Drei Fragen an Michel Wolter zur Landesplanung

Sie gelten als einer der Väter der Landesplanung. Wie schätzen sie die aktuelle Situation ein?

Richtig ist, dass ich vor gut zehn Jahren als ich noch Minister war, eine breite Debatte im Bereich der Landesplanung angestoßen habe. Es galt damals wie auch heute Wachstum und Lebensqualität unter einen Hut zu bekommen. Es war klar, dass die Politik sich Instrumente geben musste, um diese beiden, auf den ersten Blick gegensätzlichen Ziele, zusammenzuführen. Aber damit ist es nicht getan. Vielmehr müssen wir ein Umdenken in der gesamten Bevölkerung erreichen. Das ist die wirkliche Herausforderung.

Sie haben bereits 2002 das Konzept des IVL vorgestellt. Worum handelt es sich beim IVL?

Es handelte sich beim IVL um einen ersten Versuch die Entwicklung Luxemburgs in die Zukunft zu projizieren, Szenarien auszuarbeiten und anhand dieser, die notwendigen Schritte einzuleiten, um Freizeitgestaltung, Arbeit und Verkehr kohärenter zu gestalten. Als damals vom 700.000 Einwohnerstaat die Rede war, taten dies viele Leute als lächerlich ab. Heute wissen wir, dass die Vorgaben des IVL früher als gedacht erreicht wurden.

Ist die Landesplanung durch den Rückzug der sektoriellen Leitpläne gescheitert?

Die Vorgängerregierung hat den Versuch gestartet Nägel mit Köpfen im Bereich der Landesplanung zu machen. Das Gesetz auf dem die sektoriellen Leitpläne, welche von der jetzigen Regierung eingebracht wurden, fußten, hätte auf einzelnen Punkten abgeändert werden müssen. Das hat die aktuelle Regierung leider versäumt. Auch gingen sie zu leichtfertig mit den prozeduralen Fragen um.

Die Regierungsparteien müssen sich jedenfalls den Vorwurf gefallen lassen, dass sie hauptverantwortlich sind für das landesplanerische Fiasko, welches mit dem Rückzug der sektoriellen Leitpläne einherging. Trotzdem gilt es jetzt zusammen mit den Gemeindeverantwortlichen Wege zu finden, um die Landesplanung wieder neu zu beleben. Ansonsten befürchte ich, dass Luxemburg früher oder später im Chaos untergeht.