Die Weltklimakonferenz COP 22 in Marrakesch

Die Weltklimakonferenz COP 22 in Marrakesch

Während zwei Wochen diskutierten die Delegierten aus 196 Staaten in Marrakesch (Marokko) über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Diese wurde anlässlich der COP 21 im Dezember 2015 verabschiedet, es stellt den Nachfolger des Kyoto-Protokolls aus dem Jahr 1997 dar, welches im Jahr 2020 ausläuft. Mit dem Pariser Abkommen wird die globale Weiche in Richtung der nachhaltigen Entwicklung hin zur Abschwächung der Veränderungen des Klimas gestellt. Die Weltgemeinschaft hat mittlerweile erkannt, dass die schleichenden Folgen des Klimawandels alle Staaten „befallen“ und möchte umgehend die schädlichen Treibhausgasemissionen vermindern, wenn möglich auf Null zurückfahren. Doch selbst wenn der Höhepunkt der weltweiten Treibhausgasemissionen bald erreicht sein sollte, wird der Temperaturanstieg noch viele Jahrzehnte weiter gehen.

Gemäß den Schätzungen des Weltklimarates betragen die weltweiten Schäden durch die extremen Wetterereignisse u.a. Wirbelstürme, Erosion, Erdrutsche, Wüstenbildung und Überschwemmungen etwa 200 Milliarden $ jährlich, dies mit steigender Tendenz. Es besteht kein wissenschaftlicher Zweifel daran, dass die Treibhausgasemissionen, die nicht nachhaltige Verwendung von Energieträgern, die Verschmutzung der Ozeane und der Landflächen, die Austrocknung von gewaltigen Agrarflächen sowie das Fehlen einer effizienten Kreislaufwirtschaft die Lebensräume vor allem in den Entwicklungsländern zerstören. Zusätzlich wirkt sich der Verlust an wertvollen landwirtschaftlichen Flächen negativ aus, um die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung zu sichern. Die klimabedingten Katastrophen zwischen den Jahren 2008 und 2013 haben etwa 140 Millionen Menschen gezwungen, ihr Zuhause zumindest zeitweise zu verlassen.

Dem Bericht der Internationalen Energieagentur entnimmt man, dass 44.000 Milliarden US $ benötigt werden, um den weltweiten Energieverbrauch bis zum Jahr 2040 zu decken. Weitere 23.000 Milliarden US $ werden für die erhöhte Energieeffizienz benötigt, um die Erderwärmung auf weniger als 2 Grad C zu begrenzen. Meines Erachtens liegt der entscheidende Schlüssel für die erhöhte Energie- und Ressourcenschonung jedoch im intelligenten Einsatz von wirtschaftlichen Instrumenten. Wenn bereits beim Einsatz der  fossilen Energieträger die ökologische Wahrheit widergespiegelt werden würde, dann würden diese mittelfristig aus dem Energiemarkt verschwinden und die erneuerbaren Energien würden einen starken Rückenwind erhalten.

Für die Bekämpfung und die Behebung der Schäden des Klimawandels, vor allem in den Entwicklungsländern, hat sich die  Staatengemeinschaft bemüht, jedoch ohne großen Erfolg in Marrakesch, die versprochenen Finanzmittel zur Speisung des Klimafonds in Höhe von 100 Milliarden US $ mit Blick auf das Jahr 2020 bereitzustellen.

Der Weltklimarat und der Weltenergierat weisen ebenfalls in ihren rezenten Studien auf die negativen Folgen des Klimawandels hin. Die Klimawissenschaftler weisen darauf hin, dass ohne umgehende Begrenzung der schädlichen Treibhausgasemissionen die Temperatur der Erdatmosphäre um 5,4 Grad C bis zum Jahr 2100 gegenüber dem vorindustriellen Wert um das Jahr 1850 ansteigen wird. Anlässlich der Marrakesch-Konferenz wurde verlautbart, dass die Erhöhung mittlerweile 1,2 Grad C beträgt. Eine weitere Folge stellt die Erhöhung des Meeresspiegels dar, dürfte sich dieser um 82 cm bis zum Jahr 2100 erhöhen – heute bereits 19 cm. Den Delegierten war deshalb gemeinsam, dass alle Bemühungen darauf abzielen, die Erhöhung auf weniger als 2 Grad C, sogar auf weniger als 1,5 Grad C zu begrenzen.

