Die Entwicklungszusammenarbeit – ein must für eine gerechte Welt
Prof. Dr. – Ing. Marcel Oberweis
Rezent hat die Weltgemeinschaft den Welternährungstag begangen. Dieser soll uns aufmerksam machen, dass der Hunger besiegt werden kann, wenn der politische Wille für die Bekämpfung vorhanden ist. Diese Initiative fußt auf einem Beschluss der Welternährungsorganisation (FAO) vom 16. Oktober 1945. Als auserkorenes Ziel wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges ausgemacht, die weltweite Ernährung sicherzustellen.
Während in der „reichen“ Nordhälfte der Erde 30 Prozent der Lebensmittel in den Abfalleimer wandern, überlassen wir den Armen in den „südlichen Ländern“ nur Almosen. Die mehr als ausreichende Versorgung ist für die Menschen in den reichen Ländern eine Selbstverständlichkeit, aber für Hunderte Millionen der tägliche Mangel. Anlässlich der Konferenz im Jahr 2000 wurden die Millenniumsentwicklunsgsziele verabschiedet mit u.a. dem Ziel die Zahl der hungernden Menschen um 50 Prozent bis zum Jahr 2015 zu verringern. Auch wenn in vielen Ländern seither substanzielle Erfolge verbucht wurden, so hungern täglich noch immer 1,2 Milliarden Menschen und alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger.
Laut der FAO hungert, wer über einen längeren Zeitraum eine tägliche Kalorienzufuhr von weniger als 1.800 kcal erhält. Das Zitat von Präsident Dwight D. Eisenhower vom 16. April 1953 „Jede Waffe, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel läuft, jede Rakete, die abgefeuert wird, bezeichnet letztendlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nicht gespeist werden, an denen, die frieren und keine Kleidung haben.“ Hat nichts von seiner Brisanz verloren. Das Ziel der Entwicklungszusammenarbeit muss es demzufolge sein, alle Menschen in den Genuss einer gesicherten Ernährung kommen zu lassen.
2015 – Das Europäische Jahr der Entwicklungszusammenarbeit
Der vorstehenden Aussage kommt angesichts der vielen Spannungsherde in der Welt eine besondere Bedeutung zu. Die ungleiche Verteilung des weltweiten Reichtums, hier die steigende Zahl von Milliardären und dort die wachsende Zahl von Menschen, die über keine ausreichende Trinkwasserversorgung verfügen und keine ausreichende Ernährungslage haben, führt unweigerlich zu politischen und sozialen Spannungen
Der Klimawandel wirkt sich des Weiteren verheerend auf die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern aus, dies vor allem durch den Verlust an ertragreichen Landflächen durch die Erosion und die sich ausbreitenden Wüsten. Die Flüchtlingswellen, die gegen das „Bollwerk“ Europäische Union branden, lassen das Elend erkennen. Ist es nicht traurig, dass die Menschen in den Entwicklungsländern, die keine Schuld bezüglich des Klimawandels aufweisen, nunmehr am meisten unter den verheerenden Konsequenzen leiden.
Noch weitaus schlimmer wirkt sich das „landgrabbing“ aus. Es kommt nicht darauf an, den Menschen in der Dritten Welt mehr zu geben, sondern ihnen weniger zu stehlen. „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier“, so hat es der indische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi formuliert.
Eine wichtige Voraussetzung zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in den Entwicklungsländern stellt ohne Zweifel die gut funktionierende Landwirtschaft dar. Die Hunderte Millionen bäuerliche Familienbetriebe müssen in die Lage versetzt werden, ausreichend Nahrungsmittel für die Menschen bereitzustellen. Die kleinen Bauernbetriebe beackern oft wenige ar Landfläche und betreiben somit nur die Subsistenzwirtschaft. Außerdem haben sie nur einen begrenzten Zugang zu den Ressourcen, verfüge über geringe Finanzmittel und deine niedrige Arbeitsproduktivität. Vor allem aber müssen die Regierungen in den von Hunger betroffenen Regionen sowie die Entwicklungszusammenarbeit die lange vernachlässigte lokale Landwirtschaft fördern. Die Bauernbetriebe benötigen vor allem eine Absatzgarantie für ihre Produkte zu fairen Preisen und den Bau von Infrastrukturen sowie die dezentrale Energieversorgung.
In der Vergangenheit wurden durch die Fleischproduzenten in den reichen Ländern die Märkte in den Entwicklungsländern mittels der Billigfleischexporte zerstört? Die lokalen Kleinbauern in den südlichen Ländern konnten mit diesen subventionierten Produkten nicht mithalten und verloren ihre Existenz. Durch ihre Landflucht vergrößerten sie das Elend in den Slums rund um die sich krakenhaft auswuchernden Megalopole.
Ein weiteres trauriges Kapitel in der Entwicklungszusammenarbeit stellt die Korruption in den Entwicklungsländern dar. Vor allem bestechliche Beamte und undurchsichtige Rohstoffabkomme bedingen den jährlichen Verlust von 750 Milliarden Euro. Diese gigantische Geldmenge fehlt demzufolge den Ländern, welche diese dringend für die Ausbildung, die Landwirtschaft, die Bewässerung und den Kampf gegen den Klimawandel brauchen.
Schlussgedanken
Das Europäische Jahr der Entwicklungszusammenarbeit 2015 hat außerdem die tragende Rolle der Frauen und Mädchen in der Nahrungsmittelproduktion eindeutig erkannt. Ihre gesellschaftliche Position muss aufgewertet werden und sie müssen verstärkt in die Produktionsprozesse einbezogen werden. Dies kann u.a. durch die Verfügungstellung von Mikrokrediten geschehen, damit die geernteten landwirtschaftlichen Produkte zur Vermarktung auf die lokalen gebracht werden. Darüber hinaus muss die Ausbildung in den Mittelpunkt der Bemühungen gesetzt werden und hier sollte konkret auf die Bereitstellung von elektrischer Energie durch die heimischen erneuerbaren Energien gesetzt werden.
Wenn wir den Kampf gegen den Hunger gewinnen wollen, dann müssen die Entwicklungsländer als gleichberechtigte Partner angesehen werden. Durch die gerechte Zusammenarbeit können die Menschen ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen und langfristig unabhängig von den finanziellen Zuwendungen werden.
Luxemburg hat sich seit Jahren für diese wichtige Aufgabe engagiert und investiert 1 Prozent seines Nationaleinkommens – 323 Millionen Euro – in die Kooperationspolitik. Mit dieser finanziellen Hilfe soll die Lebensqualität von Millionen Menschen verbessert werden. Denn nur so können die Menschen in ihrer angestammten Heimat verblieben und selbst hand mit anlegen, die Entwicklung nachhaltig zu verbessern.