Klimakonferenz in Kopenhagen angesichts der unsicheren Energieversorgung

Eng fräi Tribün vum Dr.-Ing. Marcel Oberweis

Laut den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen des renommierten „Massachussets Institute of Technology (MIT) wird sich die Erde um 5,2 Grad C bis Ende des 21. Jahrhunderts erwärmen, noch 2003 wurden von demselben Institut nur 2,4 Grad C vorausgesagt. Dabei ist bekannt, dass der Klimawandel spätestens ab 2 Grad C Erwärmung außer Kontrolle geraten wird und bereits heute leiden die meisten Länder in Afrika unter den verheerenden Folgen des Klimawandels. 

Aber nicht nur dort sehen sich die Menschen dem Klimawandel ausgesetzt u.a. durch die Erhöhung des Meeresspiegels, das Verschwinden von Inseln, die zerstörerischen Hurrikane, die sengende Gluthitze und das Schmelzen der Gletscher. Die Prognosen für die Zukunft sind keineswegs erfreulich, die Wüstengebiete breiten sich weiter aus und Millionen Menschen müssen die angestammte Heimat angesichts des Versiegens ihrer Wasserquellen verlassen. 

Auch wenn sich die reichen Länder mittlerweile den Folgen ihres ungehemmten fossilen Energieverbrauchs bewusst werden, so sind sie dennoch nicht gewillt, ihren Beitrag zur Reduzierung der damit verbundenen Treibhausgasemissionen zu leisten. Das jüngste Bonner Treffen der Klimawissenschaftler sollte der Vorbereitung der Kopenhagener Klimakonferenz im Dezember dienen, an welcher der Nachfolgevertrag für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll verabschiedet werden soll. Da alle Länder auf ihrem Standpunkt der minimalistischen Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen verharren, war kein Durchbruch möglich. 

Gemäß den Empfehlungen des Weltklimarates müssen die Industrienationen ihren CO2-Ausstoß jedoch um 25 bis 40 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 verringern, damit der Temperaturanstieg unter der kritischen Marke von 2 Grad Celsius bleibt. Die Europäische Union, ein dynamischer Motor in Sachen Klimaschutz, will die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent bis 2020 reduzieren, um 30 Prozent sogar, wenn die anderen reichen Nationen sich das gleiche Ziel setzen. 

In den wenigen Monaten, die uns noch bis zur Kopenhagener Umweltkonferenz trennen, müssen aber tief greifende Entscheidungen getroffen werden. Vor allem muss jedes Land seinen nachhaltigen Weg angeben und der erste Schritt besteht darin, die wirtschaftliche Entwicklung vom Energieverbrauch zu entkoppeln, die Energieeffizienz zu erhöhen und den Einsatz der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Für Luxemburg gilt dies folgerichtig auch und es wird von uns allen verlangt, den Energieverbrauch in den staatlichen Verwaltungen und den Staatsgebäuden, im Verkehr, in den Gemeinden und in den Haushalten drastisch zu verringern. Mit einer konsequenten Strategie, durch den intelligenten Einsatz von Technik, Wissen und Kapital, werden wir die entscheidenden Schritte einleiten. 

Wenn jedoch die Industrieländer weiter unbeweglich bleiben, dann gerät der weltweite Klimaschutz in Gefahr und die direkten Folgen werden verheerende Konsequenzen haben, die die reichen Länder möglicherweise abfedern können. Die Schwellenländer werden dann weiter auf die Verbrennung der fossilen Energien setzen, damit sie das Wachstum für die wachsenden Bevölkerungen garantieren können. Die Menschen in den Entwicklungsländern werden jedoch ohne Hilfe allein gelassen. 

Das Problem der Begrenztheit der fossilen Energievorräte sowie die prekäre Energieversorgung der industrialisierten Länder sind hinlänglich bekannt, der jetzt wieder in den Mittelpunkt rückende Gaskonflikt zwischen der Ukraine und Russland sollte uns wachrütteln.

