Der Kongress der Frauen der Europäischen Volkspartei (EVP) in Brüssel

Der Kongress der Frauen der Europäischen Volkspartei (EVP) in Brüssel

Das gewählte Kongressthema: “Der Beitrag der Frauen zur Stabilität in Ost- und Südeuropa” hatte Delegationen aus 21 Nationen nach Brüssel bewegt. Vetreterinnen aus Albanien, Bosnien- Herzegovina, Bulgarien, Estonien, Kroatien, Litauen, Polen, Rumänien, Serbien, nebst Frauen aus sämtlichen der EVP angehörenden Parteien Europas waren präsent.

Die kürzlich neu gewählte Vorsitzende der EVP-Frauen, die Saarländische Europaparlamentarierin Doris PACK, seit Jahren engagierte Kennerin der Lage in den Balkanstaaten, erwähnte die tragischen kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre und die desaströsen Auswirkungen, deren volle Tragweite wir heute erst erkennen. Sie erinnerte z.b. daran, wie 1991, angesichts der tragischen Entwicklungen in Kroatien, 1100 Frauen nach Brüssel aufbrachen. Sie wollten Unterstützung holen gegen die geplante Einbeziehung ihrer Männer und Söhne in die serbische Armee, die sonst gezwungen worden wären, gegen ihr eigenes Volk zu kämpfen.

Gabriela RADU, Parlamentarierin aus Rumänien zog die Bilanz der hohen Erwartungen seit Ende der kommunistischen Ära. Besonders Frauen hatten sich Besserstellung, Anteilnahme am gesellschafts- und politischen Leben erwartet. Leider erwiesen sich viele Bestrebungen in dieser Hinsicht als neue Utopie.

So schnell war die in Jahrzehnten gewachsene Misswirtschaft nicht umzubauen. Frauenarbeitslosigkeit grassiert, über 90% der Absolventen, besonders in Berufen der neuen Technologien, verlassen definitiv ihr Land, ein nicht wieder gutzumachender Verlust. Befürchtungen werden laut, dass die nächst anstehenden Wahlen die früheren Kommunisten wieder hochbringen könnten.

Branca RAGUZ, seit dem Friedensabkommen von Dayton als “Ombudswoman” in Sarajevo tätig, beschrieb die immer noch absolut konfuse Lage ihres Landes. Zwei Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen oder Zwangsauswanderer. Über 26.000 Kinder sind Vollwaisen. Obwohl gleichberechtigt auf dem Papier, verweigert man Frauen die Rückkehr in ihre eigenen Wohnungen, wenn der Mann nicht mehr anwesend, im Krieg gefallen oder verschollen ist.

Nun erwartet man von Frauen, dass sie die Initiatoren einer neuen Kultur des Friedens und der Stabilität werden. Als absurd jedoch bezeichnet die Rednerin diese Vorstellung in einem gesellschaftlichen Umfeld wo Frauen an Schlüsselstellen der Entscheidungsgewalt nicht herankommen.

Stasa ZAJOVI kommt aus Belgrad, dem, wie sie unterstreicht, Zentrum wo alle Kriege ihren Ursprung hatten, Ort des systematisch organisierten Verbrechens. Sie ist Vertreterin von “Woman in Black” (Frauen in Schwarz), einer jener Gruppen die sich dem kriegerischen Aktivismus der Milosevic Polizei aufs mutigste widersetzten.

Die Organisation brachte es fertig ein ganzes Netzwerk von Kriegsverweigerern (objecteurs de conscience) über Serbien aufzubauen und Fluchthilfe zu leisten. Besonders in den letzten Monaten, als der bevorstehende Zusammenbruch des Milosevic Regimes immer offensichtlicher wurde, intensivierte sich die grausame Unterdrückung der agierenden Frauengruppe, die es immerhin fertiggebracht hat 400 Manifestationen allein in Belgrad zu organisieren.

Nun aber gilt es der jungen Generation einen Raum des Friedens und der Sicherheit aufzubauen, eine Zone in der die Einwohner wieder Hoffnung und Vertrauen entwickeln können.

Äußerst rege Diskussionen folgten den Ausführungen der Rednerinnen. Lösungswege wurden aufgezeichnet, Missstände angeprangert, wie z.b. der “Handel” mit Frauen, eine besonders leichte Beute in diesen unstabilen, ökonomisch ruinierten Ländern. Für etwas Heiterkeit sorgte der Vorschlag, dass man den Ländern die Gleichstellung und Mitbestimmung der Frauen als eine Bedingung zur Aufnahme als EU-Mitglied stellen sollte! Schön wäre es, wenn unsere westlichen, als “fortschrittlich” geltenden Länder diese Einsichten schon mal umgesetzt hätten!

Alle Frauen aus den Balkanländern aber waren sich einig in der Forderung, die Urheber aller groben Verstöße gegen die Menschenrechte, die Kriegsverbrecher, vor das internationale Tribunal in Den Haag zu bringen.