Die Färöer-Inseln, eine autonome Gruppe von 18 Inseln, welche zur dänischen Krone gehören und sich im Nordostatlantik etwa in der Mitte zwischen Norwegen und Island befinden. Die Inselgruppe umfasst 1.339 km2 und kein Ort ist weiter als 5 km von der Küste entfernt. Die einzelnen Inseln sind auf eine herausragende Weise mit Straßentunnels verbunden. Die grünen Felseninseln, auch Schafsinseln genannt, sind von den Wikingern um das Jahr 1000 zum ersten Mal besiedelt worden und diese haben den Grundstock für dieses Inselvolk gelegt. Neben den etwa 50.000 Einwohnern zählt man etwa 75.000 Schafe.
Die Färöer-Inseln sind vulkanischen Ursprungs und werden auf etwa 60 Millionen Jahre geschätzt, eine einzige Thermalquelle erinnert an diese Zeit. Die Inseln bestehen aus Basalt, der sich in charakteristischen Stufen mit weicheren Tuffschichten abwechselt. Bedingt durch den einströmenden Golfstrom herrschen auf den Inseln vergleichsweise milde Temperaturen – im Durchschnitt 11 °C im Sommer und 3 °C im Winter.
Aufbau eines integrierten und intelligenten Energiespeichersystems
Aufgrund der nachhaltigen Politik, welche die Länder des Nordischen Rates seit Jahren verfolgen, hat die färöische Regierung das Ziel ausgegeben, die Unabhängigkeit von den fossilen Energieträgern bis zum Jahr 2030 zu erreichen – dies durch die ständig steigende Nutzung der vorhandenen Windenergie- und der Wasserkraftressourcen. Der Anteil der erneuerbaren Energie liegt bereits bei 56 % im Bereich der Erzeugung von elektrischer Energie. Die Wärmeenergie wird mittels elektrischer Wärmepumpen mit hohem Nutzungspotenzial bereitgestellt.
Anlässlich meines Besuchs auf den Färöer-Inseln erklärte Terji Nielsen, Projektmanager des Energieversorgungsunternehmens für die elektrische Energie SEV, dass alle zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energieressourcen optimal genutzt werden müssen. Dies verlangt jedoch eine hohe Stabilität und Zuverlässigkeit des Versorgungsnetzes – dies aufgrund der Einspeisung der unregelmäßig erzeugten elektrischen Energie.
Auf den Inseln wurden neben den bestehenden fünf Windenergieanlagen (WEAn) 13 weitere WEAn mit einer installierten Gesamtleistung von 12 MW auf dem Plateau Húsahagi, nördlich der Hauptstadt Tórshavn auf Streymoy, der größten und am dichtesten besiedelten Insel des Archipels, aufgestellt. Der im Jahr 2014 in Betrieb genommene WEA-Park erhöht den Anteil der Windenergie auf 26 % der gesamten Erzeugung an elektrischer Energie auf den 17 bewohnten Inseln.
Die Lithium-Ion-Batterieanlagen dienen der Speicherung und der Glättung
Hinsichtlich der steigenden Nutzung der schwankenden erneuerbaren Energien darf nicht außer Acht gelassen werden, dass der Speicherung von überschüssiger elektrischer Energie eine wichtige Rolle zufällt. Es gibt wohl mehrere Speichertechnologien, das Energieversorgungsunternehmen SEV hat sich jedoch für die Speicherung mit neu entwickelten Batterien entschieden. Diese gewährleisten eine hohe Netzstabilität und Versorgungssicherheit. Darüber hinaus dient die Speicherung der Stabilisierung der Frequenz auf 50 Hz – ein Ungleichgewicht zwischen der Nachfrage und der Erzeugung darf nicht aufkommen.
Das Lithium-Ion-Projekt verfügt über zwei Container-Batteriesysteme und weist eine Kapazität von 700 kWh auf. Es wurde erst im Dezember 2015 in Betrieb gesetzt. Das 2,3-MW-Projekt dient ebenfalls zur sekundenschnellen Glättung der Einspeiseschwankungen der elektrischen Energie aus den 13 WEAn in Húsahagi. Auf diese Weise lassen sich die möglichen Drosselungen der Einspeiseleistung durch das Energieversorgungsunternehmen,. welche sich negativ auf die Rentabilität der WEAn auswirken würde, während den Starkwindphasen bei gleichzeitig geringer Energienachfrage vermeiden. Dergestalt wird die die Stabilität des gesamten Versorgungsnetzes auf den Inseln optimiert. Es möge im Übrigen darauf hingewiesen werden, dass die mittlere Windgeschwindigkeit etwa 10 m/s beträgt, weitaus mehr als im Binnenland. Es handelt sich dieser Anlage um das erste kommerzielle Lithium-Ion-Energiespeichersystem zur betrieblichen Unterstützung eines Windparks in Europa.
Neben dem Besuch dieser äußerst faszinierenden technischen Anlage sei dem Besucher empfohlen, einige Tage auf den Färöern zu verbleiben, verfügen diese doch über herrliche Landschaften und eine unberührte Natur. Die Abwesenheit einer Eisenbahnstrecke war für mich der einzige Wermutstropfen währen dem Aufenthalt auf den Schafsinseln.
Marcel Oberweis