Erziehung bleibt Familienangelegenheit

Ein Beitrag der CSV Deputierten Ferny Nicklaus-Faber zu familienpolitischen Aspekten: “Den Familien belibt der Erziehungsauftrag”.
Für viele Familien hat sich der Alltag in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Der Anteil berufstätiger Frauen in der Arbeitswelt ist gestiegen. Frauen wollen heute selbständiger sein und eine eigene Karriere aufbauen. Zweifelsohne spielt dabei der Lebensstandard unserer Gesellschaft eine große Rolle. So ist der Traum vom Eigenheim heute kaum noch mit einem Gehalt zu finanzieren.

Die Politik ist dieser Entwicklung nachgekommen. Im Bereich der Betreuungsstrukturen für Kinder ist viel erreicht worden. Die finanziellen Mittel die staatlicherseits für Kindertagesstätten zur Verfügung gestellt wurden sind beeindruckend: wurden 1992 noch 6,75 Millionen Euro für die Tagesbetreuung, die eine Konvention mit dem Familienministerium haben, ausgegeben, so hat sich dieser Betrag für 2002 nahezu verdreifacht und liegt heute bei 19,1 Millionen Euro. Die Stadt Luxemburg steht dieser Entwicklung in keiner Weise nach. Dort wurden die ersten Betreuungsmöglichkeiten vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufen. Die Anzahl der Plätze in Betreuungsstrukturen in den Kantonen Luxemburg und Mersch hat sich von 759 Plätzen im Jahr 2000 auf 858 im Jahr 2001 erhöht. Die CSV hat damit ihre Versprechen aus dem 99ger Wahlprogramm in konkrete Taten umgesetzt.

Die CSV führt die gegenwärtige Gleichberechtigungs- wie auch Familienpolitik in den nächsten Jahren mit aller Konsequenz fort. Dazu gehört auch die Schaffung neuer Betreuungsstätten für die Kinder. Die dezentrale und eigenverantwortliche Organisation des Betreuungsangebots ist die Voraussetzung zu einer möglichst flächendeckenden Bedarfsgerechtigkeit. Sie entspricht der familienspezifischen, sowie der örtlichen und regionalen Nachfragevielfalt. Neben Krabbelstuben und Kinderhorten zählen zu diesem Angebot auch Elterninitiativen, Kinderspielkreise, Betriebskindergärten und Tagemütterprojekte (beides noch Mangelware).

Diese positive Entwicklung hat jedoch eine Schattenseite. Es darf und kann nicht sein, dass die grundlegenden Erziehungsaufgaben der Eltern auf das Betreuungspersonal übertragen werden. Vater und Mutter bleiben die prioritären Bezugspersonen unserer Kinder. Beide Elternteile müssen Sorge dafür tragen, dass sie die Nähe zu ihren Jüngsten nicht verlieren. Es ist vor allem wichtig, dass sich die Eltern über den schulischen Alltag hinaus mit ihren Kindern auseinandersetzen. Nach der PISA-Studie sind die schulischen Leistungen heute Thema Nummer eins in den Gesprächen zwischen Eltern und Kindern. Das familiäre Umfeld beeinflusst sowohl das mentale, wie auch das physische Wohlbefinden unserer Kinder, eine Tatsache die häufig übersehen wird.

Die CSV ist davon überzeugt, dass es nicht zu einer Verwässerung des Erziehungsauftrags der Eltern kommen darf. Die Familie ist die kleinste, jedoch zugleich wichtigste Zelle des sozialen Zusammenhalts unserer Gesellschaft. Deshalb steht die CSV weiterhin für die Solidarität in der Familie. Das 99ger Wahlprogramm hat weiterhin Gültigkeit: Das Prinzip der Subsidiarität ist eine der wichtigsten politischen Leitlinien der CSV. Der Staat soll die Eigenständigkeit von Einzelnen oder von Gemeinschaften nicht beschneiden, sondern durch die Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingungen fördern. Den Eltern bleibt daher der Erziehungsauftrag. Der Staat muss den Rahmen schaffen um Berufsleben mit Familienleben sinnvoll zu verbinden, ohne die Wahlfreiheit der Eltern zu beschneiden.

Jean-Pierre Raffarin erklärte Anfang Juli in seiner Erklärung zur allgemeinen Politikausrichtung seiner Regierung: “La famille est par essence le lieu de la fraternité. C’est le creuset de la société. C’est pourquoi notre politique familiale est ambitieuse.” Dem können wir uns anschließen.

Ferny Nicklaus-Faber

CSV-Abgeordnete Zentrum