Das Ziel ist eine 40-prozentige Frauenquote bei der Besetzung von europäischen Betriebsaufsichtsräten. Warum braucht man da eine eigene europäische Verordnung?
Bis dato gibt es noch immer einen Bereich der sich gegen alle Maßnahmen im Bereich Gleichstellung zwischen Mann und Frau strebt, nämlich der der Chefposten in Betrieben. Würde man es bei dem augenblicklichen Rhythmus belassen, würde es noch 40 Jahre dauern bis man ein annehmbares Gleichgewicht erreichen könnte.
Aus diesem Grund muss ein gewisser Druck seitens Europa, bzw. von der europäischen Kommission für Bewegung sorgen.
Wir können uns nicht erlauben auf Talente zu verzichten, welche wir dringend benötigen. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu gewähren und der demographischen Entwicklung Rechnung zu tragen, brauchen wir jedenfalls ein Mehr an Frauen auf dem Arbeitsplatz und vor allem Frauen, welche über eine hohe Ausbildung verfügen.
Wie kann man sich die Umsetzung dieses Gesetzes vorstellen?
Also der Verordnungsvorschlag der europäischen Kommission wird in Kürze das europäische Parlament, sowie dem Europarat weitergereicht werden zur Verhandlung und Verabschiedung.
Wenn nun diese Verordnung verabschiedet wird, müssen die Betriebe, welche weniger als 40% des einen oder anderen Geschlechts in ihren Aufsichtsräten vorzeigen können, neue Mitglieder ernennen. Dies muss auf Grund einer transparenten Ernennungsprozedur mit klaren Bewertungskriterien erfolgen, welche jeglichen Unterschied zwischen den Geschlechtern unterbindet. Bei gleicher Qualifikation gilt die Priorität dem unterrepräsentierten Geschlecht bis die vorgesehenen 40% erreicht sind.
Die Qualifikation wird immer ausschlaggebend sein. Ich möchte keine Quoten-Frauen, sondern Chancengleichheit für qualifizierte Frauen. Kein Betrieb soll gezwungen sein weniger qualifizierte Mitglieder in ihre Aufsichtsräte zu ernennen.
Wir wünschen, dass die Mitgliedstaaten abschreckende Sanktionen einführen für die Betriebe, welche ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Es ist selbstverständlich, dass die europäische Kommission die Umsetzung dieser Verordnung genauestens überwachen wird. Andernfalls, müssen Maßnahmen gegen eventuelle Verstöße von Mitgliedsstaaten ergriffen werden.
Wie kann man die europäischen Mitgliedstaaten überzeugen, welche dieser Verordnung noch etwas skeptisch gegenüber stehen?
Wir wissen, dass die Quotenregelung polarisiert. Die Quotenregelung mobilisiert. Noch bevor die europäische Kommission einen Vorschlag unterbreiten konnte, war die Diskussion schon voll im Gange. Während meiner ganzen Karriere habe ich so etwas noch nie erlebt. Dies beweist die soziopolitische Wichtigkeit der Frauenquote.
Aber der von mir unterbreitete Vorschlag ist vernünftig und proportioniert. Ich glaube, dass beim Lesen des Textes, die Mitgliedstaaten verstehen werden, was wir versuchen zu tun.
Durch die Unterstützung zahlreicher Mitgliedstaaten und besonders durch die des europäischen Parlaments, bin ich guter Hoffnung, dass dieser Text angenommen werden wird.