Mitte Mai 2013 wurde vermeldet, dass der CO2-Anteil in der Atmosphäre die symbolische Grenzmarke von 400 ppm überschritten hat und die Klimawissenschaftler fürchten, dass sich die Folgen des aufziehenden Klimawandels unumkehrbar sein werden. Es wurde zusätzlich bekannt, dass es diese CO2-Konzentration zuletzt vor mehr als 10 Millionen Jahren gegeben hat, nur lebten keine Menschen auf dem Planeten, so Michael Menn, Leiter des „Earth System Science Center“ an der „Penn State University USA“.
Zu Beginn der industriellen Revolution, gekennzeichnet durch die Nutzung der Wattschen Dampfmaschine im Jahr 1789, betrug dieser Wert 280 ppm. Die ersten Messungen am erloschenen Vulkan Mauno Loa auf Hawaii im Jahr 1958 wiesen den Wert von 319 ppm auf. Derzeit entnehmen Wissenschaftler an 60 Standorten der Welt jede Woche Luftproben, welche nach Colorado in das Laboratorium der amerikanischen Wetterbehörde NOAA gesendet werden – zusätzlich werden an sechs ausgewählten Orten täglich Analysen der Luft durchgeführt. Für die Wissenschaftler der NOAA ist der Anstieg der CO2-Konzentration eindeutig auf die menschlichen Aktivitäten zurückzuführen.1)
Blickt man auf die Klimageschichte der Erde während den vergangenen 800.000 Jahren zurück, dann erkennt man, dass die CO2-Konzentration vor der ersten industriellen Revolution nie über 300 ppm lag und seither steigt der Wert unaufhaltsam. Dies müsste die Menschheit aufrütteln, umgehend die Remedur hinsichtlich der Verbrennung von fossilen Energieträgern einzuläuten, welche am Ursprung der CO2-Emissionen stehen. Die Landwirtschaft, das Auftauen des Permafrostes, der Raubbau an den Regenwäldern und der motorisierte Verkehr emittieren weitere schädliche Treibhausgase in die Atmosphäre.
Es gilt seit längerer Zeit die Aussage, dass das Limit von 450 ppm nicht überschritten werden darf, wenn die Menschen auch nur eine 80-prozentige Chance haben sollen, das 2 Grad-Ziel einzuhalten, welches anlässlich der rezenten Umweltkonferenzen der Vereinten Nationen festgelegt wurde. Wird dieser Kipppunkt überschritten, dann werden sich Prozesse in Gang setzen, die schwerwiegende Eingriffe in den Naturhaushalt einleiten werden. Die entstehenden irreversiblen Klimaveränderungen werden den kommenden Generation gewaltige Probleme aufbürden. Doch dies bleibt Wunschdenken, da die aufstrebenden Schwellenländer u.a. China, Indien, Mexiko, Südafrika und Indonesien sowie die Industrieländer ihre CO2-Emissionen nicht verringern können resp. wollen. Parallel zu dem geforderten Wirtschaftswachstum, wenn auch moderat, erhöhen sich die weltweiten CO2-Emissionen und erreichten einen neuen Höchstwert von 34 Milliarden t im Jahr 2012. Wenn dieser Trend nicht abgebremst wird, dann dürfte innerhalb einer Generation die Gefahrenstufe von 450 ppm erreicht werden.
Laut den Berechnungen der Klimawissenschaftler müssen wir davon ausgehen, dass sich die mittlere Temperatur der Erde um maximal 2,8 Grad C bis zum Ende dieses Jahrhunderts erwärmen wird. Angesichts der weiter ansteigenden Treibhausgasemissionen könnte dieses Limit überschritten werden, nichtsdestotrotz erheben sich Meinungen, die vorausgesagte Temperaturerhöhung wird nicht so hoch ausfallen. Auch wenn sich die Temperatur der Atmosphäre um 0, 1 bis 0,2 Grad C bis Ende des Jahrhunderts weniger erwärmt, die dann lebenden Generationen werden unter unserem aktuellen „Spiel mit dem Feuer“ leiden. Einige frappierende Veränderungen lassen sich nicht wegdiskutieren u.a. die Zunahme der verheerenden Unwetter, das Abschmelzen der Gletscher, die Ausbreitung der Wüsten und im Gefolge die Verringerung der Agrarflächen für eine wachsende Weltbevölkerung. Durch die Meeresspegelerhöhung und die Veränderung des Klimas kommt es auch zu einer Beeinträchtigung der Landwirtschaft, denn wichtige Getreidesorten reagieren ab einer bestimmten Temperatur empfindlicher, sodass es zu großflächigen Ernteausfällen kommen kann und dies angesichts einer wachsenden Bevölkerung der Erde. Noch schlimmer werden sich die aufkommenden Dürren und die Veränderungen im Wasserkreislauf in vielen Gegenden der Erde ausüben.
Man kann nur hoffen, dass sich anlässlich der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Warschau im November 2013 die politisch Verantwortlichen aufraffen und verbindliche Minderungsziele vereinbaren. Dies in Anbetracht der Tatsache, dass die Weltbevölkerung weiter ungebremst wächst, von 7,3 Milliarden im Jahr 2013 auf etwa 9 Milliarden im Jahr 2050. Im Gefolge werden sich der Ressourcenverbrauch und der Druck auf die Biodiversität unvermindert erhöhen. Es wird ein ungeheurer Wettbewerb um Lebensressourcen und Energieträger einsetzen, kriegerische Auseinandersetzungen insbesondere um Wasser können nicht ausgeschlossen werden. Den Schlussfolgerungen der rezenten internationalen Konferenz über das Wasserdargebot in Bonn darf man entnehmen, dass die Experten der einhelligen Meinung sind, dass die Hälfte der Weltbevölkerung in ein bis zwei Generationen unter einem massiven Mangen al Trinkwasser leiden wird.
