Der Krieg der Generationen

Jenen, die dieses Schlagwort in den Köpfen verankert haben, gelingt es immer wieder, ein komplexes, schwieriges Thema auf eine simplistische Formel zu bringen, geeignet etwa für eine Fernsehtalkshow.

Es ist unbestreitbar, dass die Verschiebung des Verhältnisses zwischen Jung und Alt die Gesellschaft gründlich verändert. Die bessere medizinische Versorgung, die Früherkennung und die Behandlung von vielen Krankheiten führte zu einer höheren Lebenserwartung. Auch die Lebensqualität hat sich damit gebessert: die meisten Pensionäre sind geistig und körperlich fit. Dass also eine ältere Gesellschaft eine armseligere sei, glauben nur die Jugendkultisten, die immer wieder vergessen, dass die heute Jungen die Alten von morgen sind.

Durch solche Diskussionen werden Ängste geschürt, immer größere Teile der Lohnmassen müssten für den Unterhalt der Ruheständler aufgewendet werden. Die Jungen befürchten außerdem, dass wenn sie selbst ins Rentenalter kommen, diese Gelder im Umlageverfahren nicht mehr im gleichen Maß vorhanden wären.

Problematisch ist ganz sicher der steigende Trend zur Frühverrentung, der einerseits einen eindeutigen Missbrauch des Rentensystems zu arbeitspolitischen Zwecken darstellt, andererseits ein Mittel ist, Platz für nachdrängende jüngere und billigere Arbeitskräfte zu schaffen.

Rentenfinanzierung wird von derart vielen Faktoren beeinflusst, wie etwa Wirtschaftswachstum, Lohnentwicklung, Frauenerwerbstätigkeit, Einwanderung, Ausbildungs- und Studienzeiten, so dass sich verlässliche Aussagen über die Belastung der erwerbsfähigen Generation in ferner Zukunft nicht machen lassen. Weil diese Faktoren nicht exakt vorzuvollziehen sind, ist Rentenpolitik ein Bereich, der immer in Fluss bleiben wird.

Alternative Ideen sind gefragt: Zeit statt Geld als andere Währung des Sozialstaates, für die verschiedenen Erziehungsperioden bereits praktisch umgesetzt, stellt die Finanzierung über die alleinige Lohnmasse in Frage.

Das Solidaritätsprinzip jedoch, ein Grundbaustein der Zivilisation von der kleinsten Zelle menschlichen Zusammenlebens bis zu größeren, eben der staatlichen Gemeinschaft, kann nicht in Frage gestellt werden. Die Angst vor der alternden Gesellschaft ist unsinnig, reizvoll jedoch die Vorstellung von einem Sozialwesen, das nicht jugendfixiert ist.

Martine Stein-Mergen