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CSV-Fraktionspräsident Michel Wolter zu Gast im Land

CSV-Fraktionspräsident Michel Wolter zu Gast im Land

Luxemburg ist ein Land, das sich in weiten Teilen seiner Verwaltung, seiner territorialen Gliederung und seiner administrativen Abläufe noch nicht definitiv vom 19. Jahrhundert befreit hat. Wir werden uns zusammen ins Jahr 2004 transportieren müssen, wenn unser Land leistungs- und wettbewerbsfähig bleiben will.

Dies erfordert einen Akt der Kraftanstrengung, der viel mit Mentalitäten und Ritualen zu tun hat, die sich noch heute im Rhythmus der Postkutschenzeit wiegen. Damals gab es klare Trennlinien: zwischen Staat und Gemeinden: zwischen der Verwaltung und den Bürgern. Heute müssen wir diese Linien zu Verbindungselementen machen: zwischen zwar verschiedenen, sich aber ergänzenden Ebenen politischer Entscheidungsfindung und zwischen dem staatlichen Verwaltungsapparat und einer Gesellschaft, deren ständige Modernisierung er zu begleiten und zu umrahmen hat.

Das Land hat sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt und tut es weiterhin. Mit ihm müssen seine Strukturen und seine Verwaltungen sich entwickeln. Sie sind kein Selbstzweck, sondern sie dienen den Bürgern, den Familien, den Betrieben. Ein Land von nur 2586 Quadratkilometern mit einer knappen halben Million Einwohnern braucht ein ganzheitliches Entwicklungsmodell, wenn es auch in Zukunft noch attraktiv sein will.

Zwischen Landesplanung, wirtschaftlicher Entwicklung, Transportpolitik, Bildungsangebot, Familien und Wohnraumerschließung besteht ein enger Zusammenhang. Wirtschaft muss zukünftig dort stattfinden, wo die Menschen auch hinkommen, wo sie wohnen können, ihre Kinder zur Schule gehen und betreut werden können. Wohnraum muss in größerer Nähe zu besser zugänglichen wirtschaftlichen Zentren entstehen. Nur so kann Lebensqualität erhalten, der gesellschaftliche Zusammenhalt gefördert und das Zusammenspiel von Familie und Beruf unterstützt und vereinfacht werden. Es spielt keine Rolle, wie viele verschiedene Fachminister für all diese Bereiche zuständig sind: wichtig ist, dass aus ihrer ständigen und intensiven Zusammenarbeit eine ganzheitliche Politik zur Lebensgestaltung in Luxemburg erwächst.

Die Politik von heute – und verstärkt die von morgen – wird daran gemessen werden, ob sie Zusammenhänge richtig erkannt und Lösungsansätze zusammenhängend umgesetzt hat. Das Besitzstandsdenken vergangener Zeiten hat in einer erfolgreichen Politik am Anfang des 21. Jahrhunderts keinen Platz mehr. Innovation, Modernisierung, Integration sind Schlagwörter der kommenden Jahre.

Sie hängen zusammen: wissenschaftliche und technologische Innovation führt zur Modernisierung von Staat und Gesellschaft. Eine moderne Gesellschaft kann integrieren. Auf diesen Grundlagen kommt Luxemburg voran.

Und auf diesen Grundlagen wollen wir unser Land voranbringen.

(d’Lëtzebuerger Land, 10. September 2004)