Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2013 zum Internationalen Jahr „Zusammenarbeit im Bereich Wasser“ im Dezember 2010 ausgerufen. Der alljährlich stattfindende Weltwassertag am 22. März 2013 ist ebenfalls diesem Motto gewidmet. Es möge daran erinnert werden, dass das Jahr 2010 unter Motto „Reines Wasser für eine gesunde Welt“, das Jahr 2011 unter dem Motto „Wasser für die Städte: Antwort auf urbane Herausforderungen“ und das Jahr 2012 unter dem Motto „Wasser und Nahrungssicherheit“ standen.
Die Vereinten Nationen haben die UNESCO beauftragt, die Aktivitäten des Internationalen Jahres durchzuführen. Durch die vielfachen Aktivitäten sollen die Menschen auf die Herausforderungen mit Blick auf die steigende Nachfrage nach sauberem Wasser, die adäquate Zurverfügungstellung und die gerechte Verteilung aufmerksam gemacht werden. Zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt – 97 Prozent in den Meeren und zwei Prozent in den Gletschern sowie den Eisbergen, nur ein Prozent steht den Menschen direkt zur Verfügung. 70 Prozent des zur Verfügung stehenden Wassers werden in der Landwirtschaft benötigt. Die steigende Weltbevölkerung und die Erhöhung der Lebensqualität für Hunderte Millionen Menschen bedingen einen steigenden Druck auf die Wasserreserven.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit etwa 1 Milliarde Menschen keinen Zugang zu ausreichendem sauberem Trinkwasser haben und etwa 2,6 Milliarden Menschen über keine sanitären Einrichtungen verfügen. Sie werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass die Lebensqualität der Menschen sowie die Gesundheit der Ökosysteme von der Qualität des Wassers abhängen. Der weltweit steigende Wasserverbrauch geht oft mit Veränderungen der Landschaften einher, insbesondere die verheerenden Kahlschläge und das Abbrennen der Wälder sowie die zunehmende Industrialisierung in den ländlichen Regionen verändern den Wasserkreislauf. Die Erhöhung des Meeresspiegels und das Eindringen von Salzwasser in die Flussmündungen treffen die an den Küsten lebenden Menschen mit aller Wucht. Sie verlieren ihre Heimat und die landwirtschaftlich hervorragenden Landstriche gehen für die Viehzucht und den Ackerbau verloren.
Wissend, dass die Süßwasserressourcen weltweit immer knapper werden, bietet das Internationale Jahr „Zusammenarbeit im Bereich Wasser“ die Chance, dass das Menschenrecht des Zugangs zu sauberem Trinkwasser in die Realität umgesetzt werden kann. Eingedenk, dass fast 1 Milliarde Menschen über kein sauberes Wasser verfügen, kann die geforderte internationale Zusammenarbeit den wichtigen Rahmen spannen und die benötigten finanziellen Mittel bereitstellen. Es ist darüber bekannt, dass die Krankheitserreger im Trinkwasser jährlich für den Tod von mehr als 1,5 Millionen Kindern verantwortlich sind. Die Menge Schmutzwasser, welche ungeklärt in die Flüsse, Seen und Meere einfließen, wird in Millionen Tonnen angegeben und liefern eine Hinterlassenschaft mit „offenem“ Ende.
Vor allem muss sich die Weltgemeinschaft bewusst werden, dass das Recht auf Wasser als eines der acht Millenniumziele 2015 ausgewiesen wurde und wir uns derzeit noch weit entfernt von einer akzeptablen Lösung befinden. Es wurde festgeschrieben, dass bis zum Jahr 2015 die Anzahl der Menschen halbiert werden soll, die keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und zu angemessener sanitärer Versorgung haben. Ohne eine erfolgreiche politische Zusammenarbeit werden sich die lokalen Kleinkriege um die „letzten“ Wasserreservoirs“ in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu einem Flächenbrand mit ungeahnten Folgen entwickeln.
Der Weltwassertag am 22. März 2013
Der Zeitraum 2005 bis 2015 wurde am 23. Dezember 2003 anlässlich der 58. Generalversammlung der Vereinten Nationen zur Internationalen Aktionsdekade “Wasser für das Leben” ausgerufen. Der erste Weltwassertag wurde am 22. März 2005 begangen und diese wichtige nachhaltige Aktivität wird am 22. März 2015 enden. Die Dekade sollte die Entscheidungsträger aus der Politik, aus der Wirtschaft, die Forschung & Innovation und die breite Öffentlichkeit für die unterschiedlichen Wasserthemen sensibilisieren. Auch wenn erste Erfolge sichtbar werden, steht die Weltgemeinschaft weiterhin vor einer riesigen Baustelle.
Vor allem muss dem Los der Frauen und Mädchen in den Schwelen- und Entwicklungsländern eine hohe Priorität eingeräumt werden, spielen doch sie eine zentrale Rolle in der Wasserversorgung und der Landwirtschaft, welche ihrerseits eine zentrale Rolle übernehmen muss, angesichts der wachsenden Bevölkerung. Es sollte jedoch auch bewirkt werden, dass einerseits das „Landgrabbing“ verboten wird und andererseits die hohen Überschüsse aus den reichen Nationen nicht mehr weiter in die Entwicklungsländer exportiert werden. Diese Übel müssen umgehend aus ethischen Gründen von der Agenda abgesetzt werden.
Das Internationale Jahr möchte demzufolge das Bewusstsein für die weltweite Zusammenarbeit im Bereich Wasser schärfen. Die Herausforderungen mit Blick auf die steigende Nachfrage nach Wasser sowie dessen gerechte Verteilung stehen im Mittelpunkt der Diskussionen. Es besteht hoher Handlungsdruck – die Probleme ignorieren wird fatale Konsequenzen für alle Menschen des blauen Planeten haben.
Marcel Oberweis