Man kann sich bei einem Kollegen einen Kugelschreiber ausleihen. Aber schreiben muss man dennoch selber. Kann man sich bei einem Kameraden auch ein Stück Gewissen ausleihen? Der Spitzenkandidat der Arbeiterpartei scheint dies zu glauben. In der maßgeschneiderten Kampagne soll Fraktionschef Lucien Lux die Rolle des sozialen Gewissens für den LSAP-Leader übernehmen. Das behaupten nicht wir, sondern so beschrieben die beiden Politiker ihre Aufgabenteilung.
Ein sozialistischer Spitzenkandidat ohne eigenes soziales Gewissen ist kurios, einen Premier ohne soziales Gewissen mag man sich lieber gar nicht erst vorstellen.Was zu erwarten wäre, ließ der Kandidat letzte Woche durchblicken: «Jeder Millimeter des Finanzplatzes wird in Zukunft verteidigt.» Das Bankgeheimnis inklusive. Da hatte das sozialistische Aufpasser-Gewissen wohl schon ausgesetzt. Gegen wen wird wohl jeder Millimeter da verteidigt? Gegen die sozialdemokratischen Kavallerien des Peer Steinbrück? Oder gegen die sozialistischen Tiraden eines Arnaud Montebourg? Vielleicht erfahren wir das noch. Der LSAP-Kandidat ärgerte sich über « diesen Hollande », der Luxemburg Vorschriften mache. Dankbarkeit scheint also auch keine Denkkategorie des Neiufanks zu sein, denn immerhin hatte dieser Hollande dem alten LSAP-Leader Asselborn eben noch «Glückwünsche » übermitteln lassen.
Luxemburg hat einen Premier mit Herz und Verstand, der sich sein soziales Gewissen nicht auszuleihen braucht: Jean-Claude Juncker. Das wissen viele Sozialisten zu schätzen. Hier und in Europa.
CSV-Generalsekretär Laurent Zeimet