Der Welthungertag, auch Welternährungstag genannt, wird seit dem Jahr 1979 am 16. Oktober durchgeführt und möchte auf das Elend von Hunderten Millionen hungrigen und unterernährten Menschen aufmerksam machen. Dieser Tag wurde ausgewählt, weil die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO mit der Aufgabe, die weltweite Ernährung sicherzustellen, als Sonderorganisation der Vereinten Nationen am 16. Oktober 1945, gegründet wurde. Der diesjährige Welthungertag steht unter dem Motto: „Landwirtschaftliche Zusammenarbeit – der Schlüssel gegen den Hunger in der Welt.“
Etwa 1,8 Milliarden Menschen sind heute nicht ausreichend mit Lebensmitteln, mit sauberem Trinkwasser und mit sanitären Anlagen versorgt. Tausende Menschen sterben täglich an Unterernährung – mehr als die Hälfte sind Kinder unter fünf Jahren. Gilt denn nicht, dass jeder Mensch ein Recht auf Nahrung hat?
Es sind die armen Entwicklungsländer, die angesichts der hohen Weltmarktpreise für die zu importierenden Lebensmittel und durch die geringen Devisen ihre darbende Bevölkerung nicht hinreichend ernähren können. Diese Situation wird sich noch weiter verschärfen, so die Vereinten Nationen, wenn die Weltbevölkerung voraussichtlich auf über 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050 anwächst.
Der rasante Preisanstieg der letzten Monate hat dazu geführt, dass die Lebensmittel zu einem Spekulationsobjekt „verkommen“ sind. Der Preisanstieg für Mais betrug 25 Prozent und für Soja 17 Prozent, in der Subsahelzone wurden jedoch Erhöhungen vom Mehrfachen verzeichnet. Diese Situation verschärft sich mit dem Weiterbestehen der Wirtschafts- und der Finanzkrise. Die nicht absehbaren Folgen des Klimawandels und die zunehmende Kleinkriege um die nutzbaren Agrarflächen tragen ebenfalls zu diesem Missstand bei. Laut der FAO- Studie „Global Food Losses and Food Waste” aus dem Jahr 2011 werden weltweit etwa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel jährlich „entsorgt“ – etwa ein Drittel der gesamten Weltjahresproduktion. In den reichen Ländern werden 40 Prozent der auf den Markt gelangenden Nahrungsmittelverluste – etwa 220 Millionen Tonnen genießbarer Lebensmittel – weggeworfen. Dies entspricht etwa der gesamten Nahrungsmittelproduktion in den Ländern südlich der Sahelzone.
Die Ernährungskatastrophe in der Sahelzone beeinträchtigt das Leben von 13 Millionen Menschen, dies angesichts der schlimmsten Dürreperiode seit mehr als 60 Jahren. Das unproduktive Bewirtschaften der Kleinparzellen und der Mangel an Wasser sowie die politische Unzulänglichkeit werden als Ursachen ausgewiesen. Der aktuelle weltweite Mangel an Lebensmitteln bedingt die Erhöhung der Lebensmittelpreise. Für die Ärmsten der Welt, die bis zu 80 Prozent ihres Einkommens für die Lebensmittel ausgeben, kommt dies einer Katastrophe gleich. Viele Menschen in den reichen Ländern nehmen dieses Elend jedoch nicht wahr. Die Lage hat sich jedoch bereist so verschärft, dass sich ein dauerhafter Schaden bei den Kindern durch die Mangelernährung einstellt.
Der Land-grabbing spielt eine weitere entscheidendere Rolle, haben sich doch seit dem Jahr 2000 die international tätigen Investoren mindestens 85 Millionen ha Land in den Entwicklungsländern angeeignet, die Dunkelziffer liegt weit höher. Die Landübernahme trifft vor allem die Kleinbauern im ländlichen Raum, denen so das Land, das ihre Familien seit Jahrzehnten beackern, entwendet wird. In Afrika sind bisher etwa 5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aufgekauft resp. verpachtet und die Ernte wird in die reichen Schwellenländer exportiert. Die Menschen sind stumme Zeugen eines ungerechten Prozesses.
Schlussfolgerungen
Wenn der Kampf gegen den Hunger einen Erfolg aufweisen soll, dann muss vor allem dafür gesorgt werden, dass die Millionen Kleinbauern in den Entwicklungsländern einen gerechten und nachhaltigen Zugang zu ausreichenden Agrarflächen erhalten. Nur so können sie die Ernährungssicherung für ihre Familien und für die Menschen im ländlichen Raum gewährleisten. Des Weiteren müssen dringend Lagerräume eingerichtet werden, um die vorhandenen Überschüsse zu speichern. Eine wichtige Komponente dieser langfristigen Entwicklungszusammenarbeit stellen die Schulungs- und Beratungsinitiativen vor Ort dar.
Die Wasserversorgung und die Energieversorgung sowie die Bereitstellung von Saatgut müssen ebenfalls gewährleistet sein – die grüne Revolution muss umgehend in Afrika beginnen. Wenn dies nicht gelingt, wird die Landflucht nicht gestoppt und das Elend wächst weiter.
Marcel Oberweis