Das Menschenrecht auf sauberes Wasser

Dr.- Ing. Marcel Oberweis

Die Vereinten Nationen haben die von Bolivien und 33 anderen Ländern unterstützte Resolution „Das Menschenrecht auf sauberes Wasser“ mit großer Mehrheit am 28. Juli 2010 angenommen. Von den 163 anwesenden Ländern haben 122 Länder dafür gestimmt und es gab keine Gegenstimme. Die restlichen 41 Länder haben sich der Stimme enthalten, es waren dies vor allem die entwickelten, die reichen Länder. Die Bildung, die Arbeit und die soziale Sicherheit sind als Menschenrechte anerkannt, aber der Zugang zu sauberem Wasser war dies heute noch nicht. Diese Ungerechtigkeit wird zumindest jetzt der Vergangenheit angehören. Der Anspruch auf sauberes Wasser ist trotzdem völkerrechtlich nicht verbindlich, es ist sogar nicht einklagbar in den 192 UN-Unterzeichnerstaaten, hier bedarf es noch viel politischer Arbeit in den kommenden Jahren. Die Verankerung hat aber einen hohen symbolischen Wert und wird die Politik der Mitgliedsländer der Vereinten Nationen neu definieren.
 
Anlässlich der Versammlung in New York wurde auch erklärt, dass fast 900 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser haben und mehr als 2,6 Milliarden Menschen über keine einfachen sanitären Anlagen verfügen. Die direkten Folgen sind die Krankheiten u.a.  Durchfall und Cholera. Man schätzt, dass etwa zwei Millionen Menschen an den Folgen von unsauberem Wassers jedes Jahr sterben, alle dreieinhalb Sekunden ein Kind.
 
Die Lebensqualität der Menschen sowie der gute Zustand der Ökosysteme hängen aber in einem hohen Maß von der Güte des Wassers ab. Der von den Vereinten Nationen ausgerufene Weltwassertag 2010 hatte deshalb als Thema „Sauberes Wasser für eine gesunde Welt“ in den Mittelpunkt der Betrachtungen gestellt. Es sollte die Wichtigkeit von sauberem und gesundem Trinkwasser sowie dessen nachhaltiger Bewirtschaftung hervorgehoben werden.
 
Sich der Tatsache bewusst, dass eines der im Jahr 2000 verabschiedeten Millenniums-Entwicklungsziele darauf abzielte, die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu gesundem Wasser und sanitärer Grundversorgung haben, bis zum Jahr 2015 zu halbieren, soll durch diese Resolution noch verstärkt werden. Um das Ziel zu erreichen, werden Investitionen in Höhe von 400 bis 500 Milliarden Euro pro Jahr in die Wasserwirtschaft benötigt.
 
Angesichts der aktuellen Probleme hinsichtlich der Wasserproblematik in vielen Ländern der Welt, insbesondere in der Sahelzone und in Asien, müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, die desolate Lage der Trinkwasserversorgung kurz- bis mittelfristig zu verändern. Die Menschen in den industrialisierten Ländern sowie in den Schwellen- und Entwicklungsländern sollen ermutigt werden, sich aktiv für den vorbeugenden Schutz des Wassers einzusetzen.

Es möge darauf hingewiesen werden, dass 71 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt ist und dass das Süßwasser nur 3,5 Prozent davon ausmacht. Weniger als ein Prozent Süßwasser steht als Trinkwasser zur Verfügung, weil ein Großteil im Eis gebunden ist. Es mag erstaunen, aber 80 Prozent der Trinkwasserreserven befinden sich in nur 10 Ländern dieser Welt. Deshalb sind sich die Experten einig, dass die Wasserknappheit eines der größten globalen Probleme der Zukunft darstellt und die schleichenden Klimaveränderungen werden das Problem noch verschärfen.

Der aufkommende Wassermangel wird die Produktion von Agrarprodukten beeinträchtigen und es werden Hungersnöte heraufbeschworen. Der Wassermangel, die Versteppung und die Bildung von Wüsten – Probleme, die ehemals nur in Afrika und Asien existierten – haben inzwischen längst Europa erreicht. Die von den weltweit führenden Nahrungsmittelkonzernen betriebene Privatisierung der Wasserversorgung wird das Problem noch verschärfen, denn in den meisten Fällen kommt es zu einer Verteuerung der kostbaren und lebenswichtigen Ressource Wasser für die Verbraucher.
 
Die natürlichen Ressourcen Wasser, Luft und Boden stellen die Lebensgrundlagen der Menschen dar, diese müssen nachhaltig geschützt werden. Der schonende Umgang mit dem Wasser und die Verantwortung des einzelnen Mitbürgers werden eingefordert. Die in Luxemburg rezent umgesetzte europäische Wasserrahmenrichtlinie in nationales Gesetz stellt einen ersten wichtigen Schritt dar.
 
Schlussgedanken
 
Die von den Vereinten Nationen verabschiedete Resolution wird das Bewusstsein schärfen, sauberes Wasser als ein Recht für alle Menschen auf der Welt zu garantieren. Dies stellt ein wichtiges Zeichen an die Verantwortlichen dar, nunmehr die nötigen finanziellen Mittel freizugeben, um sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen bereitzustellen. Auf diese Weise werden wir das Millennium-Entwicklungsziel erreichen und dazu beitragen, die Armut zu bekämpfen, die öffentliche Gesundheit zu verbessern und den Lebensstandard zu erhöhen. Für den Gipfel der Vereinten Nationen zu den Millenniums-Entwicklungszielen im September 2010 kündigt sich die Resolution als ein willkommenes Omen an.
 
Es soll uns allen bewusst werden, dass sauberes Trinkwasser wohl die Voraussetzung für das Überleben auf dem Planeten darstellt, aber vor allem, dass diese Lebensgrundlage allen Menschen zu gleichen Teilen verfügbar gemacht werden muss, damit soziale Spannungen nicht aufkommen.