Die Energieversorgung der Europäischen Union muss auf festem Untergrund stehen

Die durch die weltweite Wirtschaftskrise bedingte verminderte Förderung an Erdöl gehört bereits der Vergangenheit an, denn der steigende Energiehunger in China und Indien verlangt nach der Produktionserhöhung. Diesbezüglich hat die Internationale Energieagentur gewarnt, dass ohne grundlegenden Wandel, der weltweite Energieverbrauch um mehr als die Hälfte bis 2030 wachsen wird. Allein der Bedarf an Erdöl wird sich beim derzeitigen Wachstum auf über 100 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2030 erhöhen. 

Für die Europäische Union wurde die Erdölabhängigkeit auf 94 Prozent und die Erdgasabhängigkeit auf 95 Prozent für 2030 angegeben. Es macht deshalb Sinn, dass die EU ihre Energieversorgung grundlegend überdenkt u.a. durch die Frage nach der Produktion von elektrischer Spitzenleistung durch das importierte Erdgas. Die verstärkte Energieeinsparung, die intelligente Bereitstellung der elektrischen Energie mittels der dezentralen Produktion, die breitflächige Nutzung der erneuerbaren Energien und die gewünschte Glättung des Energieverbrauchs stellen wichtige Elemente der neuen Energiepolitik dar. Wir benötigen das Engagement auf höchster politischer Ebene, um das Ruder herumzureißen und den ungebremsten Klimawandel langfristig zu begrenzen. 

Dass dieser Umdenkprozess kurzfristig einsetzen wird, zeigen die jüngsten Meldungen, laut denen die Gewinnung von elektrischer Energie durch die Nutzung der Solarenergie in den Maghreb-Staaten in die Projektphase eintritt. Die erzeugte elektrische Energie wird vor allem den Menschen in diesen Ländern zur Verfügung gestellt und der Überschuss soll über die 1 Million V-Höchstspannungs-Gleichstromebene in die Europäische Union exportiert werden, dies mit Übertragungsverlusten von nur 3 Prozent auf 1000 km. 

Die aufgestellten Solar-Parabolrinnen-Kraftwerke erlauben des Weiteren auch die Meerwasserentsalzung, um das dringend benötigte Trinkwasser in den wasserarmen Regionen bereit zu stellen. Die Solar-Parabolrinnen-Kraftwerke stellen eine wichtige Komponente der solaren Versorgung an elektrischer Energie dar. Sie können auch während den Nachtstunden produzieren, indem sie die während des Tages eingespeicherte überschüssige thermische Energie in elektrische Energie umwandeln. In Europa sind mittlerweile drei Anlagen ANDASOL mit jeweils 50 MWel in Spanien errichtet worden. Nach Schätzungen des DLR benötigen wir Investitionen von etwa 400 Milliarden € bis zum Jahr 2050. Dies wird sicherlich der Wirtschaft in Europa als auch in den Ländern südlich des Mittelmeeres neue dauerhafte Arbeitsplätze bringen. In Bezug auf die Kosten für den Bezug von Solarstrom aus der Wüste kann man etwa sechs Cent pro kWh veranschlagen. 

Aber nicht nur die Länder der Maghreb-Staaten und des Vorderen Orients sollen eingebunden werden, vielmehr werden auch die Länder der Sahelzone miteinbezogen. Hier werden aber vor allem die Photovoltaikanlagen errichtet und dies zuerst in dezentralen Anlagen, um dann später den Überschuss ebenfalls in das Höchstspannungs-Gleichstromebene einzuspeisen. In diesen Ländern müssen wir vor allem um die Hebung der Lebensqualität besorgt sein, durch die Bereitstellung der Technologie zur Nutzung der Solarenergie unterstützen wir den Aufholprozess der Menschen in den Entwicklungsländern, ein wichtiger demokratischer Prozess auf dem Weg zu einer gerechteren Welt.

Dr.-Ing. Marcel Oberweis