Gewalt gegen Frauen – kein Tabuthema

Im Vorfeld der frauenpolitischen Orientierungsdebatte im Parlament führte das “Luxemburger Wort” ein Gespräch mit der CSV-Abgeordneten Ferny Nicklaus-Fabe Es ist kein einfaches Thema für ein Interview. Die CSV-Abgeordnete zeigt sich sichtlich betroffen: “Vieles, was die geschlagenen Frauen mir erzählt haben, hat mich sehr mitgenommen. Gewalt gegen Frauen in der eigenen Wohnung ist nämlich ein sehr ernstes Thema. Leider wurde es lange Zeit entweder als Kavaliersdelikt oder als Tabuthema gesehen. Es ist gut, dass wir es jetzt im Parlament zur Sprache bringen. Besonders wir Frauen, die ein politisches Mandat haben, müssen solche Themen auf die Tagesordnung setzen. Denn die betroffenen Frauen müssen wissen, dass sie nicht allein sind”, so die CSV-Deputierte im Gespräch mit LW-Redakteur Ady Richard Eine Frau zu Hause zu Tode geschlage Wütend ist Ferny Nicklaus-Faber vor allem über diejenigen, die das ernste Thema ins Lächerliche ziehen. Man dürfe nämlich nicht vergessen, dass erst vor kurzem eine Frau den Tod gefunden habe bei einem so genannten häuslichen Streit. “Wir erfinden also nichts, sondern beschäftigen uns mit der gesellschaftlichen Realität”, so die engagierte Berichterstatterin, die von rund 800 Anzeigen im Jahr sprach. (…) Nur zehn Prozent kommen vor Gericht. 90 Prozent der Anzeigen werden nämlich zurückgezogen, hieß es Das Problem beschränke sich auch nicht nur auf bestimmte soziale Schichten. “Gewalt in besser verdienenden Kreisen kann nur besser vertuscht werden. Die Frau geht ins Hotel oder in das Wochenendhaus. Aber finanziell abhängige Frauen wissen oft nicht wohin. Zudem sind die meisten Frauen sehr schlecht informiert. Das müssen wir ändern”, fordert die Abgeordnete, die als Grundursache die Dominanz des Mannes, sowohl im häuslichen Bereich als auch in Beruf und Gesellschaft, bewertete Natürlich müsse man in erster Linie den Opfern helfen. “Doch auch die Täter brauchen Hilfe, nicht zuletzt im Interesse der Frauen.” Oft sei es so, dass schlagende Männer selbst in ihrer Kindheit Gewalt erfahren haben. Es komme dann noch meistens hinzu, dass sie frustriert in ihrem Beruf seien. Oft werde die Gewaltbereitschaft noch verstärkt durch übermäßigen Alkoholkonsum. Es gebe aber keine gesicherten Erkenntnisse, was die genauen Ursachen angeht. Deshalb müsse man dringend in die Forschung investieren. Auch seien verlässliche Statistiken vonnöten.

Keine Gewalt akzeptiere Mehrfach kommentierte die CSV-Abgeordnete Ferny Nicklaus-Faber im LW-Gespräch den Tabucharakter des Themas und meinte: “Wir müssen das Schweigen endlich brechen. Nicht zuletzt auch in der Politik. (…) Die politische Botschaft an die Frauen muss aber klar sein: Wir akzeptieren keine Gewalt, auch keine häusliche! Und häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern ein Verbrechen, das bestraft werden muss.” Wegweisungsgesetz nach österreichischem Vorbil Auf die LW-Frage, was die Kammer als Gesetzgeber gegen häusliche Gewalt unternehmen könne, erklärte die Berichterstatterin: “Wir müssen endlich das umsetzen, was im Koalitionsvertrag steht. Wir brauchen dringend ein neues Gesetz nach österreichischem Vorbild, ein so genanntes Wegweisungsgesetz.” Wegweisung heißt, dass die Person, die schlägt, aus der Wohnung muss, und nicht das Opfer, das geschlagen wird. Eine entsprechende Gesetzesvorlage soll im Anschluss an die Debatte vom Frauenministerium schnellstmöglich auf den Instanzenweg gebracht werden. Denn momentan sei es so, dass fast immer die geschlagene Frau das Haus verlassen müsse (aus Luxemburger Wort 11.03.2001 (…) das vollständige Interview ist unter www.wort.lu nach zu lese

Kontaktadressen und Anlaufstellen für Opfer von häuslicher Gewalt ? Fraentelefon: Tel. 12344 (tagsüber);

? Fraenhaus Lëtzebuerg: Tel. 448181 (nachts und Feiertage);

? De Bobby: Tel. 12321 (Kleinkinder);

? Kanner-Jugend-Telefon: Tel. 12345 (Kinder und Jugendliche).