Der Süden rollt den roten Teppich aus

Der Süden rollt den roten Teppich aus

Mobilitätsbedarf und Mobilitätswunsch nehmen beständig zu. Auch im wirtschaftlichen Bereich, in dem Bedarf und Wunsch oft aneinander gekoppelt sind. Das gilt in einem starken Maß für den Süden des Landes, in dem das Mobilitätsangebot größer ist als im übrigen Land, in dem allerdings auch der Mobilitätsbedarf größer ist als anderswo. Derweil der Bedarf weiterhin zunimmt, versuchen die zuständigen Stellen, das Angebot ebenfalls heraufzusetzen und – wenn möglich – diesen Bedarf in vernünftigen Grenzen zu halten. Dauerhafte Lösungen müssen gefunden und angeboten werden! Sie müssen auf einer überlegten regionalen Planung von Nachfrage und Angebot fußen. In allen Verkehrsbereichen!

Aus der Sicht des Landessüdens liegen folgende Lösungsvorschläge nahe: Lasst noch mehr Züge nach Luxemburg-Stadt fahren und baut die bestehenden Autobahnen auf drei Spuren aus! Baut eventuell auch eine Autobahn Rodange-Luxemburg! Punkt, aus! Doch das, was so einfach klingt, ist es mit Sicherheit nicht. Zu dicht ist die Region besiedelt, zu knapp der zur Verfügung stehende Raum, zu umweltbelastend ein ungezügelt wachsender Individualverkehr!

Werktags wird die Hauptstadt von allen Seiten her mit mehreren Blechlawinen eingeschnürt. Das Aufnahmevermögen der Auffangparkings ist nahezu ausgeschöpft, für weitere Pendler fehlt bald der Raum. Eine dritte Spur auf den Autobahnen ist deshalb auf die Dauer keine Lösung, wenigstens nicht, wenn die täglich fließenden Pendlerströme sich nicht sehr bald in ein randvolles Fass ergießen sollen. – Bei der Kanalisierung des internationalen Durchgangsverkehrs sind die dritten Autobahnspuren hingegen wahrscheinlich die einzige Lösung. Wenigstens aus lokaler Sicht.

Auch die öffentlichen Verkehrsmittel stoßen bald an ihre Grenzen, wenn sie allein das Verkehrsproblem lösen sollen, das im Grunde genommen nur durch die starke Konzentrierung der wirtschaftlichen und der administrativen Aktivitäten in der Stadt Luxemburg und um sie herum hervorgerufen wird. Immer mehr Unternehmen lassen sich im Umland der Hauptstadt nieder, so dass das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel sich weiter verästeln muss und es immer schwerfälliger wird, d.h. die Fahrt zur Arbeit mit Bahn und Bus wird, global gesehen, immer umständlicher.

Das wirkungsvollste Mittel gegen einen Verkehrsinfarkt der Straßen, die nach Luxemburg-Stadt führen, vor allem (aber nicht nur) aus südlicher Richtung her, ist eine Dezentralisierung der Betriebe. Im privatwirtschaftlichen Bereich besteht sie, sieht man einmal vom Bankensektor ab. Auf staatlicher Seite ist allerdings noch ein hoher Nachholbedarf zu erkennen. Mit der beabsichtigten Verlegung des nationalen Laboratoriums nach Düdelingen wurde ein erster Schritt in Aussicht gestellt, diesen Nachholbedarf aufzusaugen. Die bevorstehende Revitalisierung der Industriebrachen erschließt weitere Möglichkeiten. Landesplanungsminister Michel Wolter stellte die Weichen völlig richtig, als er Anfang dieses Jahres im Bereich Neunutzung der Industriebrachen Nägel mit Köpfen machte, und zusammen mit der Regierung Ordnung in das Nutzungskonzept der zur Verfügung stehenden Brachen brachte.

Nun ist es an der Regierung, das Verkehrsangebot, rechtzeitig und auch geordnet, anzupassen, um eine Fehlkonstruktion wie der unter sozialistischer Federführung entwickelte zentrale Teil der “Collectrice du Sud” zu vermeiden. Die öffentlichen Verkehrsmittel müssen noch kundenfreundlicher (nach BTB- Konzept) ausgelegt werden und sie müssen noch schneller an ihr Ziel fahren können, damit auch an der Landesgrenze liegende (künftige) Auffangparkings genutzt werden. Und es müssen alle Dezentralisierungsmöglichkeiten für die wirtschaftlichen und administrativen Aktivitäten ausgeschöpft werden, deren der Süden von Düdelingen bis Rodange haufenweise in günstigen Lagen bietet. Der Süden rollt dazu den roten Teppich aus.

CSV Süden