Zum Oberlehrer geboren

Ben Fayot ist ein fleißiger Abgeordneter, der jene Dossiers, die sein Interesse finden, intensivst studiert.

Kein aufmerksamer Beobachter der politischen Szene würde dies bestreiten. Das Problem mit ihm ist nur, dass er ständig mit großem Eifer Noten verteilt, und demnach nie die Manier und das Auftreten des Oberlehrers abgelegt hat. Diese Tatsache bringt selbst seinen Fraktionschef zuweilen an den Rand der Verzweiflung, wenn er den staubtrockenen Ausführungen seines Parteikollegen über längere Zeit hilflos ausgeliefert ist.

An Herrn Fayot ist dem luxemburgischen Bildungswesen ein tüchtiger Akademiker verlorengegangen.

Schade, dass er nicht den Weg zurück in die Schule gewählt hat, als er zugunsten einer Auswahl von abgangsbestrebten Spitzenkandidaten seinen Stuhl im Europaparlament räumen musste. Vielleicht ist aber doch noch nicht alles verloren: Hochschulpolitiker Fayot könnte sicher noch einen Dozentenposten an der Uni Luxemburg ergattern, wo er dann ein interessiertes Publikum die Schönheit alles Literarischen belehren könnte. Dort, in der luftigen Höhe wissenschaftlichen Strebens, bräuchte er sich dann nicht mehr tagtäglich mit den Niederungen der Parteipolitik herumzuschlagen. Denn für die ist Oberlehrer Fayot eindeutig nicht geschaffen.