Luxemburg bekommt eine neue Nationalbibliothek. Im Dezember 2012 hat Minister Claude Wiseler das entsprechende Gesetz und die damit verbundenen Pläne zum Bau einer neuen Nationalbibliothek auf Kirchberg auf den Instanzenweg gebracht. Die Profil-Redaktion sprach mit der CSV-Abgeordneten Martine Mergen, Präsidentin der parlamentarischen Kulturkommission, über den aktuellen Stand der Arbeiten und die Missionen der Nationalbibliothek.
Sie begrüßte mit Nachdruck, dass sich in Sachen Nationalbibliothek Konkretes abzeichnet und sprach von einer absolut notwendigen Investition: „Wissen, Bilden und Kultur sind ein Kapital für die Zukunft. Die Nationalbibliothek hat eine wichtige Rolle zu spielen.“
Martine Mergen zum aktuellen Stand: „Die Arbeiten in den parlamentarischen Kommissionen laufen auf Hochtouren. Der Berichterstatter und Präsident der zuständigen Kommission für nachhaltige Entwicklungen, Fernand Boden, ist sehr bemüht das Projekt so schnell wie möglich zur Abstimmung zu bringen. Der Bericht der Kommission steht kurz vor der Fertigstellung. Im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung der Kommissionen für Nachhaltige Entwicklung und für Kultur haben wir kürzlich einen intensiven Austausch über den künftigen Stellenwert, die Arbeiten und Missionen der neun Nationalbibliothek geführt. Der Kulturausschuss ist wohl nicht beim Bau impliziert, allerdings gefordert, was das Konzept, was den Inhalt betrifft. Bald können Nägel mit Köpfen gemacht werden. Die Hoffnungen sind groß, dass die Arbeiten 2014 planmäßig beginnen können.“
Warum eine neue Nationalbibliothek? Ist es eine Priorität?
Martine Mergen: „Priorität, natürlich. Unter dem Impuls von Kulturministerin Octavie Modert wurde nach einem geeigneten Standort gesucht. Seit Jahren ist durchaus bekannt, dass die Nationalbibliothek im ehemaligen Athenäum am Boulevard Roosevelt neben der Kathedrale aus allen Nähten platzt. Auch die Leseräume sind zu klein und nicht adäquat. Die Bibliothek entspricht in vielen Punkten keinesfalls mehr den Bedingungen einer modernen Bibliothek. So mussten Anfang 2010 mehr als 30 000 Bücher wegen Pilzbefall, bedingt durch die Feuchtigkeit im Untergeschoss restauriert werden. Wo die Bücher leiden, leidet auch der Mensch! Die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter können getrost als desolat bezeichnet werden.
Das neue Gebäude soll eine Nutzfläche von fast 25 000 Quadratmetern erhalten. 3,5 Millionen Bücher werden in dem Gebäude Platz finden; die derzeitige Bibliothek verfügt über knapp 1,7 Millionen Werke. Also auch in dieser Beziehung wird es zu einer eindeutigen Verbesserung kommen.“
Was sind denn nun die Missionen einer Nationalbibliothek?
Martine Mergen: „Die Nationalbibliothek ist Teil der Kultur unseres Landes. Sie ist die Schnittstelle zum kulturellen Erbe der Vergangenheit und zum Informationsreichtum von heute. Sie sollte nicht nur die größte Bibliothek des Landes sein, sondern auch ein modernes, dienstleistungsorientiertes Kompetenzzentrum für alle Bürger, und zudem beliebter Treffpunkt für Forschende und Studierende. Diese Voraussetzungen kann die Nationalbibliothek momentan nicht erfüllen. Mit der neuen Nationalbibliothek wollen wir neuen Schwung, neue Möglichkeiten und neue Wege setzen.
Die Missionen der Nationalbibliothek sind demnach sehr vielfältig. Sie steht klassischerweise für den Erhalt von Kulturgütern und Kulturerbe. Sie steht jedoch auch für neue Wege und Möglichkeiten in Wissenschaft und Forschung. Und die neuen Medien werden in den neuen Räumlichkeiten nicht zu kurz kommen. Sie soll deshalb auch als Partner der Universität Luxemburg ihre Rolle spielen können. Sie ist der Konservator der nationalen Literatur.
Die neuen Räumlichkeiten und das entwickelte Konzept haben freilich vor allem ein Ziel: So wie die Philharmonie für die Musik, das MUDAM für moderne Kunst, hat die Mannschaft um die Direktorin Monique Kieffer ein Konzept entwickelt, das DAS BUCH den Bürgern unseres Landes näher bringen will. Dies ist ein ehrgeiziges Unterfangen, da es in direkter Konkurrenz zu den neuen Medien steht, die allgemein weniger Engagement vom Verbraucher fordern. Genau wie der „Konsum“, und ich benutze dieses Wort mit Vorbehalt, der Inhalte der neuen Medien, sollte Lesen ein aktiver Prozess sein. Nur wer bewusst seinen Konsum wählt, kann sich das Wissen aneignen, das er will, das er braucht, und, nicht zuletzt, das ihm Freude bereitet.