Asbestfund im Europaparlament

Eine Woche vor der Abstimmung zum Thema “asbestbedingten Gefährdungen am Arbeitsplatz” sind die Abgeordneten selbst betroffen

Nächste Woche wird das Europaparlament in Straßburg über den Bericht vom Europaabgeordneten Georges Bach zum Thema “asbestbedingten Gefährdungen am Arbeitsplatz” abstimmen. Wie es der Zufall will wurde das Europaparlament heute, eine Woche vor seiner Abstimmung, darüber unterrichtet dass ein Teil des Winston Churchill Gebäude in Strassburg geschlossen werden musste nachdem Spuren von Asbest in der Luft gemessen wurden. Ein Rundschreiben teilte mit, dass ein Subunternehmen während Arbeiten aus versehen ein Loch in zwei Säulen aus Asbestmaterialen gebohrt hat und somit kleine Mengen an Asbest freigesetzt wurden. “Dieser Fall untermauert wie wichtig es ist dass das Thema Asbest nicht in Vergessenheit gerät. Jedes Jahr haben wir in Europa bis zu 30.000 neu Erkrankungen wegen Asbest.” erinnert Georges Bach.

Öffentliches Register
Da es sich um einen Initiativebericht handelt, der aktuell keine direkten legislativen Konsequenzen hat, sind die Ziele des Parlaments besonders hoch gesteckt. In Luxemburg erinnern wir uns leider nur allzu gut daran, dass letzten Oktober eine Schule in Luxemburg Stadt evakuiert werden musste, weil bei Arbeiten überraschend Asbest entdeckt wurde. “Aus diesem Grund habe ich in diesem Bericht eine Bestandaufnahme des bestehenden Asbestes in öffentlichen Gebäuden gefordert, damit niemand mehr unbewusst dieser unsichtbaren Gefahr ausgeliefert ist. Deshalb habe ich ebenfalls gefordert dass die EU-Institutionen mit gutem Beispiel vorausgehen sollen und so schnell wie möglich ein solches öffentliches Register einführen” erläuterte Georges Bach. Durch die gute Zusammenarbeit unter den Fraktionen wurde in diesem Punkt schlussendlich auch ein Kompromiss gefunden, der das Asbest-Screening und die Registrierung von Asbest verbindlich vorschreibt, genau wie die Einrichtung öffentlicher Asbestregister.
Bessere Information
Es gilt aber auch daran zu erinnern, dass noch immer jedes Jahr die Zahl der Menschen die durch asbestbedingte Krankheiten sterben stetig steigt. Dies erklärt sich durch die hohe Latenzzeit (von bis zu 50 Jahren) dieser Materie. Die Konsequenz ist, dass die meisten gesundheitsschädlichen Folgen eingeatmeter Asbestfasern erst Jahrzehnte nach dem Kontakt auftreten. “Es ist unsere Pflicht dafür zu sorgen dass keine neuen Erkrankungen dazu kommen. Wir müssen also dafür sorgen dass die Arbeitnehmer, besonders die unerfahrenen Jungen, die der Gefahr des direkten Kontaktes mit Asbest ausgeliefert sind, durch Schulungen informiert werden.” In diesem Sinne verlangt der Bericht eine Richtlinie über Mindestanforderungen für verbindlich vorgeschriebene asbestspezifische Qualifikationen für Bauingenieure, Architekten und Mitarbeiter eingetragener Asbestsanierungsunternehmen an.
Der Bericht geht aber noch weiter in seinen Forderungen; “wir haben uns mit diesem sehr mutigen, aber nicht unrealistischen Initiativbericht das Ziel gesetzt, nach einer Folgenabschätzung und Kosten-Nutzen-Analyse, eine asbestfreie EU bis 2028 zu schaffen. Dafür gilt es sich jetzt stark zu machen damit wir dem Problem des Asbests endlich Herr werden.”
Ein mulmiges Gefühl werden wohl alle haben, die nächste Woche für die Plenarsitzung nach Strassburg reisen müssen, obwohl das Europaparlament versichert dass das Problem bis dann behoben sein wird.

Georges Bach, Brüssel, den 5 März 2013