Der Arbeitsmarkt von morgen – mit Mut die Zukunft gestalten

Eine freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Die Welt verändert sich, stellte noch gestern der Atlantik die geopolitische und wirtschaftliche Brücke zwischen der Alten und der Neuen Welt dar, so übernimmt heute der Pazifik in einem wachsenden Maß diese Rolle als Drehscheibe des Welthandels und des politischen Geschehens. Die aufstrebenden Schwellenländer in Asien, in Mittel- & Südamerika sind gemeinsam mit den Vereinigten Staaten von Amerika, die wichtigsten Akteure auf dem Weltmarkt. 

Die Europäische Union sieht sich einem technologischen, sozialen und wirtschaftlichen Anpassungsdruck ausgesetzt. Wir erleben gegenwärtig massive Veränderungen in den sozioökonomischen Bedingungen, derart, dass die etablierten Wirtschafts- und Sozialstrukturen auf tief greifende Weise verändert werden. Damit die Europäische Union auf dem Weltparkett wieder mitagieren kann, bedarf es des radikalen Umdenkens, die aktuellen Krisen unterstreichen dies eindeutig. Die glücklose Lissabon-Strategie 2010 hatte neben der wirtschaftlichen Komponente auch der Bildungs- und Forschungspolitik eine Schlüsselrolle eingeräumt, leider wurden die ambitiösen Ziele zum Teil nicht erreicht.
Ohne Zweifel stellen aber weiterhin die Innovation und das Hochschulwesen die wichtigsten Antriebskräfte für Wachstum und Beschäftigung in der wissensbasierten Gesellschaft dar. Gleich unseren Konkurrenten müssen wir der Bildung sowie der Forschung eine hohe Priorität einräumen, um schnell auf die Veränderungen einzuwirken, die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union und somit auch Luxemburg zu stärken und im Gefolge neue dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen. 

Die aktuelle Diskussion in Luxemburg zielt ja angesichts der Arbeitslosigkeit darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe zu festigen resp. zu erhöhen um neue dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu werden wir vor allem das Wissen und die Kreativität der Menschen unterstützen, indem wir ihnen die bestmögliche Bildung angedeihen lassen, dies gemäß ihren Fähigkeiten. 

Durch die leistungsstarke Forschung setzen wir die Kräfte frei, sodass die Klein- und Mittelbetriebe als Katalysatoren für die Innovationen gestärkt und die Potenziale des Wissens- sowie Technologietransfers genutzt werden können. Neue und wettbewerbsfähige Ideen und Konzepte für Produkte, Verfahren und Dienstleistungen sind die direkten Folgen der Grundlagenforschung sowie der angewandten Forschung. Im Gefolge werden in den Informations- und Kommunikationstechnologien, der Medizintechnik, den Nanotechnologien, der Mikrosystemtechnik, den Biotechnologien und den Umwelttechnologien das Wachstum angekurbelt und die Beschäftigung erhöht. 

Damit dies jedoch zum Nutzen der Wirtschaft geschehen kann, werden seitens der Europäischen Union sowie aus dem Staatshaushalt substantielle Zuwendungen an die Betriebe getätigt. Das Ziel ist ausgemacht, wir müssen drei Prozent des BIP bis 2020 vom Staat und von den Unternehmen in die Forschung investieren.

Investitionen in die grauen Zellen 

Die innovativen Technologieentwicklungen, an welchen auch die Universität Luxemburg und die vier öffentlichen Forschungszentren sowie die universitären Partner der Großregion beteiligt werden, ermöglichen u.a. die gewünschten Kostensenkungen bei der Herstellung von Mikroprozessoren, die Gewichtseinsparungen beim Autobau, die Steigerungen des Nutzungsgrades von Prozessen und die Reduktion des Energieverbrauchs in den Gebäuden und Häusern. Durch die Koordinierung der Forschung werden gemeinsame Technologieplattformen geschaffen, die allen beteiligten zugute kommen. 

