Von der Wegwerfgesellschaft zur zirkulären Wertschöpfungsgesellschaft

Es hat sich mittlerweile in weiten Teilen der Gesellschaft eingebürgert, dass die Kreislaufwirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit erhöht und die Ressourcen schont. Diese Form der Wirtschaft strebt die längst mögliche Nutzung von Produkten und Rohstoffen an d.h. die anfallenden Abfälle sollen soweit wie möglich wieder als Rohstoffe in die Produktionsprozesse rückgeführt werden. Zusätzlich verringern sich die schädlichen  Umweltbelastungen auf die natürlichen Ressourcen.

Der Zuwendung zur Kreislaufwirtschaft liegt der Gedanke zugrunde, dass die Ressourcen knapper und teurer werden, dies angesichts des Wachs­tums der Weltbevölkerung und des erhöhten Verbrauchs in den aufstrebenden Schwellenländern.

Den Übergang nun einläuten

Die aktuellen Verbrauchsmuster beruhen auf den Prinzipien der Linearwirtschaft, sie wird auch als Wegwerfwirtschaft bezeichnet, in welcher die Ressourcen gewonnen, verarbei­tet, verwendet und zum Schluss fast vollständig als Abfälle ent­sorgt werden. Es wird verstärkt sichtbar, dass dieses lineare Modell den Erfordernissen der nachhaltigen Entwicklung nicht mehr gerecht ist. Unumkehrbar gilt, dieses Wirtschaftsmodell verlangt nach einem hohen Materialverbrauch.

Mit der Kreislaufwirtschaft kommen der Ressourceneffizienz, der Abfallvermeidung, der Wiederver­wendung, der Wiederverwertung und dem Recycling als Kernelemente dieses innovativen Konzeptes eine hohe Bedeutung zu. Vom Beginn (der Wiege) soll die umweltgerechte Gestaltung der Produkte gewährleistet werden und am Ende (der Bahre) sollen die eingesetzten Materialien durch das Recycling rückgewonnen werden.

Wichtige Informationen zum Materialverbrauch

Der Rohstoffverbrauch der Erde betrug im Jahr 2000 etwa 10 Milliarden Tonnen und hat sich auf 70 Milliarden Tonnen im Jahr 2017 erhöht und wird voraussichtlich auf 140 Milliarden Tonnen im Jahr 2050 steigen. Wenn die Europäische Union sich der  Kreislaufwirtschaft zuwendet, dann dürfte sie Materialkosten  in Höhe von mehreren 100 Milliarden Euro sparen. Derzeit gehen in Europa Jahr für Jahr durch Abfälle etwa 600 Mio. Tonnen an Materialien verloren, die recycelt oder wiederverwendet werden könnten.

Hinsichtlich der Kunststoffe werden heute weniger als 25 % der gesammelten Kunststoffabfälle recycelt und etwa 50 % landen auf den Deponien, der Rest wird verbrannt. Die Europäische Union steht angesichts der hohen Importabhängigkeit von  hochwertigen Ressourcen in der Verantwortung und fördert verstärkt die Kreislaufwirtschaft. Mittels unterschiedlicher Aktivitäten sollen nunmehr folgende Akzente in der Abfallpolitik gesetzt werden:

  • die Steigerung der Ressourceneffizienz um 30 % von heute bis zum Jahr 2030
  • die Wiederwendungs- und Recyclingquote von Siedlungsabfällen sollen um 70 % und die Recyclingquote für die Verpackungsabfälle sollen um 80 % bis zum Jahr 2030 erhöht werden; bei Glas, Papier und  Metall werden Recyclingquoten von 80 % bis zum Jahr 2030 eingefordert
  • die Schaffung von mehreren Hunderttausenden Arbeitsplätzen in den Kernbereichen der Kreislaufwirtschaft bis zum Jahr 2030.

Elemente der Kreislaufwirtschaft

Ein wichtiger Aspekt des Produktlebenszyklus ist das Ökodesign von Produkten, sodass ein Produkt am Ende seines Lebenszyklus möglichst vollstän­dig verwertet und die in ihm enthaltenen Rohstoffe ­rückgewonnen werden. Die Kreislaufwirtschaft verringert die Nachfrage nach Primärrohstoffen und die Wertschöpfungsket­ten werden weniger anfällig für die Preis­schwankungen der internationalen Rohstoffmärkte sowie der Versorgungsunsicherheiten aufgrund von Knappheiten.

Die Kreislaufwirtschaft bietet die optimale nachhaltige Lösung, um jeden Verbrauch zu verringern. Das Kernelement ist die gleichrangige Berücksichtigung der sozialen, der umweltschützerischen und der wirtschaftlichen Belange. Dabei müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass sowohl die Wirtschaft als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher vor überhöhten Kosten geschützt werden.

Die Ökologie und die Ökonomie in der Kreislaufwirtschaft zu vernetzen, stellt die wichtigste Aufgabe dar, gemäß dem zukunftsweisenden Konzept: „Von der Wiege bis zur Bahre“, welches sich an der Natur orientiert, dort wo keine Abfälle anfallen.

Die Europäische Kommission schätzt, dass der sinnvolle Verbrauch, das Recycling und die Wiederverwertung der Weltwirtschaft einen Nutzen von 4.000 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 erbringen. Im Rahmen der Kreislaufwirtschaft liefern die Abfallvermeidung, das Ökodesign, die Wiederverwendung und ähnliche Maßnahmen jährliche Nettoeinsparungen von 600 Mrd. Euro in der Europäischen Union und gleichzeitig verringern sich die schädlichen Treibhausgasemissionen um 2 bis 4 %.

Schlussgedanken

Der Übergang von der Linearwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft stellt einen Paradigmenwechsel dar. Der Wechsel in dem bisherigen Wirtschafts- und Verbrauchssystem ist unabdingbar, um den künftigen Generationen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Die Veränderungen in der Produktion, im Verbrauch und in der Wiederverwertung erfordern innovative Technologien und Herstellungsprozesse sowie vernetzte Dienstleistungen. Wenn dies gelingt, werden wir die Zukunft unserer Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe auf der globalen Bühne garantieren. Dies benötigt jedoch die Verantwortung aller Verbraucher.

Marcel Oberweis

Abgeordneter

Quellenhinweis:

Bild der Kreislaufwirtschaft (Wirtschaft und Umwelt)