Um Kehlen herum, durch Keispelt hindurch

Minister Claude Wiseler über die derzeitige Situation in Sachen Umgehungsstraße Olm/Kehlen lmpaktstudie soll im Herbst dieses Jahres vorliegen

Seit Jahren setzt man sich in der Gemeinde Kehlen für eine Umgehung der Ortschaften ein, um den Transitverkehr im Interesse der Anwohner aus den Dorfzentren zu verbannen. Die Verkehrssituation in den Ortschaften Kehlen, Olm und Keispelt ist nämlich bedenklich. Tagtäglich sind die Anwohner in den teils winkeligen Gassen von Kehlen extremen Situationen ausgesetzt. Nachdem Claude Wiseler im vergangenen Jahr das Konzept des "Contournement Olm-Kehlen" im Kontext der nationalen Verkehrsplanung in Kehlen vorgestellt hatte, konnte der Minister nun bestätigen, dass Machbarkeitsstudien durchgeführt werden, die der Prozedur vorausgehen.

Im Herbst dieses Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Die sogenannte Westtangente, wie sie im Jahr 2000 noch geplant war und ursprünglich von Capellen bis Mersch reichen sollte, wird so nicht umgesetzt, bestätigt Claude Wise–ler gegenüber dem "Luxemburger Wort". "Was ich in der Vergangenheit sagte, war, dass ein Teil der nun geplanten Umgehungsstraße von Olm-Kehlen auf der damaligen Trasse dieser Westtangente liegt. Was den, Contournement’ von Olm/Kehlen angeht", unterstreicht der Minister, so sei vor drei Jahren in der Abgeordnetenkammer die Erlaubnis erteilt worden, die konkreten Planungen vorzunehmen, die einem sogenannten "Avant-projet" vorausgehen. Allerdings könne man nicht gleich morgen anfangen zu bauen, dazu müsse man die bestehenden europäischen Prozeduren einhalten.


Umweltstudie

Derzeit werde eine Umweltstudie durchgeführt, bevor eine Entscheidung gefällt wird. Die Ergebnisse dieser Studie sollen bestenfalls im Herbst dieses Jahres vorliegen. Im Anschluss werden die Gemeinden gebeten, ihre Ansicht mitzuteilen, bevor das Projekt dann erneut in den Regierungsrat kommt, wo dann eine definitive Entscheidung getroffen wird. Würde die vorgesehene Trasse wie geplant verabschiedet, würden die Ortschaften Olm und Kehlen umfahren, eine Umgehung von Keispelt, wie häufig von Bürgern und Lokalpolitik gefordert.

Vom Kreisverkehr in Mamer unweit der neuen Feuerwehrstation Cisma führt die neue Straße nicht nur in Richtung Capellener Gewerbegebiet, sondern stellt langfristig die Umgehung von Olm und Kehlen dar. Der CR 102 wird knapp erweitert auf einen Durchmesser von insgesamt sieben Metern. "Das ist eine Straßenbreite. auf der zwei Lastwagen problemlos aneinander vorbeikommen, es bleibt aber eine einfache zweispurige Straße", so Claude Wiseler.

Neue Umgehungsstraße

Die neue Umgehungsstraße führt zum Teil durch das Naturschutzgebiet "Mamerdall", es handelt sich dabei aber nicht um eine neue, sondern um eine größtenteils bereits bestehende Straße durch das dortige Waldgebiet, die lediglich dem neuen Bedarf angepasst wird. Auch wird ein kleiner Teil der Strecke untertunnelt und auf Höhe von Kehlen mit Lärmschutzwällen ausgestattet.

Hinter Kehlen stößt die neue Trasse auf Höhe der Biogasanlage auf "Quatre-Vents" auf den bestehenden Verteilerkreis. Die Bedenken der Keispelter Anwohner kann der Minister verstehen, sieht sie jedoch als nicht wirklich gerechtfertigt. "Wenn die Nordstraße öffnet und das wird noch vor der Fertigstellung der Ortsumgehung Olm-Kehlen der Fall sein, wird der Verkehr sich auf diese Trasse verlagern und zu einer Entlastung."

Wichtig ist auch der Anschluss der Industriezone Kehlen, die bisher keinen direkten Zugang zum Autobahnnetz hatte und wodurch die Lastkraftwagenfahrer gezwungen waren, über Land und durch die Ortschaften zu fahren, um das Kehlener Gewerbegebiet zu erreichen. Vorgesehen ist auch, Schwerlaster per Gesetz zu zwingen auf der Autobahn, sprich der Nordstraße zu bleiben, um ein Ausweichen auf Landstraßen zu vermeiden.

"Für die meisten Lkw-Fahrer ist es sowieso interessanter, auf der Autobahn zu bleiben und nicht auf alternative Strecken ausweichen zu müssen", so Claude Wiseler. "Wir werden uns weiterhin für eine Umgehung der Ortschaft Keispelt einsetzen", betont CSV-Gemeinderatsvertreter Flix Eischen. "Wir sind froh, dass in Kehlen und Olm endlich etwas geschieht, die Bemühungen, eine Ortsumgehung durchzusetzen gehen bereits auf zig Jahre zurück und der Status quo in Kehlen ist nicht mehr hinnehmbar", erklärt Eischen.

Drahtseilakt für LKW-Fahrer

Bis dato war es für zahlreiche Lkw-Fahrer ein Drahtseilakt, durch das enge und winklige Zentrum der Kehlener Ortschaft zu fahren. Mehr als einmal wurden Fassaden von überstehender Ladung beschädigt. Man hoffe, die Fertigstellung der Straße, sowohl die der Nordstraße als auch der Umgehungsstraße, gehe schnell über die Bühne. Noch möchte man in Kehlen nicht über die Finalität in Sachen Keispelt glauben.

"Ich befürchte, dass die Öffnung der Nordstraße nur einen minimalen Erfolg bringt, was eine Verkehrsentlastung für Keispelt betrifft, denn der Transitverkehr ist ja auch regional und nicht nur international gebunden", erklärt Eischen weiter. Vielmehr müsse man sich also auch in Keispelt Gedanken machen, evtl. die Geschwindigkeit der Lkws im Dorf zu drosseln, darüber bleibe noch zu diskutieren. Heute Donnerstag trifft sich übrigens der Kehlener Schöffenrat zu einem Gespräch mit Minister Claude Wiseler und wird über den Stand der Dinge in Sachen Umgehungsstraße informiert.

Quelle: Wort/Nadja Rafalski