Mittels der Verknüpfung von unterschiedlichen Forschungs- & Entwicklungsarbeiten erreichen wir die längerfristigen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie, wie sie in der EU-Direktive 2020 vorgestellt wurden.
Durch die Erkenntnis, dass die Jugendlichen von heute die künftige gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklung Europas maßgeblich prägen werden, kommt der Bildungspolitik mehr denn je eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zu. Es sind die durch die Krisen hervorgerufenen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, der technologischen Wandel, die Überalterung der Bevölkerung und der Übergang zu einer „carbonfreien“ Wirtschaft, die hier eine prägnante Rolle spielen. 

Da wir unser dieser Erkenntnis bewusst sind, macht es Sinn, sowohl in Luxemburg als auch in der Großregion mehr Begeisterung für die Chancen neuer Technologien zu entfachen. Insbesondere werden wir uns den Biowissenschaften, der Umwelttechnologien, der sanften Mobilität und dem Schutz der Biodiversität und dem nachhaltigen Bauen als wirksame Hebel für eine gesteigerte Lebensqualität einbringen.
Die hauptsächliche Problematik besteht jedoch darin, dass einer von drei Europäern in der Europäischen Union im erwerbsfähigen Alter derzeit über wenige oder keine Qualifikationen verfügt und damit um 40 % geringere Chancen auf eine Beschäftigung hat als Personen mit mittleren Qualifikationen. Die Verbesserung ihrer beruflichen Qualifikationen je nach persönlichen Kompetenzen und Fähigkeiten, werden diese Menschen besser auf den sich wandelnden Arbeitsmarkt vorbereiten. Nur durch eine optimal abgestimmte Bildung können sich die Menschen in dem schnell ändernden Arbeitsmarkt erfolgreich sein. Sowohl die Jugend als auch die bereits im Beruf stehenden Menschen brauchen das solide Fundament von Schlüsselkompetenzen, um für die neuen Herausforderungen gewappnet zu sein. Demzufolge bedarf es der Kompetenzanforderungen für den Arbeitsmarkt der Zukunft und logischerweise der Überarbeitung der Lerninhalte des allgemeinen und beruflichen Bildung
Die Bildung und die Weiterbildung werden in diesem Zusammenhang als die unverzichtbaren Instrumente angesehen, um die Menschen mit den nötigen Kompetenzen auszustatten. Wenn wir denn Erfolg im Aufbau der Wissensgesellschaft haben möchten, dann muss die Europäische Union eindeutig Flagge zeigen. Als logische Konsequenz erhöhen sich die Wettbewerbsfähigkeit und die soziale Kohäsion. Die von den Schwellenländern ausgehende Konkurrenz verlangt eindeutig die höher qualifizierten Arbeitskräfte, welche über mehr Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen verfügen.

Schlussgedanken 

Die Innovation in unserer Gesellschaft wird sich daran messen lassen, wie sie zu gesellschaftlichem Fortschritt und zu wirtschaftlichem Erfolg beiträgt. Sie stellt die Fähigkeit dar, neue Ideen aufzugreifen und sie durch die Verwendung neuer Technologien, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen besser und schneller als die Konkurrenz in wirtschaftlich tragbare Ergebnisse umzusetzen. 

Die Innovation muss umgehend die richtigen und vernetzten Antworten auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts finden. Ich führe hier nur die nachhal¬tige Energieversorgung und den Klimaschutz, die demografische Entwicklung, die Globalisierung, die Attrak¬tivität der Regionen, die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie der soziale Gerechtigkeit an. Um dies zu schaffen, benötigen wir begeisterte und kompetente Menschen sowie dynamische und wandlungsfähige Unternehmen. 

Damit Luxemburg sich in diesen pulsierenden Innovationsraum einbringen kann, bedarf es der beständigen Anstrengungen und der effizienten Nutzung von Partnerschaften zwischen den einzelnen Akteuren der Gesellschaft. Das Gegeneinander bringt keine Früchte, sondern nur durch das Zusammenwirken wird Hervorragendes geschaffen.

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter