Tagung der EU-Entwicklungshilfeminister in Brüssel. Die Europäische Union ist „ernstlich besorgt“, die sogenannten „Millenniumsziele“ zur Bekämpfung der Armut bis 2015 könnten vor allem in Afrika verfehlt werden. Die für Entwicklungshilfe zuständigen Minister der 27 EU-Staaten einigten sich am Dienstag, den 27. Mai in Brüssel auf eine entsprechende Warnung.
Zwar berechtigten die bisherigen Fortschritte zur Annahme, dass die Ziele in allen Regionen erreicht werden konnten, heißt es in einer Erklärung. In Afrika südlich der Sahara seien jedoch besondere Anstrengungen erforderlich. „Unverzügliches und abgestimmtes Handeln, das bis 2015 aufrechterhalten wird, ist nötig.“
Die vor acht Jahren beschlossenen Ziele sehen unter anderem vor, Hunger und Armut in der Welt zu beseitigen und mehr Gesundheitsschutz für die Bürger der Entwicklungsländer zu erreichen. So sollen in Zukunft 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Länder an arme Staaten fließen. Die EU-Minister erklärten, die Union werde 2010 einen Anteil von 0,56 Prozent erreichen und befinde sich auf dem richtigen Weg. „Die EU fordert andere auf, diese Last zu teilen.“
„Es ist Zeit, die Alarmglocken zu läuten“, sagte Entwicklungshilfeminister Jean-Louis Schiltz. „2007 war eindeutig ein schlechtes Jahr für die Entwicklungszusammenarbeit. Die Budgets der Mitgliedstaaten haben sich nach unten bewegt.“ Statt nur von Partnerschaft mit den ärmsten Regionen etwa in Afrika zu sprechen, müssten die Länder handeln. „Letztendlich geht es um die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union“, sagte Schiltz.
Die EU forderte von den Mitgliedstaaten detaillierte Fahrpläne für die Entwicklungshilfe in den kommenden Jahren. „Die Staaten sollen ein nationales, mehrjähriges und möglicherweise langfristiges Entwicklungshilfeprogramm mit entsprechenden Mitteln aufstellen“, sagte der derzeitige Vorsitzende des EU-Entwicklungshilferates, der slowenische Staatssekretär Andrej Ster, am Dienstag bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen in Brüssel. „Die steigenden Lebensmittelpreise der vergangenen Monate gefährden unsere Ziele in der Entwicklungshilfe zusätzlich.“ Um den Hunger in der Welt zu bekämpfen, müsse jetzt schnell etwas passieren.
Verbesserungsbedarf sehen die Experten vor allem in den ländlichen Regionen der armen Länder. Wie notwendig hier Hilfe sei, habe die Krise der Lebensmittelpreise in den vergangenen Monaten nochmals deutlich bestätigt, sagte Schiltz. „Ich glaube, dass in den letzten Monaten klar geworden ist, dass massiv in eine nachhaltige Landwirtschaft investiert werden muss“, erläuterte er.
Weiterhin wollen die Minister in den kommenden Wochen zudem die Situation in Birma nach der Unwetterkatastrophe beobachten.
Quelle: Luxemburger Wort und dpa, 28. Mai 2008