CSV-Geschäftsführer Paul Weimerskirch zieht im Wort-Gespräch die Bilanz der Wahlkampagne
d’Wort: Paul Weimerskirch, die Wahlkampagne neigt sich dem Ende zu …
Gott sei Dank!
d’Wort: Der offizielle Starttermin der CSV-Kampagne fiel relativ spät.
Wir haben uns bewusst für den 15. September entschieden, um eine unnütze Energie- und Geldverschwendung zu vermeiden. Außerdem wollten wir eine Vermischung mit der Kampagne für den EU-Verfassungsvertrag verhindern. Und unmittelbar nach der Sommerpause stand der Schulanfang bevor. Da wollten wir die Eltern nicht unnötig behelligen.
d’Wort: Ist es einfacher, nationale Wahlen oder Kommunalwahlen vorzubereiten?
Die Gemeindewahlen sind schwieriger – und hektischer. Aus den Parlamentswahlen soll die Partei als Ganzes gestärkt hervorgehen. Die Sektionen der 37 Proporzgemeinden verfolgen demgegenüber ihre eigenen Zielsetzungen. Statt einen Spitzenkandidaten in den vier Bezirken zu unterstützen, haben wir in den vergangenen Wochen 475 Kandidaten mit ihren Stärken und Schwächen betreut.
d’Wort: Sie haben für die Kampagne ein Rahmenprogramm und eine Corporate Identity als Leitfaden aufgestellt. Wie wurden diese Vorgaben von den Ortsvereinen aufgenommen?
Die Sektionen erwarten von der Parteizentrale eine Leitlinie als Orientierungshilfe. Der rote Faden, den wir für den Gemeindewahlkampf ausgearbeitet haben, wurde größtenteils respektiert. Aus der Reihe scheren die Ortsvereine aber regelmäßig, wenn es um die Werbegeschenke geht. Aber das ist normal.
d’Wort: Genossen die CSV-Kandidaten eine besondere Betreuung?
Die Vorbereitung der Gemeindewahlen hat eigentlich bereits im vergangenen Jahr unmittelbar nach den Parlamentswahlen begonnen. Auf Seminaren haben wir den Vertretern der Ortsvereine die Philosophie der CSV dargelegt und sie in die Arbeitsweise der Gemeinden eingewiesen. Zudem haben wir Kommunikations- und Rhetorikkurse angeboten.
d’Wort: Der Gemeindewahlkampf wird also professioneller?
Diese Tendenz ist heute unumgänglich, will man als Partei nach außen eine einheitliche Strategie vertreten. Die CSV ist aber nicht die einzige Partei, die diesen Weg geht. Die anderen geben dies jedoch nicht offen zu.
d’Wort: Was ist entscheidend für einen erfolgreichen Wahlkampf? Ansprechende Plakate? Gut besuchte Wahlversammlungen? Viele Werbegeschenke?
Entscheidend sind allein die Kandidaten. Wenn sie als glaubhafte und ehrliche Persönlichkeiten auftreten, könnten wir uns einen Großteil der Kampagne sparen. Dessen bin ich mir sicher. Der Politiker darf sich in der Öffentlichkeit nicht verstellen. Wer sich durch Beliebtheit und Sachkompetenz auszeichnet, ist auf der gewonnenen Seite.
d’Wort: Blicken wir auf Sonntag. Welches Ergebnis würden Sie als Erfolg werten?
Ich bin jedenfalls optimistisch. Wir haben in den vergangenen Wochen viel gearbeitet. Das Ergebnis an sich ist Deutungssache. Wahrscheinlich werden wir in einigen Gemeinden stärker, während wir andernorts Mandate einbüßen werden. Sollten wir in der Hauptstadt als stärkste Kraft hervorgehen, wäre dies das Tüpfelchen auf dem i nach den Wahlen im vergangenen Jahr.
Quelle : d’Wort, 6. Oktober 2005, Joëlle Merges