Der 19. August 2014 – der Tag der ökologischen Überschuldung
Marcel Oberweis
Nahezu unbeachtet hat die Weltgemeinschaft den 19. August vorbeigehen lassen, ohne sich bewusst zu werden, dass es sich um den diesjährigen „Tag der ökologischen Überschuldung“ (Earth Overshoot Day) handelte. Obwohl der „Earth Overshoot Day“ nur eine grobe Schätzung des Ressourcenverbrauches innerhalb einer bestimmten Zeit ist, ist er das einzige wissenschaftliche Messgerät, das uns die Lücke zwischen dem Bedarf an ökologischen Ressourcen und der Tragfähigkeit des Planeten Erde zeigt. Das Konzept des „Earth Overshoot Day“ wurde von der britischen „new economics foundation“ gegründet, eine Partnerorganisation des „Global Footprint Network“.
Dieser Tag wird oft auch mit dem ökologischen Fußabdruck in Verbindung gebracht. Für dessen Berechnung wird der umfassende Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen, Wäldern, Wasserreserven und Lebewesen berücksichtigt, den die Menschen in dem bestimmten Jahr für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise benötigen. Zusätzlich werden die Abfallberge und die Belastungen der Atmosphäre sowie der Gewässer einbezogen.
Man ermittelt so den Jahrestag, ab dem sich die Erde im ökologischen Defizit befindet d.h. die Menschen mehr Ressourcen verbrauchen, als die Erde zur Verfügung stellt. Der weitere Verbrauch an natürlichen Ressourcen bis zum 31. Dezember nimmt die von der Natur bereit gestellten Ressourcen für das kommende Jahr bereits in Anspruch. Zusätzlich wird die Atmosphäre mit umweltschädigenden Treibhausgasen belastet. Der wachsende Verbrauch der natürlichen Ressourcen bringt die Natur somit an ihre Belastungsgrenzen und führt unweigerlich zu einem ökologischen Kollaps.
Mit ihren derzeitigen nicht nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen benötigen die 7,4 Milliarden Menschen etwa „1,5 Erde“. Würden alle Menschen diejenigen der Industrieländer aufweisen, dann bedürfte es mehr als „3 Erden“. Es sei außerdem vermerkt, dass dieser Tag im vergangenen Jahr am 20. August „begangen“ wurde, eineinhalb Monate früher als im Jahr 2000. Zum ersten Mal wurde sich die Weltgemeinschaft des „Tag der ökologischen Überschuldung“ am 19. Dezember 1987 bewusst, dem Jahr der Brundtland-Deklaration. Seit 1987 ist demzufolge der jährliche Verbrauch an natürlichen Ressourcen größer als die Regeneration in der Natur.
Die Politik muss neben den großen Baustellen der Weltpolitik auch diesen „Verbrauch an Ressourcen und Belastung der Umwelt“ reduzieren. Die Alternativen zum grenzenlosen Wachstum des Rohstoffverbrauchs sind vorhanden u.a. die verringerte Verschwendung und die Wiederverwertung der Abfälle, die Versorgung mit erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen einschliesslich der intelligenten Netze, die sanfte Mobilität und die regionale Ernährung.
Vor allem müssen wir den Menschen aufmerksam machen, dass im Kontext des ökologischen Fussabdruckes die Biokapazität wie ein Bankkonto angesehen werden muss. Hier liegt ein bestimmtes Guthaben vor und von den Zinsen (das Nachwachsen der natürlichen Rohstoffe) sollen die Menschen in einem Jahr leben – auf keinen Fall darf das Kapital angetastet werden.
Die Bedürfnisse aller Menschen auf ein verträgliches Maß verringern, heißt die Losung. Die Industrieländer und die aufstrebenden Schwellenländer weisen hier eine hohe Bringschuld auf – der verantwortungsbewusste Umgang mit den natürlichen Ressourcen muss in den Mittelpunkt des politischen Geschehens gerückt werden. Wenn dieser Umdenk- & Umlenkprozess nicht schleunigst in die Wege geleitet wird, dann werden die sozialen und ökologischen Konsequenzen mit der Zeit irreversibel.
Quellenhinweise:
1° http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/page/earth_overshoot_day
2° http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/earth_overshoot_day_1762.htm