Das Ösling – eine Forschungswüste?

Die Idee eines “Gréngen Zentrum” in der Nordstadt Diekirch-Ettelbrück ist seit den rezenten Bemühungen um einen Neu- und Ausbau der Ackerbauschule in Ettelbrück wieder in der Diskussion.

Es ist nun an der Zeit dieses Schlagwort mit konkreten Inhalten zu füllen.

Das “Gréngen Zentrum” soll nach Ansicht der CSJ Norden eine besondere Wirtschafts- und Verwaltungszone, bzw. ein Service-Center für öffentliche Dienststellen und Verwaltungen aber auch Forschungsinstitute und Firmen aus dem gesamten “grünen Sektor” werden.

Landwirtschaft, Natur-. und Umweltschutz, Lebensmittelherstellung und -kontrolle, Biotechnologie, Life-Sciences und ähnliche vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche sollen hier einen Dienstleis- tungsknotenpunkt bilden, der ihnen neue Möglichkeiten für effiziente Kooperationen und Synergien eröffnet.

Auch die CSV hat auf ihrem jüngsten Kongress in Heinerscheid diese Idee aufgegriffen und erhofft sich davon einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Dynamisierung des Öslings.

Aufwertung des “grünen Sektors”

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Krisen im Agrarsektor (MKS und BSE) machte sich die CSJ Norden auf ihrem Kongress am 10. März in Brandenburg stark dafür, dass die Verwirklichung eines solchen Know-How-Zentrums voran getrieben wird.

Hiervon würde sicherlich an erster Stelle die Landwirtschaft profitieren. Neue Akzente und alternative Wege für die hiesige Landwirtschaft müssen wir selbst entwickeln und dürfen nicht immerfort auf die EU-Kommission in Brüssel hoffen, deren Agrarkompetenz mehr und mehr von den Regionen Europas in Frage gestellt wird. Deshalb wünscht sich die CSJ Norden die Zusammen- fassung bestehender staatlicher und nicht-staatlicher Strukturen (z.B. Landwirtschaftskammer, Asta-Ackerbauverwaltung, “Service d’économie rurale”, Umwelt- und das noch zu schaffende Wasserwirtschaftsamt) im Rahmen des “grünen Zentrums”, nicht zuletzt um Synergien zu erleichtern.

Aber zum “grünen Sektor” gehören auch weitere Bereiche – Forstwirtschaft, Umweltschutz und Nahrungsmittelforschung – in denen auch zukünftig viele Menschen Arbeit finden können und Geld verdienen sollen.

Wirtschaftliche Dynamisierung der Nordregion

Ein in keiner Weise zu vernachlässigendes Argument für den Standort Nordstadt ist dabei die Nähe zur Ackerbauschule, der Einrichtung, die nach wie vor den wesentlichsten Anteil an der Ausbildung des nationalen landwirtschaftlichen und umwelttechnischen Nachwuchses garantiert. Die Weiter- und Erstausbildung könnte durch die neue Konstellation noch effizienter erfolgen.

Nach Ansicht der CSJ Norden sollte dieses “grüne Zentrum” aber sehr viel mehr sein als nur eine Verwaltungszentrale für die Landwirtschaft, nämlich ein Entwicklungszentrum größeren Ausmaßes.

Hier könnten in einem als Campus angelegten “Bio-Technoport” verschiedene Fachrichtungen wie z.B. Biologie, Chemie und Physik interdisziplinär neue und umweltfreundliche Technologien und Produktionsverfahren erforscht und vermarktet werden.

Arbeitsplätze und Betriebsgründungen im “Bio-technoport”

Warum aber brauchen wir überhaupt in Luxemburg eine solche Forschungsanstalt neben den u.a.

bereits bestehenden “Centre de Recherche Publique” in der Hauptstadt, dem “Technoport Schlassgoart” in Esch-Alzette und dem geplanten Technologiezentrum in den Industriebrachen auf Esch-Belval? In Luxemburg gibt es nicht genügend Arbeitsstellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich der “Life-Sciences”-Lebenswissenschaften, einem Gebiet von zunehmend wirtschaftlicher Bedeutung. Vor allem diplomierte und promovierte Biologen, Physiker, Chemiker sowie Umwelt- und Agrarwissenschaftler arbeiten nach ihrem Studium vielfach im Ausland, da in Luxemburg, abseits vom Lehrbetrieb, kaum ihrem Qualifikationsstand entsprechende Berufsmöglichkeiten existieren oder angeboten werden.

Dem nationalen Arbeitsmarkt gehen so seit Jahren wertvolle Talente verloren. Dabei sollte erwähnt werden, dass die Ausbildung luxemburgischer Studenten in den meisten Fällen vom Staat großzügige finanzielle Beihilfen erfährt.

Somit wird Geld in wissenschaftliche Laufbahnen investiert, die sich für Luxemburg oftmals noch nicht auszahlen. Im “Bio-Technoport könnten qualifizierte Arbeitsplätze entstehen und Forschungstalente Hilfestellung für Betriebsgründungen erfahren.

Die CSJ Norden ist der Meinung, dass im Rahmen der von Premierminister Jean-Claude Juncker letztes Jahr angekündigten dezentral zu organisierenden Hochschullandschaft Platz sein muss für ein “grünes Entwicklungszentrum” in der Nordstadt-Region Diekirch-Ettelbrück.

Das Ösling darf kein weißer Fleck auf der Forschungslandkarte Luxemburgs bleiben und sollte mit dem “Gréngen Zentrum” einen Beitrag zum Aufschwung der Forschertätigkeit hierzulande leisten können.

Privatbetriebe wie die “Goodyear” mit ihrem internationalen Entwicklungszentrum in Colmar-Berg oder die “Fédération des Herdbooks Luxembourgeois” mit ihren Forschungsaktivitäten gehen bereits heute mit gutem Beispiel voran.

Der Staat sollte dem Folge leisten! Nicht zuletzt deshalb fordern wir ebenfalls die Ansiedlung des nationalen Staatslaboratoriums im “Gréngen Zentrum Nordstad”.

Dan Roder, Präsident CSJ Norden