Von wegen „Sommerloch“

Ein Gastkommentar von Georges Bach, Präsident der Transportgewerkschaft Syprolux, mit Reflexionen zur Haushaltvorlage 04, zu aktuellen Entwicklungen bei der CFL und über die Neuordnung des öffentlichen Transportes.

Wie befürchtet, ruhte auch in den beiden Sommermonaten Juli und August die Gewerkschaftsarbeit nicht vollends, auch wenn eine leichte Entspannung nicht zu verkennen war. Besonders in einem Transportbetrieb, wo rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche gearbeitet wird gibt es immer wieder Probleme und die extremen Wetterverhältnisse trugen kräftig dazu bei. Selbst die Ältesten unter uns können sich nicht an eine solch extreme und so lang anhaltende Hitzewelle erinnern.

Im Vorfeld mit viel Spannung erwartet und für viele Diskussionen gesorgt, hatte der von der Regierung vorgelegte …

Haushaltsentwurf für das kommende Jahr.

Mit Interesse hat der SYPROLUX Kenntnis genommen von den Vorschlägen und mit Genugtuung festgestellt, dass die Regierung ein “Budget des Verantwortungsbewusstseins und der Kontinuität” vorgelegt hat, wie Minister Luc Frieden sich ausdrückte. Besonders die Tatsache, dass es trotz des anhaltenden schwächeren Wirtschaftswachstums zu keinen Abstrichen im Sozialbereich kommt, stimmt uns optimistisch.

Eine etwas andere Ansicht haben wir, was die Einstellungspolitik beim Staat anbelangt. Hier soll bekanntlich in Zukunft sehr restriktiv vorgegangen werden. Gespannt sind wir wie sich die vielen Aufgaben sowie die große Anzahl neuer Projekte umsetzen lassen, wenn jeder pensionsbedingte Abgang genauestens untersucht werden soll ob ein Ersatz gerechtfertigt ist, wie Transportminister Henri Grethen sich anlässlich unserer Unterredung vom 7.August ausdrückte. Die …

aktuelle Situation bei der CFL

… sehen wir zur Zeit mit gemischten Gefühlen. Während uns einerseits das Anschaffen von neuem Material im Güter- wie auch im Personenverkehr sowie die bedeutenden Investitionen in die Schieneninfrastruktur zufrieden stellen, so löst die sich immer noch in Ausarbeitung befindliche Strategie starkes Unbehagen bei uns aus. Der verschiedenen Ministern kürzlich vorgelegte Entwurf schien diesen jedenfalls zu optimistisch. Kleine Veränderungen könnten eine verheerende Wirkung haben, so Minister Henri Grethen uns gegenüber. Diesen durchaus möglichen “Überraschungen” müsste man zumindest bei der Planung schon Rechnung tragen.

Verärgerung ruft die Umsetzung der “kurzfristigen Strategie” bei uns hervor. Ohne die zukünftige Gesamtstrategie abzuwarten, werden bereits in einzelnen Dienstbereichen “Weichen” gestellt, wobei einzelne Tätigkeiten reduziert, resp. ganz eingestellt werden. So z.b in Bartringen, wo, ohne sich viel um die Bedürfnisse der Kunden zu kümmern, der “Factage” kurzerhand geschlossen wurde. Ebenso im Bahnhof Luxemburg, wo Rangier- und Aufsichtspersonal eingespart werden soll. Des Weiteren sollen Gepäck- und Fahrkartenschalter nachts geschlossen bleiben. Diese Vorgehensweise erfolgt aus rein budgetären Überlegungen, wo bleibt da die vielgepriesene Qualität und Sicherheit?

Gefordert wurden wir ebenfalls in der Ferienzeit durch die Hinterlegung des Gesetzesprojektes zur …

Neuordnung des Öffentlichen Transportes

in Luxemburg. Obwohl wir begrüßen, dass endlich eine Struktur für den öffentlichen Transport in Luxemburg geschaffen wird, so ist in diesem Gesetzesprojekt geplant, verschiedenartige Tätigkeiten welche bisher von der CFL-Gesellschaft bewerkstelligt wurden, auszulagern. Transportminister Henri Grethen diesbezüglich angesprochen, versuchte uns klar zu machen, dass ohne eine enge Zusammenarbeit mit der CFL, die Verwirklichung dieses Projektes gar nicht möglich sei, doch beruhigen tut das uns nicht.

In diesem Projekt ist u.a. ebenfalls die Schaffung einer Mobilitätszentrale vorgesehen. Seit jeher hat sich der SYPROLUX dafür stark gemacht, dass diese bei der CFL angesiedelt wird. Dies hätte in unseren Augen unschätzbare Vorteile, verfügt doch die CFL bereits zum jetzigen Zeitpunkt über das notwendige Know-how betreffend Planung, Ausarbeitung und Organisation eines modernen Transportbetriebes, wo Zug- und Busfahrten ineinander eingreifen, resp. sich ergänzen.

Ein weiteres Thema das uns die letzten Wochen beansprucht hat, sind die im Herbst stattfindenden …

Sozialwahlen.

Die Vorbereitungen laufen zufriedenstellend, die Wahlkampagne steht, der SYPROLUX weiss halt, dass er in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet hat und den anstehenden Wahlen beruhigt entgegen sehen kann. Die Mitgliederzahlen stiegen in letzter Zeit ständig an, um Anfang Juli ein noch nie gekanntes Maximum zu erreichen. Sowohl auf dem Niveau der Sektionen als auch der Betriebskommissionen wird konsequent gearbeitet und die Mitglieder sowohl des Zentralvorstandes als auch der Exekutive zeichnet nicht nur Kollegialität, sondern regelrecht Freundschaft aus.

Bei unseren Mitstreitern hat man das Gefühl, dass sie von einer Art Torschlusspanik gepackt wurden. Schon drei Monate vor dem eigentlichen Termin buhlen sie um die Gunst aller Eisenbahner und betreiben Abwerbung nach allen Seiten und mit allen Mitteln.

Hier stellen sich für uns einige Fragen. Wieso versucht eine Gewerkschaft, die nicht nur die größte, sondern nach eigenem Ermessen auch die beste und erfolgreichste ist, einen kleinen, in ihren Augen, nicht signifikanten Gegner zu “übernehmen”? Wieso dieser Flankenangriff, noch ehe der eigentliche Wahlkampf begonnen hat ?

Seit mehr als zehn Jahren , genauer im Herbst 1992 auf dem Kongress in Ettelbrück, haben sich die SYPROLUX-Delegierten für eine engere Zusammenarbeit unter Bewahrung der Eigenständigkeit ausgesprochen. Seither hat sich nichts geändert. Die Zielsetzung beider Organisationen, nämlich die bestmöglichste Interessenvertretung aller Eisenbahner in allen Bereichen, wird von uns aus absolut nicht in Frage gestellt. Die Mittel und Wege zum Erreichen dieses Zieles der beiden Organisationen sind allerdings seit jeher verschieden. Die mehr als 80-jährige Geschichte des SYPROLUX sowie die über 90-jährige Geschichte des Landesverbandes hat es uns gezeigt.

Nach dem Motto: “Der Weg ist das Ziel”, lasst uns eigenständig aber gemeinsam marschieren in dieser schweren Zeit und die kommenden großen Herausforderungen angehen in einem Geist, wo einer den anderen unterstützt in seinen Aktionen und ergänzt wenn es drauf ankommt.

Georges Bach

(Leitartikel aus der Syprolux Zeitschrift Transport August 2003)