Der Spitalsplan ist, unter Abwesenheit vun qualitäts- und leistungsorientierter Finanzierung, in unserem Land die einzige Methode Qualität, Spezialisierung und Differenzierung im Spitalswesen zu fördern und die staatlichen Investitionen zu steuern. So geschrieben im Bericht Lenz, ein Bericht, den der Gesundheitsminister bei einem Schweizer Spezialistenteam in Auftrag gab, um die Orientierungen des im Herbst fälligen Spitalsplans zu unterstützen. Unsere Gesundheitsausgaben sind die 4.höchsten der Welt, und davon fallen stolze 50% auf die Krankenhäuser, ohne Arztkosten, während in anderen Länder die Krankenhäuser 30-40% ausmachen, Arztkosten inklusive.
Es ist sicher an der Zeit, sich Sorgen zu machen um unser Spitalswesen, das, wie die restliche Gesundheitsversorgung, weiter seine Leistungen den Fortschritten der Medizin anpassen muss unter gleichzeitiger Verknappung der Ressourcen. Ja, es ist an der Zeit, zu hinterfragen, wie lange ein System überlebensfähig ist, dessen Kosten anscheinend nicht zu bremsen sind, obwohl in den letzten Jahren einige Pisten verfolgt wurden, die nicht zu den erwarteten Resultaten geführt haben.
In Hinblick auf die zu erwartende längere Lebensdauer, die Hoffnungen in die personnalisierte Medizin, und die Zunahme der chronischen Krankheiten liegen die Herausforderungen auch, oder etwa vor allem ?, in der ambulanten Versorgung dieser Patienten, einer vermehrten Vernetzung der Vorsorge mit kürzeren Krankenhausaufenthalten und einem besseren Rehabilitierungs- und Nachsorgeangebot für jene Patienten, die zu gesund sind, um im Spital zu bleiben, und zu krank, nach Hause ze gehen.
Der Gesundheitsminister sagt immer wieder : « Nicht alles überall », und wir geben ihm insofern Recht, dass unser staatlich finanziertes Spitalwesen nicht weiterhin unter einer wilden Konkurrenz der vorhandenen Strukturen überleben kann. Es wird in Zukunft mehr Zusammenarbeit geben müssen, eine höhere Spezialisierung, um die vorhandenen Kompetenzen und teuren Infrastrukturen auch optimal auszunützen und uns im europäischen Umfeld plazieren zu können, das auch im Hinblick auf die demnächst umzusetzende europäische Direktive über die freie Bewegung der Patienten. Es wird in Zukunft auch kürzere Spitalsaufenthalte geben müssen, da viel mehr Diagnostik und Therapie ambulant angeboten werden müssen. Das spart Kosten und erlaubt dem Patienten schneller wieder in seinen Familienkreis zurückkehren zu können.
Ist der Spitalsplan das geeignete Planungsinstrument, das jedem Patienten garantieren kann, dass er in seinem individuellen Fall, bei seiner individuellen Krankheit auch die am besten geeignete Behandlung bekommt ? Wäre es nicht besser, aus der regionalen Perspektive auszusteigen, die sowieso in Anbetracht der Grösse des Landes ausländische Spezialisten immer wieder zu einem Lächeln anregt ? Wäre es nicht sinnvoller, dem Patienten die bestmögliche Behandlung in bestmöglichen Zentrum zukommen zu lassen, bei einer möglichst kurzen Dauer des stationnären Aufenthaltes und einem möglichst regionalen Nachsorgeangebot ?
Diesen und ähnliche Gedanken werden wir in nächster Zeit zu Ende denken müssen, sonst ist die Überlebensfähigkeit unseres Spitalswesen ernsthaft in Frage gestellt, nicht nur durch die Finanzierungsschwierigkeiten, sondern auch durch das immer knapper werdende Angebot an hochspezialisierten Medizinern, das unsre Nachbarländer bereits erleben.
Dr Martine Mergen