Ende der Schulzeit – und nun?

In den nächsten Wochen werden viele Schüler und auch deren Eltern sich mit der Antwort auf diese Frage schwer tun. Für jene die ein Abitur in der Tasche haben, die sich auch frühzeitig um einen Studienplatz gekümmert haben, und somit wissen was sie studieren wollen, braucht man sich keine großen Gedanken zu machen. Unter der Einschränkung aber, dass sich die zukünftigen Studenten auch mit ihrem zukünftigen Beruf auseinander gesetzt haben, und sich auch schon Gedanken darüber gemacht haben, inwieweit das nun beginnende Studium auch „arbeitsmarkttauglich“ ist. Marc Spautz, LCGB Generalsekretär und CSV Abgeordneter im “Soziale Fortschrëtt”

Den Rat, den man heutzutage den Jugendlichen geben kann, die vor der Entscheidung stehen, die ersten Schritte auf den Arbeitsmarkt zu tun, ist gemäß seinen Neigungen, seinen Fähigkeiten jenen Beruf zu lernen, für den man sich entschieden hat. Schließlich ist das Arbeitsleben nicht nach 10 oder 20 Jahren vorüber, sondern je älter wir alle werden, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass unser Arbeitsleben nicht mehr bei der magischen Zahl 57 oder 60 endet!

Die Wahl nun aber eines Berufes ist für viele Jugendliche ein Brief mit vielen Siegeln. Hier ist dann auch das gesamte Umfeldgefordert: die Schule, das Elternhaus, der Bekanntenkreis, die Freunde, …. Es ist leider eine Tatsache, dass viele sich auf das Abenteuer Ausbildung, Studium einlassen, ohne sich bewusst zu sein, welche Konsequenzen dies hat bzw. haben wird. Oft fallen Entscheidungen für die eine oder andere Ausbildung, ohne sich überhaupt Gedanken über Zukunftschancen auf dem Arbeitsmarkt zu machen. Die Wahl für den einen oder anderen Beruf soll nicht ausschließlich unter dem Aspekt der zukünftigen bzw. der bestehenden Arbeitsmarktsituation getroffen werden, es ist aber auch falsch dies überhaupt nicht in Betracht zu ziehen.

Schwieriger wird es aber, wenn Jugendliche mit einem Abschluss auf den Arbeitsmarkt drängen, der dort nicht gefragt ist. So werden auch dieses Jahr wieder viele Jugendliche längere Zeit suchen müssen, ehe sie eine Anstellung finden, so z.B. im Büro- oder Erzieherbereich. Hier sieht man seit Jahren, dass viele Jugendliche den Weg gewählt haben, ohne sich aber bewusst zu sein, dass die Arbeitssuche sich schwierig gestalten wird. Wahrscheinlich hätte eine frühere Information der Schüler aber auch der Eltern dazu geführt, dass andere Entscheidungen getroffen worden wären.

Und gar dramatisch wird es für jene, die ohne einen Abschluss auf den Arbeitsmarkt drängen. Seit mehreren Jahren ist zu beobachten, dass immer mehr Jungen und Mädchen auf der „Strecke“ bleiben, die sich nur für eine CCM oder CITP Ausbildung in Frage kommen. So weisen die Statistiken des Erziehungsministeriums aus, dass die Zahl dieser in Frage kommenden Auszubildenden sich auf einem sehr hohen Niveau eingependelt hat, dass im Gegenzug aber immer weniger Arbeitgeber sich auf dieses Ausbildungsniveau einlassen. Als einer der Hauptgründe werden immer wieder die mangelnden Schulkenntnisse angeführt.

Und hier ist dann die Schulpolitik gefordert! Aber nicht nur sie, sie aber vor allem! Wie kann es sein, dass Jahr für Jahr Jugendliche keinen Ausbildungsplatz bekommen, und wir alle dies klaglos hinnehmen? Kann es sich eine Gesellschaft erlauben Hunderte von Jugendlichen ohne Qualifikation sprich dann auch ohne berufliche Zukunftsaussichten aus der Schule zu entlassen?

Es ist wirklich an der Zeit mit den Sonntagsreden aufzuhören und endlich zu handeln! Wenn den Jungen und Mädchen Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen fehlen, dann scheint zumindest klar zu sein, wer hier wem was beibringen muss – auch wenn es länger dauert! Schwieriger aber wird es, wenn die so genannten Sozialkompetenzen fehlen! Aber wenn diese in den Elternhäusern nicht mehr vermittelt werden, dann muss zumindest die Politik Maßnahmen ergreifen, um dies auszugleichen.

Nicht zu handeln, heißt in letzter Konsequenz auch diesen Jugendlichen in unserer Gesellschaft keinen Platz einzuräumen! Wir alle definieren uns über unsere Arbeit, über unsere Leistungen, und jemanden den Zugang zu Arbeit und gerechter Entlohnung zu verwehren, indem ihnen keine Ausbildungsmöglichkeiten offen stehen, ist ein Verbrechen.

Marc Spautz
LCGB-Generalsekretär, Soziale Fortschrëtt, Juli 2008