Äddi a merci Marcelle

Mit diesen wenigen Zeilen wollen wir Abschied nehmen, jedoch auch erinnern an eine Politikerin mit Herz. Ein Grundsatz stand für Marcelle Lentz-Cornette immer ganz oben: das Prinzip Verantwortung.

„Die Politik muss sich um die großen gesellschaftlichen Zukunftsfragen kümmern. Der technische Fortschritt ist keine Angelegenheit jenseits von Gut und Böse, die sozialen Ungleichheiten zwischen armen und reichen Ländern sind keine Fatalität. Wo es um den Respekt vor der Würde des Menschen geht, da muss die Politik an vorderster Front stehen.“ Eine Einstellung, die ihr zu Recht den Ruf einer ehrlichen, geradlinigen und oft auch unbequemen Diskussionspartnerin einbrachte. Für sie zählten nicht die großen Reden, sondern die konkreten Taten. „Mit Jammern und Wehklagen ist es nicht getan. Jeder Einzelne kann immer was tun, kann Verantwortung übernehmen“, pflegte sie zu sagen. Engagiert in der Sache, bescheiden im Auftreten, das war Marcelle Lentz, die ihre eigenen Verdienste nicht gern an die große Glocke hängte.

Ein weiteres Terrain, auf dem sich die CSV-Politikerin ohne viel Aufhebens, jedoch mit umso größerer Leidenschaft engagierte, war die Außen- und Sicherheitspolitik. So vertrat sie mehrere Jahre Luxemburg in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarats, der Westeuropäischen Union und der OSZE. Den Aufbau demokratischer Strukturen in den früheren kommunistischen Ländern wertete sie als eine gewaltige Aufgabe. Die Gesundheitsversorgung und die Ausbildung der Frauen sah sie als Grundvoraussetzungen für die Entwicklung der Dritten Welt an. Mit ihrer Hilfe und dank Spenden aus Luxemburg wurde in Chile eine komplette Poliklinik aufgebaut. In vielen Ländern in Lateinamerika und Afrika unterhielt sie enge Kontakte mit Entwicklungshilfeorganisationen und Menschenrechtsgruppen.

Mit Vorliebe kümmerte sie sich oft auch um jene heißen Eisen, die andere vielleicht weniger gerne anpacken. Schwerpunkt ihrer Arbeit als Präsidentin der parlamentarischen Sonderkommission „Ethik“ war u. a. das Thema Sterbebegleitung. Im Spezialausschuss „Genetik“ galt die studierte Chemikerin als ausgewiesene Expertin.

Doch so gerne Marcelle Lentz-Cornette auch als „Globetrotterin“ in Sachen Politik die Welt bereiste, am wohlsten fühlte sie sich immer noch im heimischen Beles, wo sie 1968 zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt wurde. Elf Jahre, zwischen 1969 und 1980, war sie Schöffin. „Das hat mir viel Freude bereitet“, sagte sie. Sie engagierte sich im sozialen Bereich, war Mitbegründerin von „Kanner hëllefe Kanner“ und „Mammen hëllefe Mammen“. Am kommenden 2. März wäre sie 81 Jahre alt geworden.

„Äddi a merci, du bleifs an eisen Erënnerungen.“