Dr.- Ing. Marcel Oberweis
Derzeit beruht die weltweite Energienutzung zu 80 Prozent auf den fossilen Energieträgern. Durch deren Verbrennung gelangen schädliche Emissionen in die Umwelt, wo sie Klimaveränderungen, Luftverschmutzung und Krankheiten hervorrufen. Der Klimawandel bedingt die Erhöhung der Erdatmosphäre und ruft weitere negative Folgen u.a. die Verschiebung von Klimaregionen, Erhöhung des Meeresspiegels, Abschmelzen der Gletscher, häufigere Wetterextremen, Vergrößerung der Wüstengebiete und Nahrungsmittelknappheit für die wachsende Erdbevölkerung hervor. Die natürlichen Lebensgrundlagen von Millionen Menschen werden erheblich beeinträchtigt. Des Weiteren erhöht sich der Druck auf die empfindlichen Ökosysteme.
Die Emission von langlebigen Treibhausgasen – das Kohlendioxid, das Methan und das Lachgas – trugen wesentlich zur Erhöhung der mittleren Lufttemperatur in Oberflächennähe um 0,9 Grad C seit dem Beginn der Industrialisierung bei. Der Klimarat der Vereinten Nationen (IPCC) hat darauf hingewiesen, dass das Kohlendioxid (CO2) zu 95 Prozent als Hauptverursacher für den Klimawandel verantwortlich ist. Die Erhöhung des Meeresspiegels um 20 cm seit dem Jahr 1990 und die Bindung des CO2 in den Ozeanen werden als weitere Gefahren für die Menschheit angesehen. Es sei vermerkt, dass weltweit viele hundert Millionen Menschen in den küstennahen Gebieten leben.
Die Meeresspiegelerhöhung bedroht insbesondere die Inselstaaten und die Küstenländer u.a. die Niederlanden und die Norddeutsche Tiefebene in der Europäischen Union sowie Bangladesch und die Malediven. Bei 1 m Erhöhung müssten allein in Bangladesch über 10 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen und würden tiefer in das Landesinnere dringen, wo sie anderen Menschen den Lebensraum streitig machen. Es sind vor allem kleine Länder u.a. Tuvalu im Pazifischen Ozean, die aufgrund ihrer geringen Höhe – maximaler Punkt 5 m – um ihre Existenz bangen müssen. „Es ist gewusst, dass die Eis- und Wassermassen sehr langsam auf die globale Erwärmung reagieren und so bestimmen die aktuellen Treibhausgasemissionen den Meeresspiegel noch für die kommenden Jahrhunderte.” so die Experten in ihrem Bericht.
Der Weltklimarat hebt in seinem rezent in Stockholm vorgestellten 5. Bericht hervor, dass aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, die Erhöhung der Erdatmosphäre auf maximal 2 Grad C innerhalb der kommenden 50 Jahre beschränkt werden muss. Um diese in klimaverträglichen Grenzen zu halten, müssen demzufolge die CO2-emissionen um mindestens 30 Prozent bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Jahr 1990 weltweit reduziert werden. Für die Industrieländer bedeutet dies jedoch eine Reduktion um etwa 80 Prozent, während die Schwellenländer ihre Emissionen ebenfalls überdenken müssen. Sollte die Menschheit jedoch die Emissionen weiter erhöhen, dann erwarten die kommenden Generationen schwerwiegende Folgen. Der Klimarat hat deshalb seine Sorge ausgedrückt, dass ein Weiterwirtschaften wie bisher verheerende Folgen u.a. die Erhöhung der Erdatmosphäre um 3,7 Grad C und den Anstieg des Meeresspiegels zwischen 26 bis 82 cm bis Ende des 21. Jahrhunderts hervorrufen wird.
Im Bewusstsein der Klimafolgen wurden weltweit ehrgeizige Projekte in Angriff genommen, um die Verringerung von fossilen Energieträgern einzuläuten und die Nutzung der erneuerbaren Energien voranzubringen. Der globale Klimaschutz stellt uns vor die Verantwortung, die nachhaltige Energieversorgung dringend einzuleiten. Ein Instrument stellt diesbezüglich die Internalisierung der externen Kosten dar, werden doch die fossilen und nuklearen Energieträger in der Endbilanz wesentlich teurer als die erneuerbaren, denen leider der Makel der Fluktuation anhaftet.
Wissend um das Energiepotenzial der Windenergie, der Solarenergie und der Biomasse, stehen uns heute bereits eine Vielzahl von Technologien zur Verfügung, um elektrische Energie und thermische Energie bereitzustellen. Die Energieerzeugung aus den erneuerbaren Energiequellen ist klimaneutral, effizienter einsetzbar und langfristig auch kostengünstiger.
Das Bewusstsein um die vernetzten wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Dimensionen der Energieversorgung liefert das Fundament für die geforderte nachhaltige Energiewende, dies gemäß der EU-Strategie 3 x 20 Prozent 2020. Die Europäische Union hat ihre politischen Absichten bereits seit längerer Zeit bekundet, mit einem ehrgeizigen Programm möchte sie die Sicherung der nachhaltigen und ausreichenden Energieversorgung sowie den Aufbau des Energiebinnenmarktes voranbringen. Zusätzlich setzt sie sich für die weitere Verringerung der Treibhausgasemissionen ein und plädiert für die erhöhte Energieeffizienz sowie die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien. Dies in Anbetracht der Tatsache, dass durch den wachsenden Verbrauch an fossilen Energieträgern die kritische Grenze der CO2-Konzentration in der Atmosphäre von 400 ppm kürzlich überschritten wurde.
Diese Wende bietet die Chance, den vielfach verankerten Gegensatz von Umwelt und Wirtschaft zu überwinden und eine umwelt- und ressourcenschonende Gesellschaft aufzubauen. Die energiepolitischen Ziele erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit, verringern die Energieabhängigkeit, sichern die preiswerte und sichere Energieversorgung und ermöglichen die Schaffung der benötigten Arbeitsplätze. Die Industrieländer müssen ihre Energiepolitik radikal ändern, wenn sie die eigene Energieversorgung sichern und die Klimafolgen in erlaubbaren Grenzen halten wollen.
Außerdem sind sie aufgerufen, die Energieversorgung in den Entwicklungsländern zu unterstützen. Dies beruhend auf der Erkenntnis, dass zurzeit diejenigen am meisten unter dem Klimawandel leiden, die am wenigsten zur Verursachung beigetragen haben. Die nachhaltige Energiebewirtschaftung und vernetzter Umweltschutz stellen die Instrumente für die Förderung einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit dar. Der friedliche Umgang mit der Natur setzt die Absage an lebensbedrohende Strukturen in Wirtschaft und Gesellschaft voraus.
Der UN-Klimabericht muss uns aufrütteln, den Verbrauch an Ressourcen und Energien drastisch zu verringern – eine schwere ethische Herausforderung steht an. Es tut gut, die Aussage des chinesischen Philosophen Laotse zu zitieren: „Lebe du einfach, damit andere auch einfach leben können.“