Die EU-Umweltagentur in Kopenhagen hat in ihrem Bericht zur Luftqualität im November 2016 darauf hingewiesen, dass 85 % der städtischen Bevölkerung eine Feinstaubbelastung hinnehmen müssen, die nach den Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation schädlich ist. Die Agentur schätzt, dass 470.000 Menschen aufgrund der Luftverschmutzung jedes Jahr vorzeitig sterben. Der Bericht stützt sich auf die Messungen in mehr als 400 Städten in 41 europäischen Ländern.

Die Welt rückt beim Klimaschutz enger zusammen.

Ein erster Lichtblick lässt sich bereits erkennen, haben doch die Wissenschaftler der „University of East Anglia“ und dem „Global Carbon Project“ mitgeteilt, dass sich die weltweiten CO2-Emissionen im vergangenen Jahr nur um 0,2 % im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr erhöhten. Es ist dies bereits das dritte Jahr in Folge, in denen die Emissionen auf dem Niveau von 36,4 Milliarden Tonnen CO2 stagnieren. China und die USA sind für diesen positiven Trend verantwortlich. Es sei jedoch unterstrichen, dass sich die EU-Treibhausgasemissionen im Jahr 2015 um 22 % seit dem Referenzjahr 1990 verringerten und diese nur noch 8,8 % der weltweiten Emissionen darstellen.

Durch die gesteigerte Energieeffizienz und die Nutzung der erneuerbaren Energien werden sich diese Emissionen um 24 % bis zum Jahr 2020 verringern. Das ausgewiesene Ziel der Europäischen Union besteht jedoch  in der Verminderung der Treibhausgasemissionen um 40 % bis zum Jahr 2030. Des Weiteren mag darauf hingewiesen werden, dass sich das Bruttoinlandprodukt der EU um 50 % gegenüber dem Jahr 1990 erhöht hat, sich die EU-Treibhausgasemissionen um 22 % während dieser Zeitspanne verringerten.

Nichtsdestotrotz erhöhte sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf über 400 ppm  (parts per million) gegenüber dem Wert von 280 ppm um das Jahr 1850. Die wichtigste Aufgabe für die Weltgemeinschaft besteht darin, diese Konzentration nicht weiter ansteigen zu lassen. Die Weltorganisation für Meteorologie teilte mit, dass gemäß den vorläufigen Werten mit einer Erhöhung der Atmosphäre um 1,2 Grad C gegenüber dem vorindustriellen Niveau gerechnet werden muss. Man möge diese Erhöhung mit der gewünschten Begrenzung auf 1,5 Grad C in Beziehung setzen, um den sehr engen Spielraum zu erkennen.

Hinsichtlich der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens anlässlich der COP 22, sei darauf hingewiesen, dass bereits 111 Länder diesen wichtigen Schritt durchgeführt haben – vor allem die wichtigen Global Player: China, Indien, USA und die EU. Diese Länder sind für mehr als 55 Prozent der weltweiten C02-Emissionen verantwortlich. Die Ratifizierung veranlasste die Inkraftsetzung des Abkommens am 4. November 2016, welches eindeutige Verpflichtungen für alle Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer ausweist. Es ist nunmehr die Richtung hin zur intelligenten und nachhaltigen Energiewende eingeschlagen.

