Die Wissensgesellschaft – Aufbruch in ein neues Zeitalter
Mit Beginn der Renaissance brach ein Zeitalter an, welches durch den technischen Fortschritt gekennzeichnet war. Die Erfindungen von u.a. Johannes Gutenberg, Leonardo da Vinci, Otto von Guericke, Christiaan Huygens und Denis Papin erleichterten die Lebensbedingungen der Menschen in vielfacher Weise. Es sei jedoch vermerkt, dass ihnen seit der Antike bereits technische Apparaturen u.a. das Rad, der Hebel, die schiefe Ebene und der Flaschenzug zur Verfügung standen.
Die erste industrielle Revolution war gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten der Dampfmaschine u.a. die Eisenbahn, welche den geographischen Horizont der Menschen erweiterte. Im weiteren Verlauf der technischen Entwicklung wurden die Dynamomaschine, das Automobil, das Flugzeug, der Transistor und der Rechner bereitgestellt. Die Satelliten, die Photovoltaikzellen, die Mikroelektronik, die Medizintechnik, die Nanotechnologie, die intelligenten Netze und die Gentechnologie sind rezente Zeugen des permanenten technischen Fortschritts aufgrund von Innovation und Entwicklung.
Der Fortschritt – ein rastloser Partner
Der permanente Forschungsdrang sowie das stete Streben nach Innovation sorgen dafür, dass das Leben auf der Erde einer ständigen Revolution unterworfen ist. Die moderne Technik und die herausgebildeten Technologien stellen die Eckpfeiler der Gesellschaft dar und dynamisieren den Alltag. Vor allem nimmt die elektrische Energie eine immer bedeutendere Rolle hinsichtlich der Kommunikation, des Transportes, der Herstellung von Gütern und der Anbietung von Dienstleistungen sowie der Ausbildung in der multimedialen Gesellschaft ein. Die unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Technik sowie die erheblichen negativen Begleiterscheinungen des technischen Fortschritts sollen jedoch nicht verkannt werden.
Deshalb müssen die wissenschaftliche und die technische Forschungen so aufgestellt werden, dass ihre gesellschaftlichen Auswirkungen in einem frühen Stadium erkannt werden. Es ist die Aufgabe der heutigen Generation, den technischen Fortschritt zu relativieren und mögliche Risiken kritisch abzuwägen. Ohne grundsätzliches Umdenken werden wir den Weg in die nachhaltige Entwicklung nicht einschlagen und wie bereits Andrian Kreye bemerkte: „Es ist nur noch strittig, ob sich der fällige Paradigmenwechsel als sanfter Übergang oder als schockartiger Wandel vollziehen wird.“
Die wachsende Weltbevölkerung wird sich mit dieser kruzialen Gratwanderung auseinandersetzen müssen – die nachhaltige Entwicklung muss verwirklicht werden. Angesichts der weitreichenden Konsequenzen des Klimawandels und des Auftretens von extremen Wetterverhältnisse in den vergangenen Jahren, müssen den klimatischen Veränderungen eine höhere Priorität eingeräumt werden.
Die unterschiedlichen Konferenzen fordern diesbezüglich die Politik und die Wissenschaft auf, einen verantwortungsvollen und verantwortungsbewussten technischen Fortschritt einzuleiten. In meinen Augen muss es zu einer kohärenten Haltung zwischen der Kultur und der Technik kommen. „Die Lebensbedingungen der kommenden Generationen durch das verantwortungslose Verhalten, die ungerechte Verteilung von Wohlstand sowie den Raubbau an den endlichen Ressourcen zu belasten.“, kann nicht mehr geduldet werden. Diese Missstände mit der Ausrede tolerieren, man habe diese katastrophalen Zusammenhänge nicht erkannt und die verheerenden Auswirkungen nicht voraussehen können, muss ein Ende nehmen.
Technik, Innovation und Gesellschaft stellen das zentrale Gebilde mit Blick auf den wissenschaftlichen Fortschritt dar. Die nichttechnischen Aspekte u.a. die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Akzeptanz seitens der Bevölkerung und die Ethik sind weitere Partner in diesem Gestaltungs- und Wissensprozess. Mit dem Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft entwickelt sich das Wissen zu einem entscheidenden Produktionsfaktor, dies gemäß der Aussage: „Ohne Wissen sind weder die Entwicklung noch der Einsatz von Technik denkbar.” Die Forschungsstätten und die Bildungsinfrastrukturen, die Wirtschaft und die Wissenschaft müssen zusammenwachsen, um letztendlich den Menschen die Qualifikationen anzubieten und in ihnen die benötigten Kompetenzen wecken.
Es sei angemerkt, dass die Vereinten Nationen die Dekade 2004 bis 2015 unter das Motto „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gestellt haben. Ein Ziel von hoher Priorität besteht darin, weltweit vor allem die Jugendlichen vom Kindergarten bis zur Universität u.a. für den Umwelt- und Klimaschutz zu sensibilisieren. Es hat sich gezeigt, dass die Natur und der Umweltschutz die Lernfelder darstellen, für die sich die Jugendlichen begeistern. Die Schule und die Lehrenden sind aufgefordert, die naturwissenschaftlichen Aspekte im Sinne der Verschmelzung von Kultur und Technik darzulegen.
Herausforderungen und Chancen der Wissensgesellschaft
Die Kultur und die Technik werden als Pfeiler der Wissensgesellschaft angesehen – die Bildung, die sozialen Aspekte, die Technologie, die Umweltbelange und die Wirtschaft sollen in einem Pentagon vernetzt wirken. Da die Wirtschaft mittlerweile globale Dimensionen angenommen hat, stellen sie das Gerüst für die Wachstums- und Innovationsfähigkeit dar.
Wenn die Europäische Union und demzufolge auch Luxemburg hier weiter mitmischen möchten, dann kann dies nur geschehen, in dem die Bildung und die Ausbildung auf allen Ebenen so ausgerichtet werden, dass die wachsende Kluft zwischen Bildungsverlierern und Bildungsgewinnern, vor allem bei den Jugendlichen, verschwindet. Die Gesellschaft kann sich auf Dauer die Heere von arbeitslosen Jugendlichen nicht leisten, die anfallenden sozialen Kosten ufern aus.
Hier möchte ich Jean Monnet, einen Gründervater der Europäischen Union, mit der Aussage: „Wir können nicht stillstehen, wenn die Welt in Bewegung ist.“ zitieren. Die Aussage von Albert Einstein: „Die Welt, so wie wir sie geschaffen haben, ist ein Prozess unseres Denkens. Sie lässt sich nicht ändern, ohne dass wir unser Denken verändern“. beschreibt die gewünschte Wandlung.
Die Menschheit steht somit vor der gewaltigen Herausforderung, die Technik und die Kultur als Partner derselben Medaille in einem vernetzten Denkprozess wahrzunehmen. Wenn wir versagen, dann lastet eine schwere Bürde auf den kommenden Generationen, unter der sie zusammenbrechen werden.