Im öffentlichen Transport das richtige Zeichen setzen

Zurzeit leben im Großherzogtum über 450 000 Einwohner, die sich, alles zusammen gezählt, mit etwa 320 000 Fahrzeugen fortbewegen. Hinzu kommen über 100 000 Grenzgänger die täglich, genau wie die Einwohner Luxemburgs, auch zum überragenden Teil, im Straßenverkehr sich mit ihrem Auto fortbewegen.

Heute liegt der Teil der Bus- und Zugpassagiere gegenüber dem der Autofahrer knapp über zehn Prozent. Es gibt auch noch keine Anzeichen dafür, dass der Gemütlichkeit gewohnte Luxemburger in nächster Zukunft darauf verzichten wird, mit dem eigenen Auto zur Arbeit zu fahren. Warum sollte er auch? Viele verfügen über den eigenen Parkplatz am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr geht es zwar schwer, doch immer irgendwie, voran. Hinzu kommt, dass Bus und Zug keine richtige Alternative zum Auto sind weil sie, zum einen, zu lange Zeit brauchen um ihre Passagiere von A nach B zu befördern, und sie, zum anderen, einfach zu teuer sind.

Verkehrskollaps vorprogrammiert

Die Konsequenz sind die tagtäglichen Schwierigkeiten auf unseren Straßen, die wir ja heute schon erleben. Doch wenn die Zahl der Autofahrer so weitersteigt wie in den letzten Jahren – und es gibt absolut keinen Hinweis darauf, dass es nicht so sein sollte – ist der absolute Verkehrskollaps, trotz immer neuen Straßen, vorprogrammiert.

Die Politik des Transportministeriums, die in Sachen öffentlicher Verkehr betrieben wird, kann man höchstens als halbherzig bezeichnen. Ab und zu werden neue Buslinien eingeweiht, die auch zum Teil sehr erfolgreich befahren werden, – man denke zum Beispiel an den neuen Eurobus, der allein verantwortlich ist für sieben Prozent des Passagiertransports in der Hauptstadt – , dafür wird aber an anderen Stellen weiterhin tüchtig das Auto gefördert.

Es muss umgedacht werden! Doch bis jetzt vorgeschlagene Alternativen werden aus politischem Kalkül um die Wählergunst des Autofahrers in den Wind geschlagen. Es wird Zeit, dass sich Politiker klar und deutlich für die Förderung des öffentlichen Transportes einsetzen, auch wenn dies eventuell bedeuten könnte, dass man sich gegen das Auto aussprechen muss.

Das öffentliche Verkehrsnetz verbessern

Dies bedeutet nicht nur, dass das öffentliche Verkehrsnetz ausgebessert, die Verbindungen besser abgestimmt werden müssen, sondern vor allem, dass von politischer Seite die richtigen Zeichen gesetzt werden!

Auf eine parlamentarische Frage über die Finanzierbarkeit des öffentlichen Transports antwortete der zuständige Minister Grethen, dass der kostenlose Betrieb des öffentlichen Transportes während eines Monats 1,5 Millionen Euro kosten würde und deswegen aus budgetären sowie auch aus psychologischen Gründen zurzeit nicht in Frage kommen würde.

Zum budgetärem Argument ist zu bemerken, dass zur Zeit über 80 000 Menschen täglich die öffentlichen Transportmittel beanspruchen, von denen ungefähr 41 % (vor allem Schüler) heute schon kostenlos mit Bus und Zug fahren. Außerdem muss die Tatsache bedacht werden, dass je mehr Menschen auf den öffentlichen Transport zurückgreifen, auch dadurch viel Geld eingespart werden kann.

Was das Psychologische angeht, ist Folgendes zu bemerken: Niemand verlangt ernsthaft, dass Bus und Zug für jedermann umsonst angeboten werden sollen. Nur sollten sie viel billiger für die Fahrgäste werden. Dann würde auch die Botschaft vermittelt werden, dass man politisch für den öffentlichen Passagiertransport ist. Psychologisch gesehen würde dann das Transportministerium die klare Botschaft vermitteln, wofür man steht. Das richtige Zeichen setzen eben.

Tom Gantenbein

CSJ-Bezirkspräsident