Die Digitalisierung stellt einen fundamentalen Wandel vieler Aspekte unseres Lebens dar. Eine Digitalisierung, die vernünftig und verantwortungsvoll genutzt wird, erleichtert die Lebensorganisation und bereichert den Alltag. Dazu gehört übrigens auch der souveräne Umgang mit ihr und die digitalen Geräte zum richtigen Zeitpunkt wegzulegen.
Für die Wirtschaft stellt die Digitalisierung einen Innovationsschub dar, der neue Perspektiven eröffnet. Der Einsatz der IT-Techniken schafft Möglichkeiten, um das Know-how, das den Wirtschaftsstandort Luxemburg auszeichnet, weiterzuentwickeln und in die neue Zeit zu tragen. Das zählt für jeden Sektor, die Industrie, den Mittelstand, den Finanzplatz …
Mit den Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung verändern sich vor allem auch die Arbeitsbedingungen. Für viele Arbeitnehmer bieten sich interessantere und abwechslungsreichereTätigkeiten an. Ihre berufliche Aktivität ist zum Teil nicht mehr zeit- und ortsgebunden.
Neben neuen Möglichkeiten zeichnen sich aber auch Risiken ab, die in der Diskussion, die zur Zeit u.a. im Rahmen der Rifkin-Studie geführt wird, nur unzureichend thematisiert werden.
Digitalisierung kann zu mehr Stress und Arbeitsverdichtung für die Arbeitnehmer führen. Der sich auflösende feste Rahmen von Arbeitszeit und Arbeitsort verstärkt die Gefahr der Selbstausbeutung und der persönlichen Überforderung.
Die rezente Studie der Arbeitnehmerkammer „Quality of work index“, die in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg erstellt wurde, ist in diesem Zusammenhang aussagekräftig: Für zahlreiche Arbeitnehmer geht die Digitalisierung mit einem wachsenden psychischen Druck einher. Die Anzahl von unterschiedlichen Aufgaben nimmt laufend zu. Die ständige Erreichbarkeit ausserhalb des Arbeitsplatzes und der Arbeitszeiten stellt eine psychische Belastung dar, die immer öfter zu beruflichen Erschöpfungszuständen führt.
So darf die Arbeit der Zukunft nicht aussehen. Der Mensch muss auch in der digitalen Arbeitswelt das Maß aller Dinge sein.
Dies zu bewerkstelligen, ist die Aufgabe der Sozialpartner und der Politik, die gemeinsam ein klares Regelwerk zum Schutz aller Arbeitnehmer vorlegen müssen.
Ein verlässlicher Arbeits- und Sozialschutz muss dabei vor allem auch für die wachsende Zahl von Beschäftigten in atypischen Arbeitsverhältnissen gelten, die z.B. als Solo-Selbständige auf Internetplattformen unterschiedliche Dienstleistungen anbieten.
Die Digitalisierung darf nicht in einem sozialen Vakuum stattfinden, wo wesentliche Standards von Artikel 121 des Arbeitsgesetzbuchs bezüglich Entlohnung, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten plötzlich nicht mehr zählen.
Das Leitbild der CSV ist deshalb ganz eindeutig, dass alle Beschäftigten, sowohl in der analogen wie der digitalen Arbeitswelt auf einer sicheren sozialen Grundlage arbeiten und neben einer fairen Entlohnung auch einen Anspruch auf soziale Absicherung erwerben.
Für die CSV beschränkt sich der digitale Innovationsschub daher nicht auf neue ökonomische Chancen. Arbeit ist auch im digitalen Zeitalter bedeutend mehr als nur Broterwerb, sondern sie bleibt ein wichtiges identitätsstiftendes Merkmal. Daher will die CSV im Dialog mit andern gesellschaftlichen Akteuren eine soziale Vision für das digitale Zeitalter gestalten.
Wir wollen als Volkspartei der sozialen Mitte die Fortschritte der Digitalisierung in gesellschaftlichen Fortschritt ummünzen.
Die Digitalisierung von Arbeit muss einhergehen mit einer Humanisierung der Arbeit, die an die wegweisenden Humanisierungsinitiativen früherer Jahre anknüpft, als es darum ging, schwere und eintönige Industriejobs menschenwürdiger zu gestalten.
Es handelt sich dabei um eine wesentliche Zukunftsaufgabe, die von den Arbeitgebern, Gewerkschaften und Betriebsräten in einem sozialpartnerschaftlichen Geist angegangen werden muss. Die politischen Entscheidungsträger sind ihrerseits verantwortlich für das verlässliche und stabile gesetzliche Fundament.
Marc Spautz, Abgeordneter, CSV-Parteipräsident
(Zu Gast im Land, 05/01/2017)