Das grenzüberschreitende Hochschulwesen – wichtiges Element der Lissabon-Strategie

Die Großregion mit Luxemburg als Schwerpunkt hat sich mittlerweile zu einem vorbildlichen europäischen Modell entwickelt. Freie Tribüne von Marcel Oberweis.

 Die 11,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger zeichnen sich durch ein gemeinsames Engagement für die Bewältigung der aktuellen Krisen aus. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Erhalt der sozialen Errungenschaften, die Schaffung von neuen dauerhaften Arbeitsplätzen sowie die Entwicklung von sozialen, wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Lebensbedingungen stellen weitere Elemente der gemeinsamen Anstrengungen dar. Um den gewünschten wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen, brauchen wir gut ausgebildete Menschen in allen Lebensbereichen.

Einerseits eine engagierte Jugend, die sich in den unterschiedlichen Schultypen das nötige Wissen aneignet, um im Berufsleben die anstehenden Herausforderungen von morgen zu bestehen. Andererseits benötigen wir gut ausgebildete MitarbeiterInnen in den Betrieben, denn nur derjenige kann bestehen, der über die nötigen Kompetenzen und Qualifikationen verfügt. Ohne hochqualifizierte Arbeitskräfte werden wir es nicht schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Großregion zu erhalten und weiter zu entwickeln. 

In diesem Zusammenhang wird dem gegenseitigen Austausch in der Forschung und dem Hochschulwesen eine hohe Priorität in der Großregion gewidmet. In dem grenzüberschreitenden Kooperationsraum, der vom Saarland, Lothringen, Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Wallonien und der Deutschsprachigen Gemeinschaft gebildet wird, kommt es immer stärker zu einem regen Gedankenaustausch. Der Gedanke des vernetzten Denkens hat sich als ein wichtiger Bestandteil der politischen Agenda kristallisiert. 

Die Großregion verfügt heute bereits neben den Hochschulen über eine vielfältige und ausdifferenzierte Forschungslandschaft u.a. eine Reihe von Einrichtungen, deren Aktivitäten weit über die Grenzen der Großregion hinaus Anerkennung finden. Es verbleibt jedoch ein gewisser Nachholbedarf im europäischen Vergleich, der nur durch den weiteren Ausbau des Forschungssektors, der Förderung der Innovationsfähigkeit in den KMUn und der Entwicklung eines innovativen Umfeldes, aufgeholt werden kann. Durch die übergreifenden Aktivitäten im Hochschulwesen und in der Forschung werden die Grundlagen für die Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen in den Bereichen Umwelttechnik, Materialien, Biotechnik, Medizintechnik, Logistik, Raumplanung und Bauwesen gelegt. 

In diesem Sinne wurde bereits im Jahr 1984 die Hochschulcharta verabschiedet, in welcher 13 Hochschuleinrichtungen vertreten sind. Die Hauptaufgabe des grenzüberschreitenden Hochschulraums besteht im interregionalen wissenschaftlichen und universitären Austausch von Forschern, Dozenten und Studenten. Die Universitäten Saarbrücken, Lüttich, Luxemburg, Metz, Nancy, Trier und Kaiserslautern sind hier eingebunden. Die Großregion weist heute bereits 113 Hochschulen mit mehr als 200.000 Studenten auf, fürwahr ein Potenzial an Wissen und Kompetenz. Durch Ausbildung der Förderschwerpunkte in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kommt es zur Schaffung weiterer Cluster, wo sich Hochschulen, KMUn und Forschungsstätten begegnen. 

Durch den Wissenstransfer zwischen den Hochschulen, den Forschungsinstituten und den Wirtschaftspartnern werden wir die Wettbewerbs- und die Innovationsfähigkeit der Großregion maßgeblich positiv beeinflussen. Die Herausforderungen auf dem Weg zu einer wettbewerbsstarken, dynamischen und wissensbasierten Wirtschaft, wie sie von der Lissabon-Strategie 2010 gefordert werden, sind bekannt. Es muss jedoch auch einleuchten, dass dem lebensbegleitenden Lernen eine hervorragende Bedeutung im Hochschulraum zugewiesen wird. Denjenigen MitarbeiterInnen, welche ihr Wissen auffrischen möchten, sollen durch ein flexibles System die Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung zugestanden werden, die vor kurzem geschaffene virtuelle Universität der Großregion kann hier Hervorragendes leisten. 

Der fortschreitende Strukturwandel, der von der globalisierten Wirtschaft mit neuen Schwerpunktzentren u.a. in Asien und Mittelasien vorgegeben wird, zeichnet die neuen Achsen des Fortschritts hin zu einer wissensbasierten Gesellschaft auf. Die Politik muss derart gestaltet werden, dass die neuen Technologien und die qualifizierten Arbeitskräfte, neben der Innovationsfähigkeit, die wesentlichen Voraussetzungen für das wirtschaftliche Wachstum bedeuten, denn nur dann schaffen wir die Erneuerungsfähigkeit der Wirtschaft in unserer bisher dynamischen Großregion. 

Durch die gegenseitige Kooperation im Hochschulwesen und der Forschung wird in die zukunftsträchtige Zukunft investiert, die nötigen Wachstumspfade aufgezeigt, die Wirtschaft umweltfreundlicher gestaltet und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhöht und dies zum Wohl aller Mitbewohner der Großregion. 

Die direkte Konsequenz dieser vernetzten Maßnahmen wird ohne Zweifel die Ausprägung des „Wir-Gefühls“ aller Mitbewohner sein, im wachsenden Europa eine entscheidende Komponente.

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter, 14. Oktober 2009