Die Doha-Umweltkonferenz und die Belastbarkeit der Erde

Die Doha-Umweltkonferenz und die Belastbarkeit der Erde

*  Marcel Oberweis

Es ist bekannt, dass die nachhaltige Entwicklung das ausgewiesene Ziel der Energie- und Umweltpolitik der Europäischen Union ist. Mittels dieser Entwicklung möchte sie umfassend auf den Klimawandel reagieren. Der Klimawandel wird die Umweltprobleme u.a. die Erhöhung des Meeresspiegels, die Dürren, die Ausdehnung der Wüsten, die heftigen Regengüsse, die Häufigkeit von Stürmen und die Waldbrände sowie neue Krankheiten weiter verschärfen.

Bedingt durch die 7,3 Milliarden Menschen auf der Erde erhöht sich der Druck auf die natürlichen Lebensressourcen permanent. Die weltweiten Entwicklungen, die auf das Bevölkerungswachstum, die Verstädterung und das aktuelle Wirtschaftswachstum zurückzuführen sind, bremsen die Bewältigung von Umweltproblemen und die Verwirklichung einer langfristig nachhaltigen Entwicklung. Auf Dauer kann der Wohlstand und die Lebensqualität, über welche eine Milliarde Menschen derzeit verfügen, nicht gewährleistet werden – die Menschen bringen den Planeten an seine Belastungsgrenzen.

Die Europäische Union hat sich der nachhaltigen Entwicklung verschrieben, sie möchte u.a. ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 20 Prozent (bzw. um 30 Prozent, sofern sich andere Industriestaaten zu vergleichbaren Emissionsreduktionen verpflichten) bis zum Jahr 2020 reduzieren.1) Die einzelnen EU-Mitgliedstaaten sind nunmehr bestrebt, eine kosteneffiziente CO2-arme Entwicklung einführen, damit die Erhöhung der Temperatur auf der Erde auf weniger als 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter beschränkt wird. Dies bedeutet jedoch, dass die Treibhausgasemissionen bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts um 80 bis 95 Prozent gegenüber den Werten aus dem Jahr 1990 reduziert werden müssen.

Der Bericht, der vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Berliner Gesellschaft „Think Tank Climate Analytics“ für die Weltbank geschrieben wurde, zeichnet indes ein düsteres Bild für die Zukunft. Gemäß den Analysen und Berechnungen steht eine  Erwärmung der Erde um 4 Grad bis zum Ende des 21. Jahrhunderts an. Der Direktor des PIK, Hans Joachim Schellnhuber, meinte diesbezüglich, dass die Menschheit Gefahr laufe, den Kipppunkt zu überschreiten und dies u.a. das Abtauen der kilometerdicken Eiskappe Grönlands beschleunigen wird. Im Gefolge erhöht sich der Meeresspiegel und riesige Landstriche werden unter Wasser gesetzt, soziale Spannungen werden nicht ausbleiben. In diesem Zusammenhang stimmt die Aussage des Klimawissenschaftlers Anders Levermann vom PIK noch pessimistischer: „Sollten die Treibhausgase weiter ansteigen wie bisher, wird unsere Erde Ende dieses Jahrhunderts im Mittel etwa 5 Grad wärmer sein als vor Beginn der Industrialisierung. Das entspricht der Temperaturdifferenz zwischen einer Eiszeit und einer Warmzeit, freilich mit einem feinen Unterschied: Die Natur lässt sich für einen solchen Übergang ein paar Tausend Jahre Zeit. Die Menschheit ist dabei, die gleiche Erwärmung um das 50- bis 100-Fache schneller zu erreichen. Da wir uns erdgeschichtlich bereits in einer Warmzeit befinden, sind wir jetzt auf dem Weg in eine Heißzeit. Dergleichen hat es seit Beginn der menschlichen Zivilisation noch nie gegeben.“

Die EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard warnte in Doha davor, am 2 Grad-Ziel zu rütteln: „Sollten wir das Ziel nicht erreichen, wird es für alle von uns sehr viel teurer, als wir es uns heute ausmalen können.” Leider ist es der Europäischen Union bisher nicht gelungen, die anderen Teilnehmer für ihre ehrgeizigen Klimaschutzziele zu gewinnen.

Die Zukunft gemeinsam gestalten

Die Umwelt und die menschliche Gesundheit schützen sowie die Ressourcen effizienter nutzen, sind die Kernpunkte für die Entkoppelung des moderaten Wirtschaftswachstums mit Blick auf eine verminderte Umweltbelastung. Die europäische Umweltpolitik ist sich ihrer Aufgabe bewusst  und hat Innovationen und Investitionen in Umweltgüter und ‑dienstleistungen gefördert. Es wurden Hundertausende von Arbeitsplätze geschaffen und die „europäischen“ Umwelttechnologien werden auf weltweiter Ebene  anerkannt. Diese permantenen Anstrengungen haben auch andere „global players“ auf den Plan gerufen und sie leiten die ersten Schritte der Verbesserung ein, um entschlossener gegen den Klimawandel und den Biodiversitätsverlust vorzugehen.

Betrachtet man jedoch die bisherigen Ergebnisse und die Aussagen der Politiker und Wissenschaftler, welche an der Doha-Umweltkonferenz teilnehmen, so wird ein mageres Resultat erwartet. Christiana Figueres, die Chefin des UN-Klimasekretariats zeigt sich jedoch zuversichtlich, wenn sie meint, das Kyoto-Protokoll von 1997 werde verlängert. Unklar bleibt jedoch, welche Reduktionsziele für die Treibhausgasemissionen angestrebt werden. Es sei vermerkt, dass die Europäische Union, die Schweiz, Norwegen und noch einige Länder nur für etwa 15 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Ohne die Teilnahme der „global players“ u.a. China, Indien, die Vereinigten Staaten von Amerika, Brasilien und Russland, bleibt ein neues Vertragswerk eine Luftnummer.

Der aktuelle Trend der Treibhausgasemissionen darf als Katastrophenkurve angesehen werden. Diese Emissionen erreichten den Wert von etwa 50 Milliarden Tonnen im Jahr 2011 und werden auf 80 Milliarden Tonnen bis zum Jahr 2050 hochschnellen, wenn keine Verminderungsmaßnahmen ergriffen werden. Um die 2 Grad Grenze zu erreichen, müssen diese Emissionen auf 20 Milliarden Tonnen bis zum Jahr 2050 vermindert werden, welche kolossale Anstrengung für die Weltgemeinschaft .2)

„Keiner ist immun gegen den Klimawandel“, so der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, in Doha. „Wir sollten uns keine Illusionen machen, es liegt ein Krise vor, eine Bedrohung für uns alle, für unsere Volkswirtschaften, für unsere Sicherheit, für das Wohlergehen unserer Kinder.“

Sollte die Umweltkonferenz in Doha ohne greifbare Resultate zu Ende gehen, dann dürfte die Belastbarkeit der Erde auf eine harte Probe gestellt werden. Die zig Tausende Teilnehmer sollten sich dann darüber im Klaren sein, dass ihre Präsenz in Doha eine Emission von etwa 140.000 Tonnen CO2 während den 14 Tagen hervorgerufen hat, die die Erde zusätzlich verkraften muss.

Quellennachweis:

1) COM 710 ( allgemeines Umweltaktionsprogramm der EU für die Zeit bis 2020

2) Climate Action Tracker PIK – UNEP