Landesentwicklung und Mobilität: global planen und handeln

Seit rund 30 Jahren prägen ein strammes Wirtschaftswachstum und ein expandierender Arbeitsmarkt das Land. Die Konsequenz aus diesem Sachverhalt ist der ebenfalls beeindruckende Anstieg der Bevölkerung: seit Mitte der achtziger Jahre ist die Einwohnerzahl unseres Landes von etwa 340.000 auf derzeit rund 440.000 gewachsen. Seit Mitte der 90er Jahren liegt die jährliche Bevölkerungszuwachsrate bei zirka 5.000 Menschen. Parallel dazu stieg die Zahl der Arbeitplätze von rund 130.000 in den 70er Jahren auf heute fast 300.000. Vieles hat sich verändert! Auf wirtschaftlicher Ebene haben sich die Schwerpunkte in dieser Zeit stark verändert, genau wie sich die Arbeits- und Wohngewohnheiten verändert haben. Allgemein kann man heute einen verstärkten Trend zur Verlagerung des Wohnsitzes von den urbanen Zentren aufs Land feststellen. Diese Tatsache, die ursächlich unter anderem auf den mittlerweile unerträglich hohen Wohnraumpreis in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Hauptstadt zurückzuführen ist, hat erhebliche Auswirkungen auf die Mobilität. Mit Ausnahme der Autobahnen ist das Straßennetz nur unwesentlich vergrößert worden, so dass heute fast eine halbe Million Fahrzeuge aller Kategorien über das gleiche Straßennetz rollen, das vor zwanzig Jahren dem Verkehr zur Verfügung stand. Staus und die damit verbundenen längeren Fahrtzeiten beeinträchtigen nicht nur das Wirtschafts- und Arbeitsumfeld, sondern haben auch negative Auswirkungen auf das Familienleben und die Lebensqualität. Mobilität verbessern Um die Mobilität in Luxemburg nennenswert zu verbessern, ist das Zusammenspiel aller mit dieser Gesamtproblematik befassten politischen Entscheidungsträger unabdingbar. Dabei wird heute durch die Festlegung einer gemeinsamen Zielsetzung und durch koordiniertes Vorgehen versucht, das Mobilitätsproblem ursächlich zu ergründen und zu bekämpfen. Neue Strassen reichen hierzu nämlich nicht aus. Unter der Koordination von CSV-Landesplanungsminister Michel Wolter, haben die Ministerien für öffentliche Bauten, Wohnungsbau, Transport, Wirtschaft und Umwelt kürzlich ein integratives Verkehrs- und Landesentwickelungs-Konzept (IVL) in die vorgestellt. Beim IVL geht es darum, Wohnen, Arbeit und Transport miteinander zu verknüpfen und konzeptuell gemeinsam zu planen. In diesem Sinne beauftragte die Regierung ein Konsortium deutscher Planungsbüros mit der Ausarbeitung einer Studie. Ausgangspunkt sind verschiedene Siedlungs- und Verkehrsszenarien, als innovativer Ansatz zur Integration von Raumentwicklung und Verkehrsentwicklung. Auf Basis der Grundlagen und Handlungsempfehlungen dieser Studie werden unter anderem drei richtungsweisende Planungen erarbeitet: den sektoriellen Transportplan, den sektoriellen Wohnungsbauplan und den sektoriellen Industriezonenplan. Das Endresultat wird in allen Fällen ein integriertes Konzept sein. Die Wohnraumerschließung Mehrere Politikbereiche spielen als mögliche Verkehrsregulatoren eine wichtige Rolle. Die Wohnraumerschließung steht hierbei an erster Stelle. Das Wohnungsbauministerium unter Fernand Boden (CSV) wird demnächst Konzepte vorstellen, mit denen öffentliche und private Bauherren angeregt werden, so zu bauen, dass sich wieder eine stärkere Mischung der Funktionen Wohnen, Arbeiten und Freizeit an einem und demselben Ort ergibt. Gefördert werden in diesem Zusammenhang verkehrssparende Siedlungsstrukturen, sowie die Verdichtung dieser Strukturen. Ein zweiter wesentlicher Bereich ist die Regionalisierung. Das Rahmenprogramm zur Landesplanung sieht sechs Planungsregionen vor, die sich um regionale Anziehungszentren entwickeln sollen. Ein solches Anziehungszentrum verbindet wichtige urbane Strukturen und Einrichtungen mit der relativen Nähe zu allen Punkten seinen Einzugsbereichs, was ebenfalls zu einer Bündelung der Verkehrsströme in den Planungsregionen führen wird, und den überregionalen Verkehr zu vermindern hilft. Landesplanung: komplizierte Materie! Landesplanung ist deswegen eine komplizierte Materie, weil die verschiedenartigsten Partner in den Planungs- und Gestaltungsprozess eingebunden werden müssen, um das Gelingen des Gesamtvorhabens sicherzustellen. Eine vernünftige und ausgewogene Landesplanung kann nur gelingen, wenn Staat und Gemeinden an einem Strang ziehen, und deren Ansichten und Konzepte auch von den wirtschaftlichen Akteuren und der Bevölkerung mitgetragen werden. In diesem Kontext wird notgedrungen die praktische Auslegung des Begriffes der Gemeindeautonomie von großer Bedeutung sein. Bei der Neuausrichtung der Industriebrachen im Süden des Landes hat sich gezeigt, dass die Gemeinden einer bestimmten Region durchaus bereit sind, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um dieser Region zu zusätzlicher Attraktivität zu verhelfen. Die gleiche Bereitschaft zur Zusammenarbeit untereinander, und gleichzeitig mit dem Staat, wird notwendig sein, um die Landesplanungsregionen Wirklichkeit werden zu lassen und dem Regionalisierungskonzept zum gewünschten Erfolg zu verhelfen. Nur gemeinsam wird es möglich sein, trotz weiteren Bevölkerungswachstums eine harmonische Entwicklung des ganzen Landes zu gewährleisten, in dem es sich mit weniger Staus und Hetze in Richtung Hauptstadt besser wird leben lassen.

Autoren dieses Beitrages sind die CSV Abgeordneten

Marco Schank und Nicolas Strotz