Marc Spautz schreibt im “Soziale Fortschrëtt”
Wie jedes Jahr wird nach den Sommerferien, mit dem Schul- und Herbstanfang auch die politische und gewerkschaftliche „Rentrée“ eingeläutet. Und dieses Jahr geschieht dies nicht unter den besten Voraussetzungen: Die Staatsverschuldung in Luxemburg ist seit Jahren wieder ein aktuelles Thema, in der Wirtschaft sind nur ansatzweise positive Zeichen erkennbar, die Zahl der Kurzarbeiter hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt, auf dem Arbeitsmarkt deutet sich keine Entspannung an, im Gesundheits- und Sozialsektor steht ein Arbeitskampf vor der Tür, … Kurz gesagt: Es kündigt sich ein stürmischer Herbst an!
Noch unter der „alten“ Regierung wurde angesichts der schlechten wirtschaftlichen Situation ein Gesetzesprojekt ausgearbeitet, welches sich vor allem mit der Situation der Jugend auf dem Arbeitsmarkt beschäftigt. Hier wurde bereits jene Grundlage gelegt, die es nun dem jetzigen Arbeitsminister durch spezielle Maßnahmen erlaubt, nicht jene Generation die Suppe auslöffeln zu lassen, die keinerlei Schuld an der aktuellen wirtschaftlichen Situation trägt.
Dass die so genannte Realökonomie massiv unter den Fehlern der Banken zu leiden hat, ist unbestritten. Unbestritten ist auch, dass gerade jetzt viele Schulabgänger auf den Arbeitsmarkt drängen, sie aber mit der Situation konfrontiert sind, dass viele Betriebe und dazu gehören auch die Banken, aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus lieber abwarten als einstellen wollen. Und um dies zumindest teilweise abzufedern, hat die Regierung ein befristetes Maßnahmenpaket im Interesse der Einstellung von Jugendlichen beschlossen.
So ist vorgesehen, dass bis Ende 2010 die bestehenden Jugendbeschäftigungsmaßnahmen gelockert werden und dass eine weitere Maßnahme hinzukommt: Für Schulabgänger mit Diplom und ohne Berufserfahrung wird die Möglichkeit geschaffen, dass trotz wirtschaftlicher Schieflage die Betriebe Neueinstellungen vornehmen können, da deren Entlohnung vom Staat substantiell mitgetragen wird. Es ist unbestritten richtig und notwendig, dass der Staat eine solche Maßnahme einführt und sich auch daran finanziell beteiligt. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass die Wirtschaft sich hier ihrer sozialen Verantwortung bewusst ist und auch offene Stellen anbietet. Vor allem die Banken müssten mit gutem Beispiel vorangehen!
Sorge bereiten aber nicht nur die gut ausgebildeten Schulabgänger. Sorgen bereiten vor allem jene, die die Schule abbrechen und jene, die keine Möglichkeit auf eine Mindestqualifikation erhalten. Seit Jahren wird angeprangert, dass die Schule sich zu wenig an den Anforderungen des Arbeitsmarktes orientiert, dass die Eltern und Schüler falsch beraten werden… Und gerade hier hätte die Regierung bei der Neubildung endlich Akzente setzen können. Jedoch weit gefehlt!
Es wurde wiederum keine nationale Instanz geschaffen, die sich zentral um die Schul- und Berufsberatung kümmert. Wohl wurde die politische Absicht geäußert, dass die bestehenden Institutionen enger und gezielter zusammen arbeiten sollen. Wem jedoch nützt es, wenn die Politik Wünsche und Absichten äußert – die Tatsachen aber eine andere Realität zeigen. Eine gemeinsame Beratungsstruktur, wie schon die OECD es in ihrem Gutachten vor Jahren gefordert hatte, wäre gerade in den heutigen Zeiten angebracht! Wir können es uns nicht erlauben – und hier wiederhole ich mich gebetsmühlenhaft – das alleinige Kapital in unserer Gesellschaft brachliegen zu lassen: unsere Jugend und deren Ausbildung!
Das Regierungsprogramm hätte sich in diesem Punkt sehr viel konkreter und konsequenter äußern müssen. Nun bleibt nur zu hoffen, dass die einzelnen Akteure sich zusammenfinden und im Interesse der Jugendlichen gemeinsam handeln, bzw. ihre eigenen Interessen hinten anstellen. Es scheint so, als wäre Luxemburg für die Zukunft in punkto Berufsberatung und Arbeitsmarkt nicht besonders gut gewappnet ist – leider!
Marc Spautz, Oktober 2009