Innovation und Bildung – Triebfedern für den wirtschaftlichen Aufschwung

Innovation und Bildung – Triebfedern für den wirtschaftlichen Aufschwung

* Prof. Dr.- Ing. Marcel Oberweis

Mit ihrer Lissabon-Strategie „Horizon 2020“ unterstreicht die Europäische Union ihren Willen, durch entschlossenes Handeln den gewünschten Forschungs- und Innovationsraum zu schaffen, um den Wissensvorsprung der Wirtschaftskonkurrenten auf der globalen Ebene zu verringern. Das neue Forschungsrahmenprogramm ist für die Zeitspanne bis zum Jahr 2020 ausgelegt und mit Finanzmitteln in Höhe von 70 Milliarden Euro bestückt. Mittels dieser Investition soll die wissenschaftliche Exzellenz gefördert, die Wettbewerbsfähigkeit durch gezielte Erneuerungsprozesse inklusiv dem Abbau von Innovationshürden gestärkt und die aktuellen Probleme hinsichtlich der gesellschaftlichen Herausforderungen gelöst werden.

Es sei des Weiteren darauf hingewiesen, dass die EU-Länder aufgefordert sind, 3 Prozent ihres BIP in die Forschung & Entwicklung (1 Prozent öffentliche Mittel, 2 Prozente seitens des Privatsektors) bis zum Jahr 2020 zu investieren. Die EU-Kommission hebt hervor, dass durch diesen finanziellen Kraftakt 3,7 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen und das jährliche EU-BIP um fast 800 Milliarden Euro gesteigert werden könnte. Durch die EU-Innovationsunion soll die Wirtschaft beflügelt und neue Märkte erschlossen werden.

José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, erklärte diesbezüglich: „Die EU muss weiterhin in strategischen globalen Technologiesektoren, die hochwertige Arbeitsplätze bieten, eine führende Rolle übernehmen. Mit diesem speziellen Investitionspaket für die Innovation werden private und öffentliche Mittel gebündelt. Dies zeigt deutlich, warum der EU-Haushalt ein Haushalt für Wachstum ist.“

Mit diesen Vorschlägen strebt die Europäische Union vor allem eine stärkere Beteiligung der Wirtschaft und der Industrie an und die kleinen und mittleren Unternehmen (KMUn) sollen einen erleichterten Zugang zu europäischen Förder- und Forschungsmöglichkeiten erhalten. Es wird ein intelligentes Wachstum gefordert, welches sich auf Wissen & Innovation stützt und eine ressourcenschonende & ökologische Wirtschaft aufbaut.

Die zunehmende Globalisierung mit ihrem vermehrten internationalen Wettbewerb, in welchem die aufstrebenden Schwellenländer zunehmend einen größeren Teil beanspruchen, und die beschleunigte technologische Entwicklung der Märkte, bieten ungeahnte Chancen für die KMUn, da sie flexibler reagieren können als größere Industriebetriebe. Da die neuen Technologien mehr dezentralisierend wirken, zeichnen sich bereits bei geringen auf den Markt gebrachten Gütern und Dienstleistungen positive Resultate ab. Angesichts der Tatsache, dass das industrielle Standbein in Luxemburg nur noch zu 5,3 Prozent zum BIP beiträgt und eine Umkehr in naher Zukunft nicht in Sicht ist, werden neue Bereiche u.a. die Kommunikations- und Informationstechnologien, die intelligenten Energienetze, die nachhaltige Raumgestaltung, die Ressourcenschonung und die sozialen Aspekte in den Mittelpunkt der politischen Diskussion rücken. Die Schaffung von intelligenten Clusterstrategien in den unterschiedlichen Bereichen u.a. der Energieversorgung, der umweltfreundlichen Fahrzeuge, der fortschrittlichen Fertigungsprozesse, des Gewässersschutzes, des Verkehrs und der Logistik erlaubt die Reindustrialisierung durch innovative Unternehmen.

Wohlwissend, dass die Forschungs- & Innovationslandschaft in einem engem Kontakt mit der makroökonomischen Strategie der Europäischen Union steht, kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass zurzeit ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bei den Fachkräften, Wissenschaftlern und Ingenieuren besteht. Es fehlen allenthalben die Menschen, die diesen Innovationsprozess beflügeln sollen – wir brauchen wissensbegierige Menschen.

Die Innovation – der wichtigste Schlüssel

Deshalb lautet das zentrale Anliegen der Europäischen Union: „Mehr Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation für das intelligente, nachhaltige und integrative Wachstum.“ Das Wissensdreieck zwischen dem Hochschulwesen, der Forschung und den Unternehmen liefert das Fundament für diese gesellschaftspolitischen Herausforderungen.  Soll es zum geforderten Aufbruch zu neuen Ufern kommen, dann bedarf es der übergreifenden Bildungspolitik – vom Kindergarten bis zur Hochschule und hin zur lebensbegleitenden Weiterbildung.

Wenn die Europäische Union ihren Platz als Innovationsmotor und Wirtschaftsstandort im weltweiten Wettbewerb halten, eventuell noch ausbauen möchte, dann bedarf es der Innovationsbereitschaft aller Partner. Die Kreativität und die Innovationsfähigkeit erlauben den Aufbau der Wissensgesellschaft, sie ermöglicht die Verwirklichung der wirtschaftlichen Ziele und festigt das soziale Gefüge. Dieser Wandel verlangt jedoch das Engagement von allen Mitbürgerinnen und Mitbürger.