Die erhöhte Energieeffizienz sowie die gesteigerte Nutzung der erneuerbaren Energien stehen im Mittelpunkt aller Bemühungen der Dekarbonisierung der Weltgemeinschaft. Die erneuerbaren Energien sind mittlerweile in der realen Welt angekommen, dies zeigt eindrucksvoll das Vorzeigeprojekt Parabolrinnensolarkollektoren-Kraftwerk „Noor“ mit einer Gesamtleistung in Endausbau von 500 MW in der Nähe von Ouarzazate. Wenn nur möglich, sollen die fossilen Energieträger ab dem Jahr 2050 nur noch eine geringe Rolle im Energiesektor spielen. Die Weltgemeinschaft soll alle Anstrengungen unternehmen, vor allem die Industrie- und die Schwellenländer, den Verbrauch der fossilen Energieträger um 80 bis 90 % bis zum Jahr 2050 zu verringern. Zusätzlich muss der ökologische Fußabdruck auf das erforderliche Mas vermindert werden, andernfalls kommt die Biokapazität der Erde ins Wanken.

Die Proklamation von Marrakesch

Die Klimakonferenz wurde mit der Verabschiedung der Proklamation von Marrakesch beendet, durch welche die 196 Staaten den Kampf gegen die Klimaerwärmung mit dem größtmöglichen politischen Einsatz angehen – dies vor allem durch die Verminderung der Treibhausgasemissonen. Dieser Appell wurde auch an die Wissenschaft, die Unternehmen und an die Zivilgesellschaft gerichtet. Die Vertragsstaaten müssen nun ihre ehrgeizigen Klimaschutzpläne erarbeiten. Um diese aber zu vergleichen, müssen schnellstmöglich die Regeln ausgearbeitet werden. Die Frage erhebt sich, wie die Emissionsverminderungen gemessen und dokumentiert werden.  Diese muss bis zum Jahr 2018 beantwortet werden, damit sichergestellt werden kann, dass das Pariser Klimaabkommen mit Leben erfüllt und die Erderwärmung gebremst wird.

Der Klimagipfel COP 22 muss den Fahrplan für die notwendigen Verhandlungen so festlegen, dass erste konkrete Resultate bereits im Jahr 2018 ausgewiesen werden. Dann steht die erste Verschärfungsrunde an d.h. alle Länder müssen ihre Klimaschutzfortschritte vorlegen und falls nötig, ihre Klimaschutzzusagen verschärfen. Es war den Teilnehmern ebenfalls bewusst, dass die bisherigen Klimaschutzziele bei weitem nicht ausreichen, um die Erwärmung von deutlich unter 2 Grad C oder gar 1,5 Grad C zu erreichen. Zusätzlich haben sich 47 Staaten, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden, im Forum der Klimavulnerabilität für das Motto „100 % erneuerbare Energien für 1,5 Grad C“ zusammengetan. Sie wollen nicht nur für einen ambitionierten Klimaschutz kämpfen, sondern auch um ihre Existenz als Inselstaaten angesichts des steigenden Meeresspiegels.

Schlussgedanken

Mit der Klimakonferenz COP 22 tritt das Klimaabkommen von Paris in Kraft. Es gilt nun, die nötigen Schritte auf dem nachhaltigen Entwicklungspfad zu beschreiten, um die internationale Klimapolitik anzukurbeln und die notwendige Energie- und Ressourcenverbrauchswende einzuleiten. Wenn es uns gelingt, die Kooperation miteinander und die Solidarität mit den Bedürftigen in den Mittelpunkt zu rücken, dann können die Vereinten Nationen zeigen, wozu sie in einer turbulenten Welt in der Lage sind.

Gemäß dem kategorischen Imperativ von Immanuel Kant möge angeführt werden, dass niemand sein Handeln auf Prinzipien gründen darf, die nicht verallgemeinerungsfähig sind – dies sei den Industrieländern, die jahrzehntelang die Ressourcen ausgebeutet und die Umwelt schwer belastet haben, ins Stammbuch geschrieben.

Wir müssen diese Herausforderung meistern, ansonsten werden sich immer mehr Menschen aus den ärmeren Regionen auf den Weg hin zu den reichen Ländern begeben. Der Klimawandel zwingt sie zu diesem Schritt und wir kennen die negativen Begleitumstände der Migration bereits zur Genüge.

Literaturverzeichnis:

1°            https://germanwatch.org/cop22

2°            https://www.boell.de/de/2016/10/28/die-cop-22-marokko-muss-das-paris-abkommen-mit-leben-erfuellen

3°            http://www.klimaretter.info/serie/cop22