Seit dem 13. August 2015, dem „Tag der ökologischen Überschuldung“ (Earth Overshoot Day) leben die 7,4 Milliarden Menschen auf Pump – der Ressourcenverbrauch übersteigt die Biokapazität der Erde. Ab diesem Tag hat die Menschheit alle nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für das laufende Jahr verbraucht. Der „Tag der ökologischen Überschuldung“ hat sich seit dem Jahr 2014 um 6 Tage nach vorne geschoben, im Jahr 1995 beging die Menschheit diesen Tag am 21. November.
Ob landwirtschaftliche Flächen, Wasserressourcen oder Wälder, die Menschen verbrauchen die natürlichen Ressourcen viel schneller, als die Erde sie regenerieren kann. Um den weltweiten Bedarf dieser Rohstoffe und Naturschätze nachhaltig zu decken, bräuchte die Menschheit demzufolge 1,6 Erden. Angesichts der Tatsache, dass wir nur diesen Planeten haben, betreiben die Menschen somit Raubbau an den Ressourcen der nachfolgenden Generationen.
Wohl stellt der „Tag der ökologischen Überschuldung“ nur eine grobe Schätzung des Ressourcenverbrauches innerhalb einer bestimmten Zeit dar, er ist jedoch das einzige wissenschaftliche Messgerät, welches die Lücke zwischen dem Bedarf an ökologischen Ressourcen und der Tragfähigkeit der Erde zeigt. Die Analysen des „Global Footprint Networks“ messen den Verbrauch an natürlichen Ressourcen und die Ressourcenkapazität weltweit seit mehreren Jahren. Anhand von Hunderttausenden Datenpunkten pro Jahr und Land wird der „Fußabdruck” von 150 Nationen seit dem Jahr 1961 ermittelt. Der „Living Planet Report“ des WWF hatte bereits im Jahr 2012 bekannt gemacht, dass die Menschheit zwei Planeten im Jahr 2030 benötigten würde, um den Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken, sogar über drei Planeten bis zum Jahr 2015. Das Konsumverhalten der Menschen liefert den ökologischen Fußabdruck, welcher der Biokapazität d.h. die Fähigkeit der Ökosysteme die Ressourcen zu erneuern und die Abfälle aufzunehmen, gegenübersteht.
Es ist unumstritten, der größte Teil dieses Raubbaus an den irdischen Ressourcen geht damit auf das Konto der reichen Industrie- und Schwellenländer, deren Wirtschaftsweise ist weder ökologisch nachhaltig noch global gerecht. Drei Viertel der Weltbevölkerung leiden jedoch ebenfalls unter diesen desaströsen Zuständen, obwohl sie durch ihre Armut nicht beigetragen haben.
Eine dramatische Reduktion der CO2Emissionen pro Kopf in den konsumorientierten
Ländern bleibt deshalb eine zentrale Voraussetzung, damit auch in den Schwellen- und den Entwicklungsländern der nachhaltige Weg eingeschlagen wird. An die kommende Umweltkonferenz COP21 in Paris im Dezember 2015 werden deshalb hohe Erwartungen geknüpft.
Die Politik muss neben den großen Baustellen der Weltpolitik auch diesen „Verbrauch an Ressourcen und Belastung der Umwelt“ reduzieren. Die Alternativen zum grenzenlosen Wachstum des Rohstoffverbrauchs sind vorhanden u.a. die verringerte Verschwendung und die Wiederverwertung der Abfälle, die Versorgung mit erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen einschließlich der intelligenten Netze, die sanfte Mobilität und die regionale Ernährung.
Vor allem müssen wir den Menschen aufmerksam machen, dass im Kontext des ökologischen Fußabdruckes die Biokapazität wie ein Bankkonto angesehen werden muss. Hier liegt ein bestimmtes Guthaben vor und von den Zinsen (das Nachwachsen der natürlichen Rohstoffe) sollen die Menschen in einem Jahr leben, auf keinen Fall darf das Kapital angetastet werden. Die Bedürfnisse aller Menschen auf ein verträgliches Maß verringern, heißt die Losung. Wenn dieser Umdenkprozess nicht schleunigst in die Wege geleitet wird, dann werden alle Menschen mit schwerwiegenden sozialen und ökologischen Konsequenzen rechnen müssen.
Marcel Oberweis
Abgeordneter
Quellenhinweise:
1° https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/earth_overshoot_day_1762.htm
2° http://www.umweltbundesamt.de/themen/earth-overshoot-day-2015-ressourcen-budget