Offshore- Windenergieanlagen in der Nordsee und das HGÜ-Netz

Anlässlich der Schlusssitzung des Benelux-Parlamentes unter dem zweijährigen Vorsitz der Niederlanden am 14. und 15. Dezember stand die Erzeugung elektrischer Energie durch die Windenergieanlagen im offshore-Bereich  entlang der Küsten und die Anbindung an das Festland sowie die Weiterleitung zu den Verbraucherschwerpunkten auf der Tagesordnung.

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Europäische Union mit ihrer Strategie 2020 die nachhaltige Entwicklung zu einem Hauptanliegen der Politik erkoren hat. Bis zum Jahr 2020 sollen die erneuerbaren Energien einen Anteil von 20 Prozent am gesamten EU-Energieverbrauch erreichen. Die restlichen 80 Prozent werden durch die Kohle, das Erdgas und die Kernkraft abgedeckt. Vor allem muss dafür Sorge getragen werden, dass die elektrische Energie, die Triebfeder des wirtschaftlichen  nachhaltigen Wachstums sicher und preiswert an die Verbraucher geliefert werden kann.

Die verstärkte Nutzung der Windenergie im offshore-Bereich stellt eine wichtige Komponente im Aufbau des europäischen Energiebinnenmarktes dar. Um das gesteckte 20 Prozent-Ziel zu erreichen, wurde in Brüssel auf Drängen der Energieminister aus Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten das Konzept der „offshore“-Windenergienutzung am 5. Dezember 2005 ins Leben gerufen, ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Mittlerweile haben sich Schweden, Großbritannien, Dänemark und Irland dem Verbund angeschlossen, mit Norwegen, der Schweiz und Österreich sind weitere wichtige Partner beigetreten, da diese über die benötigte Speicherkapazität verfügen.

Die „offshore“-Initiative kann bereits erste konkrete Erfolge vorlegen, haben doch Deutschland, Belgien, die Niederlanden und Großbritannien die ersten Windparks im Meer errichtet und die bereits installierte elektrische Leistung beträgt mehrere 1000 MW. Gemäß der europäischen Direktive 667/2012 betrug die Erzeugung elektrischer Energie im offshore-Bereich  160.000.000 MWh im Jahr 2010 und wird sich auf 465.000.000 MWh im Jahr 2020 erhöhen. Es sei vermerkt, dass ein modernes 800 MW Braunkohlenkraftwerk etwa 62.000.000 MWh pro Jahr liefert und zusätzlich hohe Mengen an Treibhausgasen emittiert.

Es gilt jedoch zu bedenken, dass die erzeugte elektrische Energie  einen Verbraucher im Verteilungsnetz benötigt. Da es zwischen dem Verbrauch und der Erzeugung jedoch zu Diskrepanzen kommen kann, sollen vermehrt Speichermöglichkeiten ausgelotet werden, in welchen die überschüssige elektrische Energie zwischengelagert werden kann. Eine Möglichkeit stellt das SEO-Pumpspeicherkraftwerk Vianden dar. Während den vergangenen Jahren wurde die elektrische Leistung von 1100 MW auf 1300 MW erhöht  und die 11. Pumpturbineneinheit wird im Frühjahr 2013 an das Hochspannungsnetz angeschlossen.

Auch wenn die Erzeugung der elektrischen Energie im offshore-Bereich ein technologisches Wagnis darstellt und hohe Ansprüche an die Anlagen stellt, so darf nicht übersehen werden, dass die Übertragung derselben an das Festland ein noch größeres Problem bedeutet, da die Anlagen zum Teil in Gebieten hoher Biodiversität errichtet werden.

Mit der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (400 kV und mehr) kann die elektrische Energie von den Anlagen im Meer zu den Umspannwerken an den Küsten und anschließend zu den Verbrauchern oder Speicherbecken gebracht werden. So wurden bereits drei Unterseekabel zwischen Dänemark und Norwegen verlegt und rezent haben die Gespräche zur Verlegung eines 600 km HGÜ-Unterseekabels mit  1400 MW zwischen Deutschland und Norwegen begonnen.

Schlussfolgerungen

Die Windkraftwerke im offshore-Bereich sind wichtige Meilensteine auf dem Weg in die zukünftige Energieversorgung, denn hier weht der Wind besonders stark und beständig, eine Voraussetzung für eine konstante und sichere Erzeugung von elektrischer Energie. Die intelligente und nachhaltige Energiewende in der Europäischen Union wird jedoch nur dann gelingen, wenn die Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie die Politik die Investitionen in Milliardenhöhe in die offshore-Windparks sowie für die HGÜ-Freileitungen bereitstellen.