Die Wüstenbildung – Spuren des Klimawandels

Auch die Bewohner von Europa, werden immer stärker mit dem Problem der Wüstenbildung konfrontiert. Freie Tribüne von Marcel Oberweis zum internationalen Jahr der Wüstenbildung
Die Wüstenbildung im Internet

Es gehört schon eine Portion Mut dazu in den Wüsten sein Leben in Sanddünen, Steinen, Geröll unter sengender Hitze zu fristen. Von Sandstürmen und Wassermangel bedroht und geplagt, gibt es dennoch Gebiete, in denen Menschen leben, die sich aber bedingt durch den Klimawandel gezwungen sehen, ihre Lebensumstände zu verändern.

Auch die Bewohner der gemäßigten Klimazonen, dazu gehört auch Europa, werden immer stärker mit dem Problem der Wüstenbildung konfrontiert. Die Wissenschaftler zeigen durch Satellitenbilder auf, wie sich die Wüste ausbreitet, von Afrika nach Südeuropa kommend. Mit akribischer Genauigkeit wird das Anwachsen der Sahara, der größten Wüste der Welt, beobachtet. Aber nicht nur Europa wird sich auf diese Gefahren einstellen müssen, auch die Menschen in Südamerika und Asien wird die Wüstenbildung eine schwere Bürde auferlegen. Weil die Vereinten Nationen diese Phänomene mit einem wachsamen Auge verfolgen und sich der Konsequenzen vollauf bewusst sind, haben sie 2006 zum “Jahr der Wüstenbildung” ausgerufen.

Wüstenbildung – Umweltproblem mit weit reichenden Folgen

Einige Fakten zum Thema Wüstenbildung: Die trockenen Gebiete, die wir als Wüste bezeichnen, bedecken mehr als ein Drittel der Erdoberfläche, allein die Sahara umfasst praktisch 9 Millionen km2. In der Trockenzonen, in denen der Mensch nur unter äußerst schwierigen Bedingungen leben kann (man schätzt 60 % der Landfläche) fallen im Schnitt weniger als 200 mm Wasser im Jahr und hier lebt ein Sechstel der Weltbevölkerung.

In Afrika leben 40 Prozent der Gesamtbevölkerung in Gebieten, die von der Wüstenbildung betroffen sind, in Asien 39 Prozent und in Südamerika 30 Prozent. Es sind die Entwicklungsländer, die besonders unter der Zerstörung von Land und Ressourcen leiden. 1)

Weil es in den Wüstengebieten aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht oder sehr wenig regnet, kann hier kein dem Menschen gefälliges Leben entstehen. Nur wenige Pflanzen und Tiere haben es geschafft, im Laufe ihrer Evolutionsgeschichte, sich an diese teilweise mörderischen Umweltbedingungen anzupassen. Die Ursachen der Wüstenausbreitung sind auch vielschichtig gelagert, ein geschlossenes Bild lässt sich nicht zeichnen u.a. durch den Raubbau am Regenwald entstehen riesige Flächen, die nach wenigen Jahren der Nutzung der Erosion preisgegeben werden. Außerdem verlieren die Landstriche durch Überweidung binnen kurzer Zeit ihre Grasnarbe, sodass die Menschen gezwungen sind, diese zu verlassen. Nach der Entfernung der Erdkrumme verbleibt nur das karge Gestein, leider verursacht der Mensch durch seine oft nicht nachhaltigen Eingriffe in den Naturhaushalt diese schwerwiegenden Umweltkatastrophen.

Zur Tragik für die Menschen in den betroffenen Gebieten u.a. Afrika gehört der Umstand, dass sie selbst relativ wenig zur Klimaerwärmung beitragen, jedoch die Hauptleidtragenden sind. Die Industrieländer, die an der Quelle dieses Klimawandels stehen, zeigen sich unbeeindruckt und heizen durch ihren unbändigen Energieverbrauch das Problem weiter an. Mitverantwortlich sind die Völker in den Ländern Afrikas insofern, dass sie durch das Sammeln von Feuerholz zum Heizen und Kochen, die Sträucher und Büsche entfernen, die der Wüstenbildung noch einen Einhakt gebieten könnte.

Deshalb müssen wir ihnen die Technologien in die Hand geben, andere Wege zu beschreiten u.a. durch die Nutzung der Sonnenenergie durch den Einsatz von Solarkochern. Es darf daran erinnert werden, dass viele ONG auf diesem Gebiet bereits tatkräftig tätig sind. Luxemburg verrichtet in diesem wichtigen Bereich eine hervorragende Arbeit in den vier Sahel-Zielländern.

Aber nicht nur die Länder in Afrika werden unter der Wüstenbildung leiden, vielmehr wird sich der Druck auf andere Gebiete erhöhen. Bedingt durch die prekäre Lebensmittelversorgung im ländlichen kargen Raum beginnt für den Menschen die Landflucht in die Städte, es entstehen die übervölkerten Melagopole: die Armut nimmt zu und entstehen Konflikte um Wasser und Land. Da sich die Wüsten auf dem afrikanischen Kontinent am schnellsten ausbreiten, erwächst hier eine der Hauptursachen für die Migration aus Afrika hin zum “Paradies” Europa. Es ist anerkannt, dass die Umweltzerstörung eine Hauptrolle spielt, wenn es um die nationale Sicherheit und die internationale Stabilität geht, die Wüstenbildung wird demzufolge als eine Bedrohung der menschlichen Sicherheit empfunden.

“Die Umweltzerstörung wird immer stärker zu einem Faktor in bewaffneten Konflikten und wird mittelfristig auch für die internationale Stabilität eine Rolle spielen. Die zunehmende Wüstenbildung bedeutet damit auch eine Bedrohung menschlicher Sicherheit”, sagt Hama Arba Diallo, Direktor des Sekretariats der UN-Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation 2)

Leider ist auch Europa von dieser Wüstenbildung bedroht, gibt es doch Landstriche in Portugal, Griechenland, Sizilien und Spanien, in denen während Monaten kein Tropfen Regen fällt. Bedingt durch den Klimawandel trockenen die Seen, Staudämme und Flüsse aus, neben der Landwirtschaft und dem Weinbau erleiden insbesondere die Fauna und Flora verheerende Schäden. Allein auf der iberischen Halbinsel sind etwa 30 % der Landfläche im Südosten von der Wüstenbildung betroffen und es deutet alles darauf hin, dass die Wüste über die Pyrenäen “springt”.

Aber lernt der Mensch aus den Fehlern? Nein, vielmehr stellt man fest, dass während der Zeitspanne ab 1990, die Menschheit ihren Energieverbrauch trotz Warnungen der Klimawissenschaftler weiter erhöht hat und die Emission an Treibhausgasen aus dem Ruder läuft.
Die Welt hat wohl die Wüsten-Konvention ausgearbeitet, die von 191 Ländern unterzeichnet wurde, allein dies genügt nicht, die Wüste wächst weiter an. Die rezenten Studien zum Klimawandel führen uns vor Augen, wohin diese Reise geht, an uns allen, jetzt eine richtige und wichtige Kurskorrektur einzuläuten.

Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Quellenhinweis

1) http://www.iydd2006.de/desertifikation.html

2) http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1845435,00.html