Marcel Oberweis, CSV-Abgeordneter, zum Jahr der Biodiversität
Die Generalversammlung der UN hat 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Dies mit dem Ziel, Rechenschaft darüber abzulegen, ob deren Rückgang in den vergangenen Jahren aufgehalten werden konnte. Unter „Biodiversität“ ist die Vielfalt des Lebens auf der Erde gemeint – von der genetischen Fülle über den Artenreichtum bis hin zum Reichtum an Ökosystemen.
Durch Abholzung von Wäldern, Überfischung der Meere, Trockenlegung von Mooren und anderen Feuchtgebieten sowie durch einschneidenden Siedlungsdruck ist die Artenvielfalt massiv gefährdet. Das bereits im Jahre 1992 an der UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro ausgehandelte „Übereinkommen über die Biologische Vielfalt“ zielte daher darauf ab, die Artenvielfalt zu erhalten. Zehn Jahre später, auf dem UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg, bekräftigte die Staatengemeinschaft den gemeinsamen Willen, den stetigen Verlust an Biodiversität bis 2010 zumindest zu verringern.
Die Herausforderung
Neben der sicherlich berechtigten Sorge betreffend die Konsequenzen des Klimawandels ist die Sorge um die Biodiversität eine weitere Herausforderung, der wir uns zu stellen haben. Es ist nicht exakt bekannt, wie viele Lebewesen heute auf der Erde leben. Experten sprechen von etwa 15 Millionen existierenden Arten. Derzeit bekannt und beschrieben sind rund 1,8 Millionen Arten, auf ihre Gefährdung hin untersucht wurden bisher lediglich knapp 40 000 Arten.
Tatsache ist allerdings, dass die Biodiversität weltweit beständig abnimmt. Nach Schätzungen sterben täglich 150 Arten aus. Der Verlust des Lebensraums, verursacht in der Regel durch gravierende Umweltveränderungen, gehört heute zu den wichtigsten Bedrohungen der Arten. Laut UN-Umweltprogramm sind weit über 16 000 Arten weltweit vom Aussterben bedroht.
Der Handlungsbedarf
Der Handlungsbedarf ist demnach unverkennbar. Lebenswichtige Ökosysteme müssen erhalten bleiben; denn sie liefern uns Sauerstoff und binden Kohlendioxid. Sicherlich brauchen wir zum Überleben Erdgas und Petroleum, doch wir brauchen vor allem auch eine intakte Umwelt. Es gilt nicht nur an das Heute, sondern vor allem an das Morgen zu denken. Das gilt für Umwelt- genauso wie auch für Wirtschafts- und Finanzfragen. Nationale Naturschutzpläne zum Schutz und Erhalt von Feuchtgebieten, Trockenwiesen oder auch Obstgärten machen demnach Sinn. Sie dienen dem Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt und somit der Artenvielfalt. Dass mehr als 18 Prozent der Landesfläche als Naturgebiete ausgewiesen sind, ist somit ein wichtiger Schritt. So ist es denn mehr als zu begrüßen, dass seitens des Ministeriums für Umwelt und nachhaltige Entwicklung unter Claude Wiseler und Marco Schank weitere Impulse und Initiativen folgen, um den Zielsetzungen des Internationalen Jahres der Biodiversität gerecht zu werden. Lippenbekenntnisse allerdings reichen nicht aus. Der Schutz der biologischen Vielfalt hat ohne Zweifel dieselbe Dimension wie die Frage des Klimaschutzes. Naturschutz ist zu einer Existenzfrage für den Menschen geworden. Wir müssen uns für Artenschutz stark machen, jetzt unmittelbar, nicht irgendwann! Weltweit soll das internationale Jahr der Biodiversität daher genutzt werden, um für Artenvielfalt zu werben mit dem Ziel, mehr für ihren Erhalt zu tun.