Informationshalber sei erwähnt, dass die Europäische Union etwa 500 Milliarden € für die Begleichung der Erdöl- und Erdgaseinfuhren im Jahr 2012 „exportieren“ musste, deckte sie doch ca. 86 Prozent des Erdölverbrauchs, 70 Prozent des Erdgasverbrauchs und 63 Prozente des Kohleverbrauchs durch Importe ab. Die Abhängigkeit der Energieversorgung wird sich, wenn die Europäische Union keine zusätzlichen Anstrengungen hinsichtlich der erhöhten Energieeffizienz und der breiten Nutzung der erneuerbaren Energien unternimmt, als Achillesferse erweisen. Dem Appell des EU-Kommissars, Günther Oettinger, die vereinbarten EU-Ziele des 3 x 20 Prozent stärker in den Fokus des aufzubauenden europäischen Energiebinnenmarktes zu setzen, muss unbedingt zugestimmt werden. Dies bedeutet den vollständigen Umbau von der zentralen hin zur dezentralen Energieversorgung, beruhend auf den intelligenten Netzen, in welchen die Erneuerbaren den Ton angeben werden. Als Beispiel soll die Nutzung der Windenergie angeführt werden. Im Jahr 2012 waren in China 75.564 MW, in den USA 60.000 MW und in der Europäischen Union etwa 85.000 MW installiert. Beim Neubau war China mit 13.300 MW Spitzenreiter und die Europäische lag mit 8.000 MW auf dem dritten Platz nach den USA mit 13.200 MW.
Diese Transformation verlangt vor allem ein Umdenken der Menschen und ein Wiedererwachen des Pioniergeistes in der Europäischen Union – es bedarf der Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker und Handwerker. Ohne die nötige konzertierte Aktion aller Partner und den grenzüberschreitenden Ausbau und Nutzung sowie Speicherung der erneuerbaren Energien in allen Gebieten werden die finanziellen Belastungen der Unternehmen und der europäischen Bürger den ersehnten wirtschaftlichen Aufschwung in weite Ferne rücken lassen.
Die letzen Jahrzehnte waren wärmer
Hinsichtlich der Klimaveränderungen sei vermerkt, dass die globale Erwärmung seit den 1970er Jahren sehr ausgeprägt ist, die wärmsten Jahren hat es während den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und der vergangenen Jahr des aktuellen Jahrhunderts gegeben. Es ist die Pflicht der aktuellen Generationen ihre Verantwortung zu übernehmen, damit auch den kommenden Generationen ein Leben auf der Erde garantiert werden kann.
Besonders hohe Temperaturen hatten etwa Nordwest-Kanada und die Arktis zu verzeichnen, mit 4 °C und mehr über dem angegebenen Mittel. Die ungewöhnlich warmen Ereignisse in den beiden Wintern 2009/10 und 2010/11 waren insgesamt sogar dominierender als die kalten Ereignisse. Räumlich gesehen gab es mit 25 bis 30 Prozent der gesamten Festlandfläche der Nordhemisphäre größere Gebiete mit ungewöhnlich warmen Bedingungen als mit ungewöhnlich kalten Verhältnissen, die nur auf etwa 10 % der Fläche dominierten. Diese warmen Extreme können nicht durch die natürlichen Klimaschwankungen erklärt werden und sind wohl eine Folge der globalen Erwärmung.2)
Die Menschheit ist dabei, einen Tanz auf dem Vulkan vorzubereiten. Führt man sich die bisherigen Anstrengungen vor Augen, welche bisher von einer Reihe von Staaten u.a. der Europäischen Union durchgeführt wurden, und sieht man sich die Resultate an, so muss man erkennen, dass die Einsparmaßnahmen mit Blick auf die Verringerung der Treibhausgase durch den wachsenden Verbrauch in den Schwellenländern aufgezehrt werden. Für diese Mammutaufgabe mit all ihren Chancen und Risiken muss die Politik sich einbringen, niemand kann sich ein Zurück vorstellen – es geht um die enge Vernetzung von sozialer Verantwortung und Klimaschutz. Die Europäische Union und auch Luxemburg, wohl noch zaghaft, hat sich dieser Aufgabe angenommen. Den Finanzexperten verlangt der angepeilte Umbau Investitionskosten in Höhe von mehreren 100 Milliarden Euro. Neue Begriffe werden diesen Weg als Meilensteine besetzen u.a. smart Energiemix inklusiv Speicherlösungen, intelligente Versorgungsnetze, integrierte Dienstleistungen, sanfte Mobilität, nachhaltige Städte inklusive Einbindung des ländlichen Raumes, optimale Kreislaufwirtschaft und effizientes Management auf allen Ebenen.
Die schwierigste Aufgabe, welchen sich die Industrie- und die Schwellenländer annehmen müssen, heißt nunmehr den Klimawandel als weltumspannende Herausforderung anzusehen, die nachhaltige Energieversorgung aufbauen und die soziale Schieflage binnen einer oder zwei Generationen zu beseitigen. „Nicht Handeln ist die falsche Option!“
Quellennachweis:
1) http://www.dw.de/riskanter-meilenstein-CO2-erreicht-spitzenwert
2) http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel