich als zwar kräftig aus, dennoch seien viele fragile Elemente immer noch vorhanden. Falls die Zentralbank zum Schluss komme, dass ein moderater Zinsschritt nötig sei, müsse man daraus schließen, dass die EZB das Wachstum für robust und die konjunkturelle Erholung für keineswegs gefährdet halte, so ein skeptischer Juncker.
Juncker wies Befürchtungen zurück, dass die im Maastricht-Vertrag fixierte Unabhängigkeit in Frage gestellt sei. “Es ist klar, dass die Zentralbank unabhängig ist und in der Zinspolitik autonom entscheidet”, so Juncker, der den Standpunkt vertritt, dass die Zinspolitik keine Verhandlungssache zwischen der EZB und der Euro-Gruppe ist