Der 28-jährige Yves Arend aus Clerf wird jüngster Bürgermeister Luxemburgs
Yves Arend im Gespräch mit Wort-Journalist Luc Marteling
Er ist der Shootingstar aus dem hohen Norden und 2007 dürfte für ihn ein Jahr werden, das er so schnell nicht vergisst. In den kommenden Tagen soll der 28-jährige Yves Arend aus Clerf als jüngster Bürgermeister des Landes vereidigt werden, im Oktober will er seine Bürger fragen, was sie von einer Fusion mit den Nachbargemeinden Munshausen und Heinerscheid halten, und parallel dazu wird er wohl definitiv als Staatsbeamter in den diplomatischen Dienst des Außenministeriums treten.
Fragen an einen aufstrebenden, erfrischend unkomplizierten Jungpolitiker.
Herr Arend, können Sie sich noch an den 9. Oktober 2005 erinnern?
Das war der Tag der Gemeindewahlen. Ich habe damals bei unserer ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York gearbeitet. Gewählt habe ich per Briefwahl und ich bin aufgestanden, als in Luxemburg die Wahlbüros schlossen …
Was haben Sie gedacht, als Sie erfuhren, dass Sie der Erstgewählte sind?
Ich war überrascht. Mein Vater informierte mich per Telefon. Er nannte mir die Kandidaten und ihre Stimmenzahl. Obwohl er sie bereits geordnet hatte, realisierte ich nicht auf Anhieb, dass ich die meisten bekommen hatte. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet.
Wie kommt es, dass Sie erst im Laufe der kommenden Wochen als Bürgermeister vereidigt werden?
Gleich nach der Wahl stand fest, dass wir ein Splitting machen würden. Als Neuling wollte ich nämlich ein Jahr zum Einarbeiten. Deshalb begrüßte ich auch den Vorschlag von Noch-Bürgermeister Willy Oestreicher. Ende Dezember reichte er dann seine Demission ein und am vergangenen Montag haben wir, wie abgemacht, das neue Team für die kommenden fünf Jahre bestätigt.
Prioritär sind das neue Lyzeum und die Volksbefragung zur Gemeindefusion
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es sind noch dieselben wie im Wahlkampf. Ich habe meine Ideen, wie ich mich für die Clerfer Gemeinde einsetzen will. Und ich habe die große Chance, dies gleich als Bürgermeister und mit einem Team im Rücken tun zu können.
Das heißt?
Langfristig gesehen will ich die Gemeinde und die Region nach vorne bringen. Vorrang genießen aber jetzt erst einmal das Lyzeum und das Referendum. Die Schule ist nicht nur gut für die Schüler, sie wird auch sozioökonomische Vorteile bringen. Die Bevölkerungszahl wird steigen und die Unternehmen bekommen qualifiziertes Personal aus der Gegend. Im Oktober werden wir dann eine Volksbefragung über eine mögliche Fusion mit den Nachbargemeinden abhalten.
Sind Sie ein Fan von Fusionen?
Ja, so lange sie nicht von oben diktiert werden. In unserem Fall haben sich die drei Gemeinderäte klar dafür ausgesprochen, weil sie sich Vorteile für ihre Einwohner davon erhoffen. Das ganze geschieht also für die Bürger, folglich muss es auch mit ihnen geschehen.
Werden Sie das Ergebnis des Referendums akzeptieren?
Es hat zwar nur konsultativen Charakter, aber wenn wir die Menschen schon fragen, dann sollten wir ihre Meinung auch respektieren.
Viele Kommunen klagen über Geldnot. Ihre auch?
Wer hat schon genug Geld?
Das Problem ist, dass den Gemeinden in letzter Zeit von Staat und Bürgern immer mehr abverlangt wird, ohne dass aber ihre finanziellen Spielräume ausgeweitet worden wären. Die Schere geht hier immer weiter auseinander. Wir gedenken, dieses Problem zum Teil mit einer Fusion zu lösen. Dann können wir unsere Mittel effizienter einsetzen.
Was halten Sie von hauptamtlichen Bürgermeistern?
Noch bin ich ja gar nicht Bürgermeister … aber schon als Schöffe habe ich gemerkt, dass Kommunalpolitiker ein zeitraubender Nebenjob ist. "Conge politique" ist natürlich eine feine Sache, reicht aber bei weitem nicht aus. Von Freizeit ist inzwischen kaum noch die Rede. Die Idee von Amtsbürgermeistern begrüße ich deshalb. Sinn macht sie aber erst ab einer bestimmten Größe, denn 116 hauptamtliche Bürgermeister brauchen wir sicher nicht …
Sie werden der jüngste unter ihnen sein. Eher Herausforderung oder doch mehr Belastung?
Einer muss der jüngste sein. Ich sehe das positiv. Die Wähler haben entschieden, ich habe den Auftrag angenommen, nun gilt es, das Bestmögliche zu tun.
Keine Akzeptanzprobleme?
Nein! Bis jetzt waren alle sehr hilfsbereit. Sie sind Mitglied der CSV. Welche Rolle spielen Parteien in einer Majorzgemeinde wie Clerf? Vor den Wahlen habe ich mit offenen Karten gespielt, habe mich klar zur CSV bekannt. Trotzdem haben Parteien in Majorzgemeinden eine untergeordnete Bedeutung. In großen Gemeinden und auf nationaler Ebene kommen sie dagegen stärker zur Geltung.
Was sind Ihrer Meinung nach die drängendsten Probleme des Landes?
Wir Politiker müssen darauf achten, dass es uns weiterhin so gut geht wie bisher. Um dies zu bewerkstelligen, müssen wir aber die richtigen Antworten auf die Fragen im Bereich Transport und Energie geben. Auch den Klimawandel müssen wir anpacken. Und auf dem Arbeitsmarkt muss auch etwas geschehen. Wenn Arbeitswillige keine Arbeit finden, dann ist das schlimm. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist eine kollektive Anstrengung nötig.
Und die spezifischen Probleme des Nordens?
Natürlich sähe ich die Nordstraße lieber heute als morgen fertiggestellt. Dass sie positive Auswirkungen hat, steht schon jetzt fest. Immer mehr Menschen ziehen in den Norden, wohl auch wegen des im Vergleich zum Rest des Landes günstigeren Baulands. Dies bringt aber mit sich, dass die Gemeinden ihre Infrastrukturen anpassen müssen.
Quelle: D’Wort, 26. Januar 2007, Luc Marteling