Über die Ziele der europäischen Eisenbahnpolitik herrscht seit geraumer Zeit Einigkeit. Ein gemeinsamer europäischer Eisenbahnmarkt mit einheitlichen technischen Standards soll entstehen. Transnationale Verkehrsnetze sollen schnellere und einfache Verbindungen im Interesse der Kunden ermöglichen und im Sinne einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Verkehrspolitik soll die Schiene gestärkt und die Straße entlastet werden.
Die tägliche Praxis hingegen sieht anders aus. In einer Studie der „Cellule ferroviaire de l’Administration wallone“ über den Fahrplan der SNCB ab Dezember 2014, der vorsah die Bahn bis 2017 besonders für Pendler attraktiver zu gestalten, wird beklagt, dass die Qualität stark gelitten hat. Man spricht von schlechten Verbindungen, erheblich mehr Baustellen und deutlich längeren Fahrzeiten. Geht man bei der SNCB von durchschnittlich 3,3 Prozent längeren Fahrzeiten aus, so liegt die Realität bei zehn Prozent. Auf der von vielen Luxemburgern benutzten Strecke Namur-Brüssel sogar bei elf Prozent. Dies stellt eine kontinuierliche, deutliche Verschlechterung dar.
Besonders vernichtend sieht die Vorhersage für das Eurocaprail-Projekt Brüssel-Luxemburg-Straßburg aus. Wenn ab April kommenden Jahres der TGV zwischen Luxemburg und Straßburg verkehrt, wird der Traum einer qualitativ hochwertigen Verbindung zwischen den drei Europa- Hauptstädten wohl ausgeträumt sein. Die französische Staatsbahn SNCF hat nämlich vor, Brüssel direkt mit Straßburg durch eine TGV-Verbindung über Lille zu bedienen.
Und Luxemburg? Äußerst zaghaft zum aktuellen Zeitpunkt die Reaktionen. Zu hoffen bleibt, dass, im besten Fall, sozusagen als Minimalziel, immerhin ein Abstimmen der Fahrpläne Brüssel-Luxemburg mit der TGV-Verbindung nach Straßburg stattfinden wird.
Georges Bach
Europaabgeordneter